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Nachfolger steht schon festHartmut Priess verlässt die Kölner Band „Bläck Fööss“

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Hartmut Priess (r.) hört Ende des Jahres auf. Hanz Thodam von den Domstürmern wird der neue Bassist.

Köln – Auch im Moment des verkündeten Abschieds von seinen Bläck Fööss dominiert die nachdenkliche, reflektierte Facette des  Hartmut Priess (75).  Alle Lieder und Texte der Band hat er für seinen Nachfolger  am Bass auf eine DVD gebrannt. „Es ist schon bedrückend, dass dies die Arbeit von mehr als 48 Jahren ist“, sagt er mit Blick auf die kleine Scheibe. Hanz Thodam (48), derzeit noch bei den Domstürmern auf der Bühne, nimmt das Geschenk fast schon ehrfürchtig entgegen. Als er zur Welt kam, hatten sich die Bläck Fööss gerade gegründet.

Letztes Konzert zu Silvester

Das Silvesterkonzert in der Lanxess-Arena soll der letzte Auftritt  von Hartmut Priess mit den Fööss werden. Die Schulprojekte der Band will er aber auch danach noch fortsetzen. Erry Stoklosa (70)  und Bömmel Lückerath (68) werden dann die beiden letzten verbliebenen Gründungsmitglieder sein. Voriges Jahr waren bereits  Pit Hupperten und Mirko Bäumer als neue Band-Mitglieder präsentiert worden. „Durch die Wechsel ist eine tolle Energie in die Band gekommen, das tut uns gut“, urteilt Bömmel Lückerath.

Nicht nur auf der Bühne ist der neue Schwung mitunter sichtbar. Ende Oktober will die Gruppe ein neues Album präsentieren. „Etwa 80 Prozent der Lieder sind fertig“, sagt Hupperten. Beim Tanzbrunnen-Konzert am 25. August wollen die Fööss zwei bis drei der neuen Nummern präsentieren. „Dafür kommen wir extra ein paar Tage früher aus dem Urlaub zurück“, kündigt Lückerath an. 

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50. Bandjubiläum der Fööss

Hinter den Kulissen laufen bereits die Planungen für das 50. Bandjubiläum der Fööss. Im Jahr 2020 wird das sein. Vorgesehen ist mindestens ein großes Konzert auf dem Roncalliplatz direkt neben dem Dom – so hatte die Band bereits ihren 40. Geburtstag gefeiert. Die Stadtspitze soll bereits Zustimmungswillen signalisiert haben. „Und dann werden wir sehen, wie groß die Kartennachfrage ist“, meint Stoklosa. Drei Konzerte hatte die Band vor acht Jahren gespielt, mal sehen, wie viele es in zwei Jahren sein werden.

Um den Wechsel von Hanz Thodam zu Fööss zu verkünden, ist am Freitag auch Micky Nauber, der Frontmann der Domstürmer, in den Tanzbrunnen gekommen. Alle Beteiligten wollen den Eindruck vermeiden, die Bläck Fööss hätten in der Kölner Musikszene gewildert, um einen Nachfolger für Hartmut Priess zu finden. Richtig überrascht war Nauber offenbar auch nicht. „Hanz hat die Bläck Fööss schon immer bewundert und im Tonstudio für sie gearbeitet.  Ich bin natürlich etwas traurig, aber wir hatten vier Jahre lang eine tolle Zeit“, sagt er. Vor den Domstürmern gehörte Thodam übrigens zu der Band Hanak.

Für Hartmut Priess und die Bläck Fööss wird steht nun bereits das 43. Tanzbrunnen-Konzert an, Premiere war 1975.  Auch dies ist eine Herzensangelegenheit für Priess. „Das Konzert hier hat seinen familiärer Charakter im wesentlichen behalten“, sagt er.

Die Bläck Fööss spielen am Samstag, 25. August, im Tanzbrunnen. Karten kosten 24,90 Euro (Abendkasse 29 Euro), Kinder unter 13 Jahren  frei.

Interview

Herr Priess,  wie viel Wehmut spielt von nun an mit? Die Auftritte im Tanzbrunnen und  im Montessori-Gymnasium haben durch ihren familiären Charakter für mich einen besonderen Stellenwert.    Von daher wird mein letzter Auftritt hier  im Tanzbrunnen nicht so ganz einfach sein. Hier hatten wir übrigens auch unser Schulprojekt angesiedelt und mit Kindern gesungen.

Werden Sie dies weitermachen? Das habe ich vor. Am liebsten arbeite ich in kleinen Gruppen mit 30 Kindern, da passieren unglaublich schöne Sachen. Kinder lieben kölsche Musik. Und Kinder mit Migrationshintergrund sagen: Mir sin Kölsche.  Ihre Auftritte auf der Bühne sind ein Zugehen auf die Stadtgesellschaft. Mit den Schülern  der Schule Großer Griechenmarkt haben wir auch schon mal auf einer Intensivstation gesungen.

Ihr Herz hängt auch an den Zeitreisen der Band. Wird es noch mal eine Revue in der Flora geben ähnlich wie „Usjebomb“? Das wäre schön, gerne würde ich mich dann mit dem Abschnitt der 1960er Jahre befassen. Das geht natürlich nur, wenn die Band das auch will.

Sie haben Ihr Hobby zum Beruf gemacht. Ein Glücksfall? Ja, aber so etwas fällt nicht  vom Himmel. Ich habe mich mit meinem Wunsch, Musiker zu werden, durchgesetzt und davon leben können. Ich habe dadurch einen Platz gefunden, an dem ich etwas bewirken konnte und kann. Man muss im Leben auch auf das Glück zugehen.

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