Personalengpass beim TÜVKölner müssen immer länger auf ihren Führerschein warten

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Aufklärung: Fahrlehrer Lukas von Zimmermann (links) erklärt einem Fahrschüler technische Details.

Aufklärung: Fahrlehrer Lukas von Zimmermann (links) erklärt einem Fahrschüler technische Details.

Köln – Der Weg zum Führerschein ist lang. Und er wird länger. Zumindest in Köln. Der Grund sind zunehmende personelle Engpässe beim TÜV Rheinland, er ist zuständig für die Fahrprüfungen unter anderen in Köln. „Zwischen drei und vier Wochen müssen wir mittlerweile auf einen Termin warten“, sagt Lukas von Zimmermann, er betreibt eine Fahrschule in Sürth.

Klaus Bartels vom Fahrlehrerverband bestätigt die Situation. Seit 2017 habe sich die Lage verschlimmert. Bartels bezeichnet sie mittlerweile als „äußerst angespannt“. Und das, obwohl es eine Vereinbarung zwischen Fahrschulen und TÜV gebe, die Dispositionssicherheit versprechen soll. Die ist wichtig, damit alle Fahrschüler, die reif für die Prüfung sind, diese auch zeitnah absolvieren können.

Prüfungen verschieben sich

Zwei bis drei Wochen Vorlauf seien für die Fahrschulen, die oftmals kleine Betriebe sind, in Ordnung. Das aber funktioniere so nicht mehr, so Bartels. Jetzt müssen sie vier bis sechs Wochen im Voraus planen. Erst neulich hätten die Fahrschulen einen Brief vom TÜV Rheinland erhalten, dass in der 44. Kalenderwoche, also in dieser Woche, überhaupt keine Prüfungen möglich sind. Prüfungen verschieben sich immer weiter, der Engpass wird deutlicher.

Der Weg zum Führerschein

Mit durchschnittlich 14 Fahrstunden könnten Fahrschüler es bis zur praktischen Prüfung schaffen. Vorgeschrieben sind lediglich zwölf als Sonderfahrten bezeichnete Pflichtstunden. Dazu gehören unter anderen Nacht-, Überland- und Autobahnfahrten.

Eine Fahrstunde à 45 Minuten kostet zwischen 35 und 50 Euro.

Wer durch die praktische Prüfung durchgefallen ist, darf es 14 Tage später erneut versuchen.

Wer seine theoretische Prüfung bestanden hat, muss innerhalb eines Jahres die praktische ebenfalls bestanden haben, ansonsten verfällt sie.

Das Prüfungsaufkommen hat sich in den vergangenen zwei Jahren erhöht, weil viele Flüchtlinge für eine Anerkennung ihrer im Heimatland erworbenen Fahrpraxis eine erneute Prüfung absolvieren müssen. Die Durchfallquote bei ihnen ist nach Angaben des Fahrlehrerverbands sehr hoch. Dies sei auch ein Grund für die starke Erhöhung der Prüfungswiederholungen und die Engpässe beim TÜV Rheinland. (swa)

Der TÜV Rheinland selbst sieht die Lage weniger kritisch, bestätigt die Situation aber. Nahm er im Jahr 2015 noch 255 394 Prüfungen ab, waren es 2016 schon 262 482 und 2017 stieg die Zahl auf 274 367. 150 Prüfer zählt der TÜV Rheinland, 22 sind für Köln zuständig. Zu wenig, finden die Fahrlehrer – auch, weil es in der Vergangenheit häufiger zu spontanen Ausfällen gekommen sei. Der TÜV Rheinland spricht von 150 Ausfällen im laufenden Jahr, weil etwa ein Prüfer erkrankt ist. Ein Zustand, der die Fahrlehrer vor weitere Probleme stellt.

Besonders gravierend sei dies bei Prüfungen für den Lkw-Führerschein. „Die Kollegen leihen sich die Fahrzeuge und bleiben dann auf den Kosten sitzen“, sagt Bartels. Die Leihgebühr für einen Lkw beträgt etwa 245 Euro pro Tag.

Mittlerweile sind die Fahrschulen in Erklärungsnot. Eltern regen sich auf, Fahrschüler sind unsicher. Die Kosten für ihren Führerschein erhöhen sich. „Ich muss den Fahrschüler ja bei Laune halten, wenn die Prüfung erst zwei bis drei Wochen später erfolgt, sollte weiter gefahren werden“, erklärt Bartels. Zwei Doppelstunden pro Woche sollten sein, damit die bis dahin erworbene Fahrpraxis erhalten bleibt. Eine Fahrstunde kostet zwischen 30 und 45 Euro.

Ingenieure als Prüfer

Prüfer fallen nicht vom Himmel, sagt Wolfgang Partz vom TÜV Rheinland. Für den Job kommen per se nur Ingenieure in Frage, die mindestens eine anderthalbjährige Tätigkeit im Job nachweisen können. Hinzu kommt eine sechsmonatige Zusatzausbildung, damit sie als Fahrerlaubnisprüfer eingesetzt werden kann. Geregelt wird der Zugang über das Verkehrsministerium des Landes.

Um kurzfristig mehr Prüfer einstellen zu können, müssten die Zugangsvoraussetzungen geändert werden. „In Hamburg etwa dürfen auch Fahrlehrer Prüfungen abnehmen, allerdings dann nicht mehr als Fahrlehrer tätig sein“, sagt Bartels.

Das Thema ist längst beim NRW-Verkehrsministerium angekommen. Man stehe in „ständigem Austausch mit dem TÜV Rheinland“, wie Ministeriumssprecher Berndhard Meier sagt. Ziel seien personelle Aufstockungen und eine mögliche Verkürzung der Prüferausbildung. Schon jetzt könnten auch Fahrlehrer zum Prüfer ausgebildet werden, wenn die Voraussetzungen erfüllen. Dies bedeute aber einen Berufswechsel, da sie nicht weiter als Fahrlehrer arbeiten dürften. Dies brächte wiederum die Branche in eine Misere. Das durchschnittliche Alter der Fahrlehrer läge zumindest im Kölner Raum bei mittlerweile Mitte 40, wie Bartels erklärt.

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