Abo

Personalchefin der Stadt Köln„Wir brauchen eine zeitgemäße Führungskultur“

Lesezeit 4 Minuten
Bewerber mit offenen Armen empfangen will Dolores Burkert, Personalchefin der Stadt.

Bewerber mit offenen Armen empfangen will Dolores Burkert, Personalchefin der Stadt.

Seit 1. September 2017 leitet Dolores Burkert (52) das Personal- und Verwaltungsmanagement  der Stadt Köln. Diesem Amt kommt bei der Verwaltungsreform eine Schlüsselrolle zu. Zuvor war sie Personaldezernentin und Verwaltungsdirektorin der Stadt Neuss. Michael Fuchs sprach mit ihr über ihre Pläne und  Erfahrungen.

Haben Sie Ihren Wechsel nach Köln eigentlich schon bereut?

Nein, überhaupt nicht. Weshalb fragen Sie?

Die geplante Reform der Kölner Stadtverwaltung ist eine Herkules-Aufgabe. Und das Personalamt gilt dabei als eine der größten Baustellen …

Es stimmt, dass wir im Personalbereich vor großen Herausforderungen stehen. Das Personalwesen nimmt eine Schlüsselfunktion für die gesamte Stadtverwaltung ein.

Trotzdem war die Amtsleitung nach der Pensionierung von Lie Selter eineinhalb Jahre nicht besetzt...

Die lange Vakanz hat dem Amt nicht gut getan. Es ist wichtig, dass wir jetzt rasch für Verbesserungen sorgen. Je schneller wir in der neuen Struktur Prozesse verbessern und Fachthemen voranbringen, desto besser kann auch die Verwaltungsreform umgesetzt werden.

Was sind für Sie die zentralen Ziele dieser Reform?

Die Verwaltung muss deutlich schneller und effizienter werden. Die Prozesse und Verfahren müssen intern schlanker werden, um letztendlich Bürgern und Unternehmen schnelleren und besseren Service zu bieten. Die Arbeitgebermarke Stadt Köln darf kein Aushängeschild sein, sie muss auch gelebt werden. Auch der Aufbau einer zeitgemäßen Führungskultur gehört zu den vorrangigen Zielen, um die Zufriedenheit und Motivation unserer Mitarbeiter zu erhöhen.

Das Personalamt genießt intern keinen guten Ruf. Stellenbesetzungen dauern oft viele Monate. Nicht weil Bewerber fehlen, sondern weil die Verfahren schwerfällig und kompliziert sind.

Das stimmt, dass Bewerbungen definitiv nicht optimal laufen. Gerade in Zeiten, in denen Arbeitgeber um jede Kraft werben, sind wir einfach noch nicht schnell genug. Hierfür dient ein Verwaltungsreformprojekt, das mit einer deutlichen Verschlankung der Bewerberauswahlprozesse einhergeht. Das Bewerbercenter ist ein weiterer Meilenstein, an dem wir alle mit vereinten Kräften arbeiten.

Nennen Sie ein Beispiel für Prozessvereinfachung.

Bislang gilt die Regel: Stellen werden grundsätzlich erst intern ausgeschrieben. Wenn sich nach Ablauf der Fristen keine geeigneten Bewerber finden, wird nach externen Kandidaten gesucht. Der Personalrat wird beteiligt, die Gleichstellungsbeauftragte und so weiter. Weil immer ein Schritt auf den anderen folgt, zieht sich das Ganze in die Länge. Hier müssen wir in Anbetracht des Kräftemangels flexibler werden. Im Jugendamt etablieren wir gerade testweise ein neues verschlanktes Verfahren, mit dem wir Stellen wesentlich schneller besetzen können. Das wollen wir sukzessive auf die gesamte Verwaltung ausdehnen.

Aktuell sind rund 1300 von 19 000 Stellen in der Verwaltung nicht besetzt. Die Stadt hätte rechtzeitig mehr ausbilden und Nachwuchskräfte an sich binden müssen. Jetzt fehlen Bewerber, weil man anderswo mehr verdienen kann...

Das ist nicht nur eine Sache der Bezahlung. Die Stadt Köln ist ein offener, flexibler und international ausgerichteter Arbeitgeber. Bei 19 000 Stellen besteht eine enorme Perspektiventwicklung einhergehend mit spannenden Aufgaben und allen Vorzügen des öffentlichen Dienstes wie sichere Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeiten und zusätzliche Altersvorsorge.

Reicht das, um in Zeiten der Vollbeschäftigung mehr qualifizierte Bewerber anzulocken?

Wir wollen auch bei der Vereinbarkeit von Familie, Berufung und Beruf punkten – beispielsweise durch neue mobile Arbeitswelten, Kinderbetreuung und ein umfassendes Gesundheitsmanagement. Außerdem intensivieren wir deutlich die Zusammenarbeit mit Hochschulen, wollen zum Beispiel Themen für Master- und Bachelorarbeiten anbieten. Und mit dem Bewerbercenter bekommt die Stadt als Arbeitgeber ein neues Gesicht.

Was verstehen Sie darunter?

Ich möchte, dass Menschen, die sich bei der Stadt bewerben, in einer offenen Willkommensatmosphäre empfangen werden. Wir überarbeiten also nicht nur unsere Prozesse, sondern wir möchten auch neue, ansprechende Räumlichkeiten für Bewerbungsgespräche und Eignungstests einrichten, die mit modernster Technik ausgestattet sind. Dort werden wir künftig auch Angebote für unsere Mitarbeiter machen. Wer zum Beispiel überlegt, sich auf eine andere Stelle in der Verwaltung zu bewerben, soll dort vorher seine fachliche Eignung überprüfen können, bevor er in ein förmliches Bewerbungsverfahren geht.

Wann ist die Eröffnung geplant?

Möglichst noch in diesem Jahr. Wir arbeiten fachübergreifend und projektbezogen daran.

Rundschau abonnieren