Neue StudieWie Corona Kölns strategische Entwicklung verändert

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Testzentrum

Ein Testzentrum im Rheinauhafen. 

Köln – Es sollte der rote Faden für die Entwicklung der Stadt werden, doch die Zeit spielte der Verwaltung übel mit. Nun müssen sich die „Kölner Perspektiven 2030+“, die Stadtstrategie, die Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Baudezernent Markus Greitemann im vergangenen Jahr anpriesen, einer gründlichen Prüfung unterziehen. Das Problem: Die Arbeiten an dem 250-Seiten-Werk für die Zukunft waren im August 2020 abgeschlossen – vor Corona. Nun will die Verwaltung herausfinden, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihre Strategie hat.

Leitsätze und Ziele

Mit den Kölner Perspektiven setzte die Stadt ein Zielgerüst und einen strategischen Rahmen, der das städtische Handeln zukünftig leiten soll. Dabei gab sie fünf Leitsätze aus: Köln sorgt für kompakte und lebenswerte Quartiere. Köln schafft Raum für eine dynamische und nachhaltige Wirtschaft und für vielfältige Arbeitswelten. Köln sorgt für Bildung, Chancengerechtigkeit und Teilhabe. Köln stärkt seine Rolle als vielfältig vernetzte Metropole. Köln wächst klimagerecht und umweltfreundlich und sorgt für gesunde Lebensverhältnisse.

Ideen für die Zukunft

Konkrete Ziele sind dabei unter anderem der sorgfältige Umgang mit der knappen Ressource Fläche. Die Großprojekte Deutzer Hafen und Parkstadt Süd werden als gute Beispiele genannt. Das Konzept aus alt und ungenutzt, neu und modern zu machen, ohne dabei viel neue Fläche zu versiegeln, scheint zukunftsträchtig. Über die Höhe der Bauten für Wirtschaft, Wohnen und andere Themen wie Kultur ist dort nichts zu lesen. Ebenso nicht über ein Höhenkonzept – das wie berichtet erst 2024 fertig sein soll. Dabei ist das Planen nach oben doch nahezu der einzige Weg, der bei kaum verfügbarer Fläche noch möglich ist.

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Die Pandemie

Das Coronavirus und zwei bundesweite Lockdowns haben in den vergangenen beiden Jahren das Geschehen diktiert. In Köln nahm das teilweise grenzwertige Ausmaße an. Die Stadt wirkte zeitweise wie ausgestorben. Geschäfte und Lokale blieben zu, manch ein Unternehmer gab unter dem Druck auf. Auch auf das Arbeits- und Mobilitätsverhalten nahm die Pandemie Einfluss: Die Begriffe Homeoffice und mobiles Arbeiten erlangten Popularitätsstatus. Studenten lernten ihre Kommilitonen erst im vierten oder fünften Semester persönlich kennen, die Stadt war menschenleer. Viele Menschen mieden den öffentlichen Nahverkehr, der in der Stadtstrategie eine prominente Rolle einnimmt. Die Vorhaben Ausweitung, Taktverdichtung und Modernisierung trafen während der Lockdowns auf verlassene Bus und Bahnen.

Die Studie

Mit der Haushaltsplanung für 2022 hat der Rat der Stadt Köln die Verwaltung beauftragt, eine „Studie über Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Stadtstrategie 2030+“ zu erarbeiten, teilt das Presseamt mit. Dafür zeichnet das Amt für Stadtentwicklung und Statistik verantwortlich. Derzeit werde jemand gesucht, der ein Dutzend Experten-Interviews mit Verwaltungsmitarbeitern führen soll.

Nachbesserungsbedarf

Die Erarbeitung der Stadtstrategie „Kölner Perspektiven 2030+“ fand nahezu vollständig vor Pandemiebeginn statt. Daher konnten Ausmaß und Auswirkungen laut der Verwaltung weder abgesehen noch strategisch aufgegriffen werden. Nachdem die akuten Maßnahmen in einen langfristigen Umgang mit der Pandemie übergehen würden, sei zu klären, ob und wenn ja, wie sich die Pandemie auf die Umsetzung der Stadtstrategie auswirke. Die Studie soll also die Gültigkeit der Inhalte der Stadtstrategie prüfen, damit die Verwaltung im Rahmen ihrer Umsetzungsmöglichkeiten nachsteuern kann.

Kosten und Ergebnis

In der Ausschreibung wird als erster Schritt eine Metastudie der Auswirkungen der Pandemie genannt. Als Grundlage dient eine Umfrage, die laut Stadt bereits im vergangenen Jahr stattgefunden hat. Dabei gaben Kölner Auskunft zur Belastung durch die Pandemie in verschiedenen Lebensbereichen, unter anderem Kontaktbeschränkungen, eingeschränkte Freizeitgestaltung und Sorgen um den Zusammenhalt der Gesellschaft.

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Die Experteninterviews sollen dies im zweiten Schritt ergänzen und mögliche Maßnahmen hervorbringen. Dafür sei der finanzielle Aufwand überschaubar, so die Stadt. Plan sei, einen kompakten Ergänzungsband zu veröffentlichen, der strategisch übergeordnet, langfristig und gesamtstädtisch ausgerichtet sein werde.

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