OB-Wahl KölnAndreas Kossiski könnte für die SPD kandidieren

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Andreas Kossiski (61)

Andreas Kossiski (61)

Köln – Bei der langwierigen Suche nach einem Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl am 13. September ist die Kölner SPD auf der Zielgeraden. Voraussichtlich im Laufe dieser Woche wollen sich die Spitzen von Partei und Fraktion auf eine Lösung einigen. Wie aus Parteikreisen verlautete, gilt der SPD-Landtagsabgeordnete und frühere Vorsitzende der DGB-Region Köln-Bonn, Andreas Kossiski (61), derzeit als aussichtsreicher Kandidat.

Der Polizeibeamte aus Itzehoe und Vater zweier erwachsener Kinder ist in Köln bestens vernetzt. Der Gewerkschafter und Experte für innere Sicherheit, der klare Kante gegen Rechts zeigt, verfügt über ein Profil, das ihn für breite Wählerschichten interessant macht – als Herausforderer von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (63, parteilos) könnte das Nordlicht Spannung in den Wahlkampf bringen.

Karriere bei der Polizei

Seine Karriere begann Kossiski 1974 bei der Polizei in Schleswig-Holstein, er wurde dort persönlicher Referent des Innenministers. 1978 trat er in die SPD ein. Nach einem Studium an der Polizeiführungsakademie in Münster kam Kossiski von 2003 bis 2009 zur Kölner Polizei, wo er in leitender Funktion tätig war. Zuvor hatte er in Bonn am Aufbau des Deutschen Forums für Kriminalprävention mitgewirkt. Seit 1974 Mitglied in der Gewerkschaft der Polizei, wurde er 2009 zum hauptamtlichen Vorsitzenden der Region Köln-Bonn des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gewählt. Dieses Amt übte er bis Ende 2017 aus.

Alles zum Thema Henriette Reker

Seit Mai 2012 gehört Kossiski dem NRW-Landtag an. Er holte zweimal das Direktmandat im Kölner Norden, ist stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses und Mitglied im Sportausschuss. Zurzeit leitet Kossiski den parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Landtags zum Kindesmissbrauch in Lügde und ist Sprecher im U-Ausschuss zum Terrorismus-Fall Anis Amri.

Neben seinen Qualifikationen im Bereich Sicherheitspolitik und Arbeitnehmerinteressen sowie seiner Verwaltungserfahrung kann der Vorsitzende der SPD im Stadtbezirk Chorweiler auch im Bereich Breitensport punkten. Er ist im Vorstand des Stadtsportbunds und Vorsitzender des Vereins Sportstadt Köln.

Mit mehreren Personen im Gespräch

Für eine Stellungnahme war Kossiski am Wochenende nicht zu erreichen. SPD-Fraktionschef Christian Joisten betonte auf Nachfrage, es gebe bei der OB-Kandidatur noch keine Vorentscheidung. „Wir sind weiterhin mit mehreren Personen in Gespräch.“

Mit Kossiski würde die SPD einen Bewerber präsentieren, der sowohl im linken Spektrum als auch im bürgerlichen Lager Wähler ansprechen könnte, die mit der Arbeit von Oberbürgermeisterin Reker unzufrieden sind. Die OB wird von CDU und Grünen unterstützt, FDP und Ratsgruppe Gut haben sich aus dem Reker-Bündnis zurückgezogen. Ob Reker wie 2015 im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit holen kann, ist fraglich. Im Falle einer Stichwahl könnte Kossiski womöglich auch mit Unterstützung der Partei Die Linke rechnen, die im März einen eigenen OB-Kandidaten aufstellen will.

Noch unklar ist, ob der Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Mike Homann (44) nun seine Ambitionen auf eine OB-Kandidatur aufgibt. Anfragen ließ er am Wochenende unbeantwortet. Im geschäftsführenden Vorstand der SPD hofft man, sich rasch auf einen Bewerber einigen zu können – als Empfehlung an die Partei, die den Spitzenkandidaten noch bei einer Wahlkreiskonferenz offiziell wählen muss. Die Zeit drängt – Reker hat den Wahlkampf bereits vor vier Monaten eröffnet.

In letzter Zeit kursierten in der SPD viele Namen möglicher OB-Kandidaten, darunter Ex-NRW-Familienministerin Christina Kampmann (39) und die Direktorin des Landschaftsverbands Rheinlands (LVR), Ulrike Lubek (56). Beide sollen abgesagt haben. Auch die Düsseldorfer Kämmerin Dorothee Schneider (58), die lange in der Kölner Verwaltung gearbeitet hat, war im Gespräch. Dass die Wahl auf Kossiski fallen könnte, sorgte bei den Genossen für einige Überraschung. Viele hätten eher erwartet, dass er sich nach der Landtagswahl 2022 in den Ruhestand in der Toskana verabschiedet, wo er ein Haus hat.

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