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Jubiläums des HandwerkerinnenhausesSeit 30 Jahren Frauen fürs Handwerk begeistern

Lesezeit 4 Minuten
Hier entstehen Skateboards und andere Dinge schon seit den frühen 90er Jahren.

Hier entstehen Skateboards und andere Dinge schon seit den frühen 90er Jahren.

Nippes – Christiane Lehmann ist Tischlerin, Sozialarbeiterin und seit 22 Jahren im Handwerkerinnenhaus aktiv. Der Verein wurde 1989 aus einem Stammtisch heraus geboren. „Die damalige Gleichstellungsbeauftragte Li Selter hatte sich von Beginn an für unsere Ideen engagiert“, berichtet Lehmann. Das allererste Büro war in der Kölner Südstadt zu Hause, dort in der Annostraße.

Seit Beginn der Neunziger werden die Frauenkurse stark gefragt

Schon 1991 folgte der Umzug in den historischen Worringer Bahnhof, der allerdings auch damals schon in Nippes in der Kempener Straße zu Hause war. „Hier gab es dann die ersten Frauenkurse – und diese werden bis zum heutigen Tag stark nachgefragt“, so Lehmann. Reparaturen im Haushalt, Möbel ausbessern, Goldschmiedearbeiten oder gar der Kfz-Pannenkurs – diese Themen haben sich als wahre Dauerbrenner etabliert.

Gleichzeitig begann die Beratung für Handwerkerinnen und Ausbildungsplatzsuchende sowie die Erstellung einer Kartei mit frauenfreundlichen Betrieben. „Anfangs hatten wir ein ABM-Projekt mit dem Namen ’Frauen(t)räume’. Hier wurden zum Beispiel Frauen, die eine handwerkliche Ausbildung haben, zu Meisterkursen motiviert“, weiß die Fachfrau noch gut. 1997 wurde dieses Angebot eingestellt, da ABM-Maßnahmen nicht mehr gefördert wurden. Aber zwischenzeitlich hatten sich schon viele andere Ideen etabliert.

1992 wurde das Konzept zur Mädchenarbeit an den Start gebracht; es gab erste Kurse in Kooperationen mit Schulen und erste Berufsorientierungskurse für Mädchen. 1993 wurde der Verein als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. 1994 entstanden die Konzepte Mobile Mädchenwerkstatt und Lehrwerkstatt. 1995 wurde der Zirkuswagen ausgebaut. 1996 war es dann soweit: Der Grundstein zur Mädchenwerkstatt wurde gelegt. „Und diese wurde fast ausschließlich von Frauen gebaut“, schmunzelt Lehmann rückblickend.

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Ein Konzept für schulmüde Mädchen wurde entwickelt und 1998 die Berufsorientierungswerkstatt für Mädchen fertiggestellt und eingeweiht. 1999 startete das Mädchenprojekt Zukunft, bestehend aus „Pfiffigunde“ und dem Projektteil „Kneifzange“. Und dann konnte man auch schon das zehnjährige Bestehen des Vereins feiern.

Mehrere Auszeichungen für Projekte des Handwerkerinnenhauses

Weitere Konzepte wurden erarbeitet, weitere Kooperationen beschlossen. 2003 erhielt das Haus den Beginenpreis und den Innovationspreis 2003 des Paritätischen Jugendwerks für das Ferienprojekt „Pippilotta baut Villa Kunterbunt“. 2010 wurde angebaut: Insgesamt 140 Quadratmeter kamen hinzu. „Ermöglicht wurde das damals durch die Stadt Köln und vor allem die Mittel aus dem Konjunkturpaket II“, erläutert Lehmann. „Zwei Jahre lang haben wir die Umbau- und Neubaumaßnahmen im laufenden Betrieb gemanagt. Das war eine turbulente Zeit“, erinnert sie sich noch gut.

2013 erhielt das Haus einen Preis von der Stiftung „help and hope“ im Bereich Bildung und beim bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“, der das Haus auch 2014 wieder auszeichnete. 2016, als die Flüchtlingswelle kam, entwickelten die Pädagoginnen das Projekt „Zukunft bauen“ für Mädchen mit Fluchterfahrungen. 2017 erhielt das Haus das wirkt-Siegel des unabhängigen Analyseinstituts PHINEO in Berlin. Viele weitere Ideen wurden schon umgesetzt und werden hier auch in Zukunft entwickelt.

Frauen in Handwerksberufen - Es findet ein Umdenken statt

„Es hat sich in den vielen Jahren schon einiges verändert und getan, natürlich könnte es immer noch mehr sein“, kommentiert Lehmann die heutige Situation. Das Umdenken mit Blick auf die Frage, ob das Handwerk etwas für Frauen und Mädchen ist, habe in den Handwerkskammern schon stattgefunden und auch in vielen Elternhäusern. „Über die Kooperationen mit den Schulen machen wir auch Elternarbeit. Da viele Handwerksbetriebe Familienbetriebe sind, etablieren sich solche Sachen auch immer mehr“, so ihr zufriedenes Fazit.

Das Jubiläum werde diesmal nicht eigens gefeiert, so Lehmann, aber man organisiere in diesem Jahr einige Events. Die nächste große Veranstaltung findet am Wochenende 14. und 15. September von 11 bis 18 Uhr auf dem Gelände an der Kempener Straße 135 statt. Ein großer Handwerkerinnen-Markt mit Ausstellerinnen aus Handwerk und Design lädt zum Verweilen ein, für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Gemeinnützig und gut vernetzt

Das Handwerkerinnenhaus Köln ist ein gemeinnütziger Verein, freier Träger der Jugendhilfe und Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Die Mitglieder sind präsent auf Ausbildungsbörsen, Handwerks-, Frauenmessen und dem Girls’ Day. Auch sind sie aktiv in zahlreichen Arbeitskreisen wie dem AK Kölner Jugendwerkstätten und AK Mädchen in der Jugendberufshilfe, sowie in der LAG autonomer Mädchenhäuser/Feministische Mädchenarbeit NRW e.V., der Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit in NRW e.V. und weiteren lokalen, regionalen und überregionalen Arbeitskreisen.

www.handwerkerinnenhaus.org

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