Kandidatur zum OberbürgermeisterHolpriger Start für Andreas Kossiski

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Geschafft: OB-Kandidat Andreas Kossiski (Mitte) wird von Parteichefin Christiane Jäger und Fraktionschef Christian Joisten beglückwünscht.

Geschafft: OB-Kandidat Andreas Kossiski (Mitte) wird von Parteichefin Christiane Jäger und Fraktionschef Christian Joisten beglückwünscht.

Köln – Es war kein Start nach Maß für Andreas Kossiski (61). Als der SPD-Landtagsabgeordnete und frühere Kölner DGB-Chef am Samstag bei der Wahlkreiskonferenz der SPD vor die 259 Delegierten im Bürgerzentrum Chorweiler trat, um seine Bewerbungsrede als Oberbürgermeisterkandidat zu halten, hatte der Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Mike Homann (44) den Saal soeben in beispielloser Manier aufgemischt.

Homann hatte ebenfalls kandidieren wollen, sah sich unfair behandelt. In einer flammenden Rede, die von Beifall wie Buhrufen begleitet wurde, übte er massive Kritik am Verfahren zur Kandidatenauswahl und erhob schwere Vorwürfe gegen Parteichefin Christiane Jäger (55). Das Verfahren sei nicht fair gewesen, es sei „weder solidarisch, noch gerecht“ abgelaufen.

Rückzug der Kandidatur

Erst im allerletzten Moment, am Ende seiner Rede, zog Homann seine Kandidatur zurück – „zum Wohle dieser Partei und als Zeichen eines echten Neuanfangs“. Viele Genossen im Saal standen auf und applaudierten ihm lange, andere warfen ihm lautstark „Schmierentheater“ oder „parteischädigendes Verhalten“ vor.

Alles zum Thema Henriette Reker

In dieser aufgeheizten Situation trat Kossiski ans Mikro. Die Nervosität war ihm anfangs deutlich anzumerken. In seiner 25-minütigen Vorstellungsrede griff er die von CDU und Grünen unterstützte OB Henriette Reker scharf an. „Wir wollen den Kölnern eine Alternative bieten zu einer gescheiterten Amtsinhaberin.

Kritik an Reker

Sie hat fünf Jahre Stillstand zu verantworten. Diesen Zustand haben Köln und die Kölner keinen weiteren Tag verdient“, sagte Kossiski. Die Stadt brauche jetzt Lösungen für die drängenden Probleme, aber Reker kümmere sich nicht um die Sorgen der Menschen. „Deshalb trete ich an.“ Er werde sich als OB für bezahlbaren Wohnraum und kostenfreie Bildung einsetzen, den Gesamtschulen Priorität einräumen und „das Bündnis für Familien reaktivieren, das Frau Reker aufgekündigt hat“, versprach Kossiski.

Auch für Arbeitnehmerrechte, den Erhalt von Industriearbeitsplätzen und eine ressourcenschonende Produktion will er sich stark machen. Er bekannte sich zu den Ausbauplänen des 1. FC Köln am Geißbockheim und warf Reker vor, sie habe den FC „durch wankelmütige Entscheidungen im Regen stehen lassen“.

Themenschwerpunkt Sicherheit

Als Polizist liege ihm das Thema Sicherheit am Herzen. Er werde sich für mehr Veedelspolizisten, Sozialarbeiter und Streetworker einsetzen und in Brennpunktvierteln „genau hinsehen, wo es hakt“. Dafür werde er im Wahlkampf „in der ganzen Stadt auf Streife gehen“. Kossiski betonte: „Mit meiner Kandidatur reiche ich allen sozialen Demokraten innerhalb und außerhalb der SPD die Hand, um gemeinsam für Köln zu arbeiten.“

Bei der geheim durchgeführten Wahl erhielt er 184 von 258 abgegebenen Stimmen (71,3 Prozent). Es gab 51 Nein-Stimmen, vier ungültige und 19 Enthaltungen. Damit schnitt Kossiski schlechter ab als die parteilose Reker. Sie war von den Grünen mit 77,2 Prozent Zustimmung als OB-Kandidatin nominiert worden, bei der CDU hatten sich 94,1 Prozent für sie ausgesprochen. Das nicht gerade überwältigende Ergebnis dürfte viel mit Homanns Kritik zu tun gehabt haben. Der wies den Vorwurf, die Partei zu spalten, zurück, sagte: Früher habe es in der SPD „inhaltliche Flügelkämpfe gegeben, heute gibt es unterschiedliche Gruppen, die personelle Kämpfe austragen.

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Diese Gruppen besprechen in Hinterzimmern Dinge, von denen die jeweils andere Gruppe glaubt, dass sie hintergangen werden könnte.“ So schaffe man „ein Klima des Misstrauens“, das dürfe so nicht weitergehen. Jäger ging auf die Kritik nicht ein. „Wir haben heute einen Oberbürgermeister-Kandidaten nominiert, mit dem wir jetzt mit aller Kraft und gemeinsam in den Wahlkampf gehen können“, sagte sie.

Große Einigkeit herrschte bei den Genossen zu Beginn der Konferenz, als Rolf Mützenich, SPD-Fraktionschef im Bundestag, und Parteichef Norbert Walter-Borjans unter viel Applaus darüber sprachen, dass die SPD in Deutschland das Bollwerk gegen Faschismus, rechte Hetze und Hass sei. Das habe man nach dem „Tabubruch in Thüringen“, anders als andere Parteien, ohne jede Einschränkung bewiesen.

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