Neustrukturierung der BehördeOrdnungsamt findet immer schwerer neue Mitarbeiter

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Das Personal soll aufgestockt werden – doch geeignete Mitarbeiter sind schwer zu finden. 

Das Personal soll aufgestockt werden – doch geeignete Mitarbeiter sind schwer zu finden. 

Köln – „Anerkannter Bereich vorbildlicher Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Disziplin“ steht auf dem Blechschild in einer Ecke des Büros. Das Souvenir aus DDR-Beständen, das Wolfgang Büscher nach der Wende in Ostberlin ergattert hat, erinnert ihn täglich an die Sisyphos-Aufgabe, der er sich verschrieben hat. Seit Mitte Mai leitet der 62-Jährige das städtische Ordnungsamt. In einem Alter, in dem andere schon den Ruhestand planen, hat er noch einmal eine große Herausforderung angenommen – soll er doch für das sorgen, woran es in Köln nur allzu oft mangelt: Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt sowie Disziplin beim Parken und Einhalten von Tempolimits, um nur einige Beispiele zu nennen.

„Meine 22. Aufgabe bei der Stadt Köln“

Warum er sich diese Baustelle jetzt noch antut – nach 46 Jahren in der Verwaltung? „Das Ordnungsamt ist meine 22. Aufgabe bei der Stadt Köln, seit ich 1972 mit 15 Jahren als Auszubildender angefangen habe. Es hat mich gereizt, für diesen Bereich die Verantwortung zu übernehmen“, sagt Büscher. Acht Jahre hat er das Bürgeramt Chorweiler geleitet, davor unter anderem das Personalamt und das Jugendamt. Um die Jahrtausendwende war er im Stab von Oberbürgermeister Harry Blum aktiv, danach für OB Fritz Schramma.

Jetzt kümmert er sich um die organisatorische Neuaufstellung des Ordnungsamts, aus dem einige Zuständigkeiten wie die Ausländerangelegenheiten ausgegliedert wurden. Künftig soll es sich auf seine Kernaufgaben als Ordnungsbehörde konzentrieren. Organisationsabläufe auf Reibungsverluste und Schwachstellen zu untersuchen und Mängel abzustellen, sei genau sein Ding, meint Büscher, der betont: „Organisation ist meine Passion.“

Immer schwerer, geeignetes Personal zu finden

In seiner neuen Funktion leitet er eine Truppe von derzeit rund 900 Mitarbeitern, die täglich auf den Straßen und in den Parks, in Gewerbebetrieben, Lokalen und Spielhallen für Ordnung sorgen muss. Ein Job, für den es immer schwieriger wird, genug geeignetes Personal zu bekommen. 100 zusätzliche Stellen für den Ordnungsdienst hat die Politik dieses Jahr geschaffen, doch die auch alle zu besetzen werde mindestens zwei bis drei Jahre dauern, erklärt Büscher. „Wir können nicht mehr als 40 bis 50 Leute pro Jahr ausbilden. Und wir müssen auch die natürliche Fluktuation kompensieren.“

Dazu kommt das Raumproblem. In der Vergangenheit verweigerte der Personalrat seine Zustimmung zu Neueinstellungen, weil es im Stadthaus Deutz an Grundlegendem wie Umkleiden, Spinden und Duschen für die Mitarbeiter fehlte. Der Personalrat habe damit Recht gehabt, findet Büscher. „Als Stadt Köln müssen wir angemessen für unsere Mitarbeiter sorgen.“

Freie Kapazitäten im Stadthaus Deutz

Die Raumnot soll jetzt durch einen Umzug behoben werden. „Die Bußgeldstelle mit 190 Mitarbeitern zieht im Frühjahr 2019 in ein neues Gebäude in der Gottfried-Hagen-Straße in Humboldt-Gremberg. Das schafft im Stadthaus Deutz freie Kapazitäten für Neueinstellungen.“

Später solle auch der Ordnungsdienst einen neuen zentralen Standort bekommen, an dem Platz genug für die geplante Aufstockung auf 430 Beschäftigte, für die notwendigen Büros, Sozial- und Sanitärräume sowie für sämtliche Dienst- und Mitarbeiterfahrzeuge sei, so Büscher. Im Gespräch ist eine Immobilie in Westhoven, die Verhandlungen laufen noch. Dagegen bleiben die Verkehrsüberwacher weiterhin direkt in den Bezirken angesiedelt. Ohnehin sei es an der Zeit, aus der gemeinsamen Abteilung Ordnungs- und Verkehrsdienst zwei getrennte Einheiten zu machen. „Die sind einfach zu groß geworden.“

Wirbel um Einsatzausstattung

Für Wirbel hatte 2017 gesorgt, dass Ordnungsdienstkräfte mit Teleskopabwehrstöcken und Reizgas-Sprühgeräten ausgestattet wurden. „Diese passive Sicherheitsausstattung erhalten die Mitarbeiter aber nur nach einer entsprechenden Schulung“, betont Büscher. In der Praxis kämen Stöcke und Sprays äußerst selten zum Einsatz, hätten aber eine gewisse psychologische Wirkung. Über die Erfahrungen damit werde man Evaluierungsberichte vorlegen.

Was ihm wichtig ist? „Die Mitarbeiter sollen sich bei uns wohl fühlen. Dazu gehört, dass Vorgesetzte die Leistung der Mitarbeiter wertschätzen und selber das vorleben, was sie von ihren Mitarbeitern erwarten.“ Als seine Truppe neulich bei einer großen Bombenentschärfung in Poll die halbe Nacht beschäftigt war, habe er das Geschehen aus der Ferne mitverfolgt und nach der geglückten Entschärfung um 2:30 Uhr per E-Mail einen Dank an alle Beteiligten verschickt. „Diese Geste war mir wichtig, und es hat mich gefreut, dass ich viele positive Rückmeldungen darauf erhalten habe.“

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