Orkan wütet in Köln„Es gab keinen Stadtteil, der nicht betroffen war“

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Am Herder-Gymnasium wurde das Dach der Turnhalle abgedeckt.

Am Herder-Gymnasium wurde das Dach der Turnhalle abgedeckt.

Köln – Orkantief „Friederike“ hat das öffentliche Leben am Donnerstag in Köln für mehrere Stunden gehörig durcheinandergewirbelt. Die KVB fuhr auf verschiedenen Linien stark verspätet, die Zoobrücke war zeitweise wegen umherfliegender Baumaterialien gesperrt, das Römisch-Germanische Museum wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen, die Domplatte abgesperrt, die Wochenmärkte hatten alle den Verkauf vorzeitig eingestellt, Flüge starteten mit mehrstündiger Verspätung. Insgesamt wurden vier Menschen durch das Unwetter verletzt.

Die Feuerwehr hatte schon seit dem Vormittag gehörig Stress, bereits gegen 10.30 Uhr wurde ein Sonderalarm ausgerufen, die Freiwillige Feuerwehr musste in die Wachen. Bis 19.15 Uhr mussten 641 Einsätze bewältigt werden. Dabei ging es hauptsächlich um umgestürzte Bäume, lose und heruntergefallene Dachziegel, gelöste Werbetafeln, lose Gerüstteile oder umgestürzte Zäune und Ampeln. Die Feuerwehr arbeitete die Notrufe nach Priorität ab. Einsatzkräfte fuhren zur Sichtung der Vorfälle durch die Stadt und schickten die Kollegen dorthin, wo es gerade am Nötigsten war.

Baum traf Auto auf dem Militärring

Der dramatischste Einsatz ereignete sich auf dem Militärring. Dort fiel ein Baum auf ein Fahrzeug, die Feuerwehr musste eine 48-Jährige aus dem Wagen befreien. Mit schweren Verletzungen kam die Frau in eine Klinik.

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Weitere umgestürzte Bäume gab es beispielsweise an der Odenwaldstraße in Gremberg oder auf der Friedrich-Ebert-Straße in Rodenkirchen. Die Venloer Straße musste gegen Mittag auf Höhe der Körnerstraße wegen heruntergefallener Dachziegeln gesperrt werden, ähnliches passierte später auf der Frankfurter Straße in Mülheim oder auf der Scheibenstraße in Weidenpesch. „Es gab keinen Stadtteil, der nicht in irgendeiner Form vom Orkan betroffen war“, sagte eine Polizeisprecherin.

Insgesamt an 22 Schulen und sechs Kindertagesstätten entstanden Schäden. Schwer getroffen wurde die Turnhalle des Herder-Gymnasiums an der Kattowitzer Straße in Buchheim. Starke Winde deckten das Flachdach ab und führten zumassiven Beschädigungen. Unterricht kann weiter stattfinden, Schul- und Vereinssport sind bis auf Weiteres nicht möglich. Auch das Dach der Grundschule an der Martinusstraße in Esch wurde zu zwei Dritteln abgedeckt. Hier wird am heutigen Freitag kein Unterricht stattfinden. Auf die Kita Gothaer Platz in Höhenberg und Hunoldstraße in Porz stürzten Bäume. Teile der Kitas können nicht genutzt werden, die Kinder können aber in anderen Räumen der Häuser betreut werden.

Manche Schulen und Kitas hatten die Kinder teilweise frühzeitig nach Hause entlassen und abholen lassen. Einige Eltern hatten ihre Kinder direkt Zuhause gelassen, das hatten viele Schulen ihnen schon Donnerstag frei gestellt.

Friedhöfe bleiben gesperrt

Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen verzeichnete zahlreiche Schäden, allein auf dem Ostfriedhof fielen 34 Bäume um. Aus Sicherheitsgründen wurden alle städtischen Friedhöfe gesperrt und auch Freitag sind sie noch nicht wieder offen. An der Rennbahnstraße in Weidenpesch brach eine große Platane auseinander, die Fahrbahn musste geräumt werden. Der Kinderverkehrsgarten an der Neusser Straße in Nippes wurde durch umgefallene Bäume in Mitleidenschaft gezogen.

Für die Fahrgäste der KVB waren die Auswirkungen des Orkans auch deutlich spürbar. An verschiedenen Orten mussten Strecken wegen Sturmschäden gesperrt werden. Und weil die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) wegen des Orkans den Betrieb auf ihren Strecken zeitweise einstellte, fuhren die KVB-Linien 7, 16, 17 und 18 zunächst auch nicht. Am Nachmittag konnte wieder Entwarnung gegeben werden – die Bahnen fuhren wieder.

Turbulent verlief die Geburt des kleinen Anton. Die Junkersdorfer Straße war auf Höhe des Grüngürtels gesperrt und so schafften es die werdenden Eltern nicht bis ins Krankenhaus. Mit telefonischer Unterstützung der Feuerwehrkam der Junge im Schatten des Rheinenergiestadions um kurz nach 17 Uhr zur Welt. Rettungskräfte  trafen erst wenige Augenblicke nach der Geburt dort ein. Kind und Eltern sind wohlauf, meldete die Feuerwehr.   

Die Stadt Köln warnt davor, abgesperrte Bereiche zu betreten. Wälder, öffentliche Grünanlagen, Parks und Friedhöfe sollten auch in den nächsten tagen noch gemieden werden.

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