Abo

Eltern kritisieren Corona-Maßnahme71 Kita-Kinder in Köln-Nippes in Quarantäne

Lesezeit 3 Minuten
Kita

Symbolbild

Köln – Das Gesundheitsamt hat 71 Kinder einer Kita in Nippes in zweiwöchige Quarantäne geschickt. Vorige Woche Mittwoch war bei einem routinemäßigen Lolli-Test in der Betreuungseinrichtung ein positives Ergebnis festgestellt worden. Bei anschließenden PCR-Tests konnte das mit dem Coronavirus infizierte Kind identifiziert werden.

Die Kita arbeitet laut Stadt mit einem offenen Konzept, der einen ständigen Gruppenwechsel beinhaltet. Nach Angaben der Eltern ist das die Konsequenz eines Personalmangels. Weil sich das Kind in fünf Gruppen aufhielt, sei die Zahl der Quarantäne-Fälle so hoch.

Ab kommender Woche hat die Kita Ferien

Viele Familien trifft die Quarantäne-Anordnung inmitten der Urlaubsvorbereitung, denn ab kommender Woche hat die Kita geschlossen. „Bei vielen Eltern herrscht jetzt das Gefühl einer großen gesellschaftlichen Ungerechtigkeit. Selbst Rückkehrer aus einem Hochinzidenzgebiet können sich, sofern geimpft, auch hier freitesten, was Kindern derzeit in Deutschland verwehrt wird. Auch hier leidet das Kindeswohl und Familien mit Kindern werden gegenüber allen anderen Gesellschaftsgruppen benachteiligt“, gibt der Vater eines betroffenen Kindes zu bedenken.

Alles zum Thema Robert Koch-Institut

Hätte die Stadt nachsichtiger sein können? „Vor der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus war ein Freitesten möglich. Wir müssen bei den Quarantäne-Regeln den Vorgaben des Robert Koch-Instituts folgen“, erklärt Dr. Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts. Von der Quarantäne sind in der Nippeser Kita tatsächlich nur die Kinder betroffen, denn das Personal ist komplett geimpft.

Deltavariante breitet sich rasch aus

Auch in Köln breitet sich die ansteckendere Delta-Variante rasant aus. Inzwischen macht diese Variante laut Stadt 75 Prozent der Neuinfektionen aus. Ist der Corona-Fall in der Kita also schon ein Vorgeschmack auf das, was nach den Sommerferien zu erwarten ist? „Diese Variante bereitet uns Sorgen, sicherlich werden auch Kitas und Schulen betroffen sein. Aber Kinder sind nicht die Zielgruppe des Virus“, sagt Nießen. Bei Kindern bis fünf Jahre beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz 11,08, die Ansteckungsfälle sind also nur halb so hoch wie im städtischen Gesamtdurchschnitt. „Die meisten Sorgen bereiten uns die 19- bis 29-Jährigen“, sagt Nießen. Hier liegt die Inzidenz bei 68.

Familien beklagen finanziellen Schaden

In Köln gibt es inzwischen 351 bestätigte Fälle der Delta-Variante, bei mehr als 40 Prozent der Fälle handelt es sich laut Gesundheitsamt um Reiserückkehrer. Auch wenn sich Kinder eher selten infizieren, sind Kita-Kinder besonders anfällig für Quarantäne-Anordnungen. Tritt ein positiver Coronafall auf, wird laut Stadt die komplette Gruppe in Quarantäne geschickt.

Den Eltern der betroffenen Kinder in Nippes hilft das nicht. Zum Teil mussten Flüge storniert werden, andere Familien können die gemieteten Ferienhäuser erst später beziehen. „Der finanzielle Schaden ist groß. Es wäre nun Zeit für eine Neujustierung der Maßnahmen zugunsten von Familien, die die Hauptlast der Pandemie getragen haben“, sagt ein Vater. Urlaubsreif waren die meisten Familien ohnehin schon.

Rundschau abonnieren