Neue StadtwacheSo sehen die Pläne für Standort der Feuerwehr im Zentrum aus

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Die Innenstadtwache an der Agrippastraße

Köln – An gemeinsames Essen aller Mitarbeiter ist in der Innenstadtwache der Feuerwehr nicht zu denken.  Der Speiseraum an der Agrippastraße ist so klein, dass in zwei Etappen gegessen werden muss.  Vor neun Jahren war bereits eine neue Fahrzeughalle an der Nord-Süd-Fahrt gebaut wurde, weil der Platz nicht mehr reichte.

An die Halle grenzt ein Büro, in dem sich derzeit bis zu zwölf Bedienstete des Rettungsdienstes knubbeln.  „Es wird jeder Quadratzentimeter ausgenutzt“, sagt Feuerwehrchef Dr. Christian Miller (siehe Interview auf Seite 2). Nun ist Besserung in Sicht, kommenden Monat wird der Stadtrat über einen Neubau entscheiden.

Neubau mit Leitstelle und Dienst-Apartments

Die Not bei der Feuerwehr ist groß, denn die Wache stammt aus dem Jahr 1962. Bis heute ist die Zahl der Mitarbeiter an diesem Standort von 59  auf 160 gestiegen. Eine Sanierung lohnt sich nicht mehr, stattdessen soll eine hochmoderne Wache mit einer Ausweichleitstelle, Dienst-Apartments und Platz für mindestens 19 Fahrzeuge entstehen. Zur Nord-Süd-Fahrt soll fünfstöckig gebaut werden –  und damit ähnlich hoch wie das gegenüberliegende Bürohaus der Entwicklungsgesellschaft DEG.  Zur Agrippastraße und Sternengasse  ist eine flachere Bauweise vorgesehen. Den Raumbedarf beziffert die Feuerwehr auf 3650 Quadratmeter. Elf Feuerwachen gibt es in Köln, nirgendwo rücken die Retter so oft aus wie in der Innenstadt. Voriges Jahr wurden hier 40 000 Einsätze bewältigt, meist Rettungseinsätze, aber auch 7500 Brände oder technische Hilfen. „Es liegt im gesamtstädtischen Interesse, den Standort als wesentliches Infrastrukturprojekt innerhalb der Sicherheitsarchitektur der Stadt auszubauen“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat.

Planung einer Kostenschätzung fehlt

Das Rechnungsprüfungsamt  vermisst in der Planung eine Kostenschätzung. Es sei „nicht nachvollziehbar“, dass trotz konkreter Berechnung der Nutzungsfläche keine Gesamtsumme genannt wird. Die Feuerwehr will diese erst in einer späteren Planungsphase nennen, um möglichst verlässliche Angaben machen zu können. Vielleicht ist dies eine Reaktion auf die jüngsten Erfahrungen beim Bau des Feuerwehrzentrums in Deutz, denn hier waren die Kosten um sieben Millionen Euro (rund 25 Prozent) gestiegen.

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Doch die Prüfstelle vermisst ebenso eine Kostenkalkulation für die Errichtung eines Interimsstandorts, der während der Bauzeit bezogen werden muss. Zusätzlich wünschen sich die Prüfer einen „Rahmenterminplan“. Für Bauplanung und Architektenwettbewerb sollen zunächst rund 3,5 Millionen Euro veranschlagt werden, so viel steht fest.   Die Sanierungsliste der Feuerwehr ist lang. Derzeit läuft noch die Sanierung der Feuerwache in Weidenpesch, nach dem Neubau in der Innenstadt soll der Standort Ostheim folgen, ebenso sollen die Wachen Lindenthal und Lövenich an einem neuen Ort zusammengelegt werden.

Interview: „Wir planen für 60 Jahre“

Welche strategische Bedeutung hat die Stadtwache? Der Standort ist sehr wichtig, weil er direkt im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum der Stadt liegt. Hier laufen die größten Veranstaltungen – von Demonstrationen bis zu Karneval oder Marathon. Bei solchen Ereignissen  gleicht die Wache einem Inselbetrieb, von außen gelangt man kaum noch in die Innenstadt.

Durch den ringförmigen Aufbau Kölns können aus der Innenstadt heraus alle anderen Wachen im Einsatz unterstützt werden. Geplant ist auch eine Ausweichleitstelle. Bislang wird Karneval oder Silvester ein Einsatzzentrum im Rathaus aufgebaut. Dies bedeutet einen erheblichen technischen Aufwand. Künftig könnten hierfür die Ausweichräume der Leitstelle und des Krisenstabes in der Innenstadtwache genutzt werden. Warum ist es so schwer, genaue Kosten für das Projekt zu ermitteln? Um eine Entscheidung für so ein Bauprojekt treffen zu können, wünscht man sich zu Beginn an einen belastbaren Kostenrahmen. Die Baufachleute sagen mir, dass eine Schätzung zu Beginn des Projekts sehr schwierig ist, denn der Baukostenindex berücksichtigt keine Grundstücksbesonderheiten und auch keine operativ-taktischen Besonderheiten. Wir bauen an der Nord-Süd-Fahrt und sind umringt von Gewerbe- und Wohnbebauung im verdichteten Innenstadtbereich Kölns. Und: Wir planen für eine Nutzungsdauer von 50 bis 60 Jahren, das wollen wir mit Weitblick tun, deshalb  würde ich  zunächst die Planungen fortsetzen. Während des Baus benötigen sie einen Interims-Standort. Wo könnte der liegen? Das hängt stark vom Zeitplan ab. Aber der lässt sich – ähnlich wie die Kosten – erst in der dritten Planungsphase benennen.  Im Umfeld der Feuerwache 1 schauen wir uns nach Standorten um.  Für uns kommen bevorzugt geeignete Gebäude in Frage, aber alternativ auch freie Flächen, wo Container aufgebaut werden könnten. Wie wichtig sind die geplanten Dienst-Apartments? Die Konkurrenz ist sehr groß, es gibt einen angespannten Wettbewerb um Feuerwehrleute und Nachwuchskräfte. Wir überlegen uns, wie wir als Arbeitgeber möglichst attraktiv sein können. Viele  unserer Mitarbeiter kommen aus dem  Umland. Vor allem wollen wir Ausbildungsbeamten die Chance geben, am Wachleben teilzunehmen. Die Innenstadtwache ist dafür ideal.  

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