Protest in BilderstöckchenKölner Ladenbesitzer wehren sich gegen Kündigung

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Die Ladeninhaber vom Schiefersburger Weg

Bilderstöckchen – Die Sorge um das Fortbestehen ihrer Läden hat die Händler und Gastronomen der Ladenzeile Schiefersburger Weg 32-40 zusammengeschweißt. Kampflos das Feld räumen wollen sie nicht. „Wir überlegen, eine Unterschriftenaktion zu machen. Mehrere Nachbarn haben bereits gesagt, dass sie unterschreiben wollen“, erzählt Antonio Miccoli, Besitzer der „Pizzeria da Antonio“.

Kündigung für Pizzeria erhalten

Er hatte vor kurzer Zeit die Kündigung für seinen Laden erhalten, die jedoch laut seiner Aussage etwas zu spät eingegangen sei. Somit würde sich die Mietdauer um weitere zwölf Monate verlängern, bis 2023. Wenn sich dies bestätigen würde, wäre es ein kleiner Trost.

Einen Rechtsanwalt hat er bereits eingeschaltet, um gegen die Kündigung vorzugehen. Seit Jahren gibt es Gerüchte, dass das aus den 1960er-Jahren stammende Ensemble aus sieben um einen kleinen Platz gruppierten Ladenlokalen abgebrochen werden soll; nun verdichten sich die Anzeichen dafür.

Tiefgarage unter dem Platz ist marode

Ein Anlass für die Neuplanungen scheint der marode Zustand der Tiefgarage unterhalb des Platzes zu sein, die über die Rampe an der Hunsrückstraße erschlossen ist. Dort würden einige Pfeiler bereits mit Hilfskonstrukten gestützt. Vor einigen Monaten erreichten die ersten Geschäftsinhaber die Kündigung. Inzwischen ist die Immobilien-Eigentümerin, die Allianz Real Estate, auf alle Inhaber mit einem Vertragsangebot zugekommen: Man wolle die bislang befristeten Mietverträge in unbefristete umwandeln – jedoch mit einer Klausel, die dem Vermieter eine Kündigung binnen drei Monaten ermöglicht, für den Planungshorizont der Händler also quasi „über Nacht“. Für die Gruppe ist das Angebot daher völlig inakzeptabel.

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„Die Sondierungen laufen, ob das Grundstück bis zur Straßenkante überbaut werden kann. Offenbar wollen die Eigentümer Planungssicherheit, dass sie die Mieter schnell loswerden können, sobald die Abbruch- und Neubaupläne in trockenen Tüchern sind. Noch ist aber nichts entschieden“, erläutert Stefan Feuerstein, Inhaber des Inneneinrichters „Teppich König“ im großen früheren Ladenlokal der Schlecker-Drogerie. „Man steht schon vor der Frage, ob man noch in den Standort investieren soll oder nicht.“ 

Auch der Betreiber des Kiosks habe den Vorschlag zur Vertragsänderung erhalten, mit gleichzeitiger telefonischer Androhung einer Kündigung, sollte er nicht unterschreiben, wie der Inhaber bestätigt. Das Inhaber-Paar des Blumenladens „Petite Fleur“ mit integriertem Café und Terrassenplätzen befindet sich ebenfalls in einem laufenden Verfahren mit der Allianz. Für Antonio Miccoli hätte eine Geschäftsaufgabe verheerende Folgen. „Ich habe 60.000 Euro in den Laden investiert, unter anderem für einen Original-Pizzaofen aus Neapel, Abzugshauben und den Bauantrag“, erläutert er, der seine Pizzeria in der früheren Kamps-Filiale erst im Dezember 2020 eröffnet hatte. „Der Vermieter hätte vorher etwas sagen müssen, bevor ich so viel in den Standort investiere.“

Wenigstens, so ist sich die Gruppe einig, müsse die Allianz als Vermieterin das offene Gespräch mit den Mietparteien suchen. „Man könnte uns in ein zukünftiges Konzept einbinden, eventuell mit Interimslösungen und Ladenzeilen im Erdgeschoss des neuen Objekts.“ Auch von den Nachbarn in Bilderstöckchen gibt es Kritik an den Plänen – immerhin habe der Platz am Einkaufszentrum mit den Terrassenplätzen des Blumenladen-Cafés und der Pizzeria endlich etwas Aufenthaltsqualität erhalten. Von Vertretern der Allianz gab es, trotz zweifacher Anfrage dieser Zeitung, keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.

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