Platz da!KVB will die wichtigsten P+R-Anlagen ausbauen

Lesezeit 4 Minuten
P+R WEIDENWEST

P+R Parkplätze in Köln-Weiden West.

  • P+R Parkplätze sind gerade an den großen Pendlerrouten in und um Köln überlastet.
  • Die KVB möchte das mit einem Ausbau ändern.
  • Der Plan im Überblick.

Köln – Sie sind ein wichtiger Baustein, beim Umbau des Verkehrssystems: Die P+R Parkplätze. An ihnen sollen die Pendler vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Doch so, wie sie zurzeit dastehen, sind sie keine große Hilfe.

Gerade die an den großen Pendlerrouten sind überlastet. Viele können problemlos auch von Dauerparkern genutzt werden, denn es gibt nur wenige Kontrollen, ob auch wirklich nur Pendler auffahren. Doch das soll sich ändern. Wenn es auch noch Jahre braucht, die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), die mittlerweile alle P+R Anlagen betreiben, planen den Ausbau.

Wer zu spät kommt, muss wieder fahren

Weiden West ist das mahnende Beispiel. Ausgerechnet der große P+R Parkplatz im Kölner Westen, in dessen Nachbarschaft die erste Pförtnerampel Kölns errichtet wurde, Platz aus allen Nähten. Auslastungsgrad 100 Prozent. Aber er ist bei weitem nicht der einzige (siehe Grafik). Es knirscht an vielen Ecken und Kanten: Sürth, Bocklemünd, Thielenbruch – alle pickenpacken voll. Und die Liste ist längst nicht vollständig. Verwundern kann das nicht. Viele Anlagen stammen aus den 80er oder 90er Jahren. In den letzten 30 bis 40 Jahren sind die Anmeldungszahlen für PKW aber kontinuierlich gestiegen.

Grafik P+R

Zudem sind viele junge Kölner Familien ins Umland gezogen, weil sie in ihrer Heimstadt keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden. Also wird gependelt. Wer Gleitzeit hat an seinem Kölner Arbeitsplatz, der kommt möglichst früh, denn nur dann besteht noch eine Chance auf einen Stellplatz auf den überlasteten P+R Anlagen. Das läuft aber den Empfehlungen der Verkehrsexperten zuwider: Der Verkehr solle sich möglichst zeitlich verteilen, um extreme Spitzen zu vermeiden. Und wer keinen Stellplatz mehr bekommt, muss durchfahren.

Ausbauprogramm für Stellplätze

In den kommenden drei Jahren sollen fünf der insgesamt 24 P+R Anlagen ausgebaut werden. Das klingt nach wenig. Aber es handelt sich um die, mit dem größten Bedarf: Weiden West, Sürth, Königsforst, Bocklemünd und Frankfurter Straße. Neubauten sind die Ausnahme. Zumeist fehlt dafür schlicht der Platz in der wachsenden Stadt. Dennoch: An der Bonner Straße wird das Parkhaus Arnoldshöhe mit 540 Parkplätzen entstehen. „Für Zündorf gibt es die Überlegung: „Wenn die Stadtbahnlinie 7 um rund 800 Meter verlängert wird, könnte in diesem Bereich ein neuer P+R-Parkplatz entstehen“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller.

Notfallprogramm Weiden West

Es hat Kritik gehagelt, als die Stadt Köln an der Pförtnerampel in Weiden West damit begann, Autofahrer zurückzuhalten, ihnen aber an dem dortigen P+R Parkplatz nicht mehr Platz bot. Zwar beeilte sich die KVB zu melden, die eigentlich für einen späteren Zeitraum geplante Erweiterung durch den Bau einer Parkpalette für Weiden West werde vorgezogen. Doch die Kritiker waren damit nicht beschwichtigt. Würden doch in der Bauphase von den eh schon zu wenigen Stellplätzen auch noch eine beachtliche Zahl wegfallen. „Mitte Februar wird uns ein Planungsbüro Varianten vorlegen, wie möglichst wenige Stellplätze während des Baus der Parkpalette wegfallen“, kündigt Anemüller an. Für spätestens 2021 stellt er den Baubeginn in Aussicht. Versprechen kann er es nicht, aber möglich sei auch noch eine Fertigstellung im kommenden Jahr. Allerdings: „Die Baubranche hat Hochkonjunktur. Da kommt es immer wieder zu Engpässen. Das hat uns auch schon beim Ausbau der Anlage in Porz Zeit gekostet.“

Nie mehr parken ohne Ticket

Die Zukunft wirft ihren Schatten voraus in der Parkpalette Porz-Wahn. „Dort haben wir schon Flächen vorbereitet, wo künftig Automaten zur Kontrolle des VRS-Tickets stehen werden“, sagt Anemüller. Noch ist es so, dass dem Überwachungspersonal in den Parkpaletten der Fahrschein für den ÖPNV gezeigt werden muss. Das wirkt archaisch in heutiger Zeit. Wohin die Reise gehen soll, kann Anemüller sagen: „Es zeichnet sich ab, dass es ein System sein wird, bei dem wie schon am Flughafen das Kennzeichen des Fahrzeuges gescannt und zudem das Ticket in einem Automaten ausgelesen wird.“ Mit dem Ticket öffnet sich die Schranke, durch das Kontrollieren des Nummernschildes bei der Ein- und Ausfahrt soll ein Auge darauf geworfen werden, ob der Autofahrer nicht länger als 24 Stunden parkt. „Aber noch ist es nicht so weit“, so Anemüller. Es scheitert unter anderem daran, das nicht alle Ticket-Formate einheitlich eingelesen werden können. Und: „Diese Technik wird es nur für die großen Paletten geben.“

Das gute Beispiel: Haus Vorst

Die Parkpalette am Stadtrand von Frechen war eins der hässlichsten Entlein im P+R Angebot der KVB: verschmutztes Treppenhaus, ungebetene Gäste, defekte Videoanlagen und nur lückenhaft mit Wachpersonal besetzt. Die logische Konsequenz: Mit einer Belegungsquote von nur 37 Prozent hatte Haus Vorst die Rote Laterne. Berichte der Rundschau über die Missstände rüttelten auf. Die KVB hat gehandelt. Ein Sicherheitsdienst patrouilliert beständig. Die Videoüberwachung aus den 80er Jahren (VHS-Standard) wurde erneuert. Es wird regelmäßig sauber gemacht. Siehe da: Haus Vorst wird intensiver genutzt. Die Rundschau überzeugte sich davon vor Ort. Auch auf der zweiten Etage stehen nun regelmäßig zahlreiche Autos. „Das könne wir bestätigen, auch wenn die offiziellen Zahlen noch nicht vorliegen“, sagt Anemüller. Sicher wird Haus Vorst aufgrund seiner Lage nie zu den stark frequentierten Paletten gehören, das Beispiel zeigt aber: Wird das Angebot verbessert, wird es mehr genutzt.

Rundschau abonnieren