Neuer Rektor in Köln im Interview„Der Umzug bringt mehr Sichtbarkeit für die KHM“

Lesezeit 4 Minuten
20220531_tb_Rektor_KHM_Antlfinger_001

Mathias Antlfinger 

Köln – Von der Klimakrise bis zum Umzug: Prof. Mathias Antlfinger spricht als neuer Rektor der Kunsthochschule für Medien mit Martina Windrath über  Herausforderungen und neue Pläne.

Sie sind Medienkünstler und Mathematiker – ideale Voraussetzungen für das Amt des Rektors der KHM: kreativ Gestalten und die Zahlen dabei im Blick haben?!

(lacht): Nun ja, für die Zahlen haben wir ja eine Kanzlerin, aber die Kombination Kunst und Mathematik bietet gute Voraussetzungen für den philosophischen Gedankenraum, der weit über das Einmaleins hinausgeht. Vieles ist gesellschaftlich in ständiger Entwicklung, die Vielfalt, die Diversität bildet sich nicht nur im Leben, sondern auch im künstlerischen Werk aus. Wie leben wir zusammen, wie können wir Konflikte ausgleichen? Solche Themen tragen Studierende verstärkt auch in die KHM, befassen sich zum Beispiel theoretisch neben Filmgeschichte, Globalisierung oder Digitalisierung mit Queer Studies und Antirassismus. Auch die Herausforderungen der Klimakrise sind ein zentrales Thema.

Was könnte die KHM dazu konkret beitragen?

Man könnte über ein Modell der Gemeinwohlbilanz nachdenken, über die Frage, wie wir sozial und ökologisch besser dastehen. Die Klimakrise ist inhaltlich ein Schwerpunkt, gerade haben wir ein Symposium unter dem Titel „The Damaged Planet – Solidarität mit unseren Planeten“ durchgeführt. Da ging es auch um die Frage, was kann man tun, von aktivistischem Engagement bis zu philosophischen Fragen und der künstlerischen Auseinandersetzung damit – interdisziplinär, von Film und Netzkunst bis zu technischen Experimenten und Literatur.

Zur Person

Mathias Antlfinger ist seit April Rektor der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln. Der Professor für Medienkunst (61) war zuvor Prorektor für Planung und Finanzen. Er ist der 10. Rektor in der 32-jährigen Geschichte der KHM. Er studierte Kunsterziehung und Mathematik in Stuttgart, Bildhauerei und Kybernetik an der Kunstakademie Düsseldorf.

1990 begann Antlfinger die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Ute Hörner. Er brachte im Mai das Symposium „The Damaged Planet – Solidarität mit unserem verletzten Planeten“ mit auf den Weg. (MW)

Daneben gibt es praktische Herausforderungen: Sie planen den Umzug für einen Großteil des Lehrpersonals vom Peter-Welter-Platz ins Gebäude am Heumarkt 14, neben dem von der Handwerkskammer genutzten Haus.

Genau. Wir haben voriges Jahr entschieden, mit unseren verstreuten sechs Standorten in der Innenstadt zu bleiben – aber ein Umzug des Standorts Peter-Welter-Platz ins Hochhaus am Heumarkt/Ecke Rheinuferstraße bedeutet eine neue Qualität: Es bringt mehr Sichtbarkeit für die KHM, neue Ausstellungsräume, erstmals befindet sich ein Großteil des Lehrpersonals unter einem Dach. Das Gebäude, der Turm mit zwei Querriegeln, wurde zuvor vom Historischen Archiv der Stadt zwischengenutzt. Als klar war, dass das Archiv auszieht, haben wir Gespräche mit der Handwerkskammer aufgenommen. Der Komplex wird jetzt saniert und für unsere Anforderungen umgebaut. Wir mieten ihn an. Von Vorteil ist, neben mehr Platz für Ausstellungen und Atelierräume, auch die zentrale Lage in der Nähe unserer anderen Standorte, etwa am Filzengraben. Einen konkreten Umzugstermin gibt es noch nicht, aber danach machen wir eine große Feier!

Feiern war in Coronazeiten ja gar nicht möglich. Hat die Hochschule sehr unter der Pandemie gelitten?

Ja, die Kommunikation über Zoom in dem begrenzten virtuellen Raum hat viele isoliert, wir müssen sie verstärkt versuchen zu erreichen und wieder persönliche Kontakte intensivieren. Ob mit Ausstellungen oder einer Feier. Als Rektor liegt mir die Transparenz in Entscheidungen und ein gutes Miteinander unter Kollegen und Studierenden besonders am Herzen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wie sieht es mit der Zukunft der KHM-Absolventinnen und -Absolventen aus?

Viele können zwar künstlerisch oder wissenschaftlich Fuß fassen, arbeiten an Hochschulen, in der Filmbranche, loten klassische und neue Formen des Kunstmarkts aus. Viele brauchen aber auch ein zweites Standbein und müssen jobben, um die Zeit nach der Hochschule zu überstehen und Fuß zu fassen. Ein interessantes Modell wäre für uns eine Art „Doctor of Art“, wie die „PHDs“, englisch für Doktor of Philosophy. So ein Abschluss könnte Künstlerinnen und Künstler jeder Richtung mehr Perspektiven ermöglichen als jetzt. Dabei müsste auch das Land Nordrhein-Westfalen Unterstützung leisten. Das würde ich mir wünschen.

Zum Anschauen: KHM-Diplome, 13. bis 17. Juli, Ausstellung, Filme, Lesungen. Eröffnung am Mittwoch, 13. Juli, 18 bis 21 Uhr, mit Mathias Antlfinger. Programm Donnerstag bis Sonntag, 14. bis 17. Juli, 14 bis 20 Uhr. Detaillierte Infos zum Programm gibt es auf der KHM-Internetseite. 

Rundschau abonnieren