Podium in KölnWas Kölner Frauen in 50 Jahren alles bewegt haben

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„Quotenmann“  Christoph Kuckelkorn mit den Karnevalistinnen (v.r.) Selda  Selbach, Marie-Christine Frank, Barbara Brüninghaus, Ursula Brauckmann und Moderatorin Chantal Louis 

Köln – „Ein weibliches Dreigestirn wird irgendwann kommen“, sagte Christoph Kuckelkorn auf dem Podium am Frauen-Media-Turm. Der Festkomitee-Präsident war am gesamten Wochenende der einzige „Quotenmann“ der Diskussionsrunden, bei denen Pionierinnen aus Frauenbewegung, Politik, Wirtschaft und Karneval Erreichtes würdigten und Notwendiges anmahnten. Das Motto der zweitägigen Feier: „Die Stadt der Frauen. 50 Jahre Frauenbewegung in Köln“.

Frauen im Kölner Karneval

„Karneval ist nicht nur Frohsinn, sondern auch eine ernste Sache und damit eine Frage der Macht“, stellte Moderatorin Chantal Louis fest. Und dabei sind Frauen in Köln nach wie vor kaum an den Stellschrauben. Daran ändert es wenig, dass es inzwischen Frauengesellschaften wie die Colombina Colonia und die 1. Damengarde Köln gibt und gemischte Vereine wie die Große Kölner Karnevalsgesellschaft sich um Frauen bemühen. Kuckelkorn zeigte sich hier durchaus einer Meinung mit den Frauen auf dem Podium. „Ich glaube, dass im Karneval viel bewegt werden muss. Ich würde mir wünschen, dass mehr Frauen in verantwortlichen Positionen im Karneval sind“, sagte der Festkomitee-Präsident. Auch „Besitzstandsdenken“ verhindere das.

Dass auch die großen traditionellen Sitzungsbühnen männlich dominiert sind, ist unbestritten. Eine Lösung sieht hier Marie-Christine Frank von der Großen Kölner: „Die guten Frauen, die wir haben, müssen wir so oft wie möglich als Vorbilder auf den Bühnen sehen.“ Eigentlich sollte das möglich sein. Immerhin ist Selda Selbach von der Immisitzung überzeugt: „Frauen sind lustiger auf der Bühne.“

Frauen in konkreten Führungspositionen

Nicht um den organisierten Frohsinn sondern um konkretes Führungsverhalten von Frauen ging es am Samstag bei der Diskussionsrunde „Frauen und Macht“. Stadtdirektorin Andrea Blome verneinte zwar die Frage, ob ihr der „Spagat zwischen Eisprinzessin und Mutter Teresa“ bekannt sei. Sie räumte aber ein, dass sie unter genauerer Beobachtung als männliche Kollegen stehe, und deshalb vorsichtig sei, um nicht in den Verdacht von Klüngeleien zu geraten. Als Blome 2016 aus Düsseldorf nach Köln kam, war es eine andere Frau in Führungsverantwortung, die ihr die Besonderheiten der Stadt erklärte: Nicole Grünewald, die vier Jahre später zur Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) gewählt wurde.

Wie ein roter Faden zog sich durch die Talkrunde um „Frauen und Macht“, dass respektvoller Umgang auf Augenhöhe ein Erfolgsrezept ist. „Ich mache weniger Tam-Tam und bin dafür effizienter“, brachte es Grünewald auf den Punkt. Sie ist nach 222 Jahren die erste Frau an der IHK-Spitze. Über ihren Weg dorthin berichtete Grünewald: „Wenn man etwas verändern will, muss man nach oben, sachliche Argumente reichen nicht. Im Moment noch nicht. Denn in den meisten Köpfen, auch der Frauen, hat sich festgesetzt: Wer oben ist, hat immer Recht.“ Ihren Führungstil beschrieb die studierte Kommunikationswissenschaftlerin: „Ich beklage sich mich nicht in den Medien über die Stadt, sondern suche Lösungen im persönlichen Gespräch.“

Auch heute noch kämpfen führende Frauen

Die ehemalige Kölner Stadtkonservatorin Hiltrud Kier musste noch „handgreiflich erden“ im Kampf um den Denkmalschutz. So versetzte sie vor über 40 Jahren einfach das Reiterdenkmal in die Mitte des Heumarkts, mit dem „Päädpoppes“ zum Rathaus, und sammelte per Tieflader die über Köln verstreuten Figuren des Standbildes ein.

Noch heute wehe entschlossenen Fachfrauen manch rauer Wind entgegen, erzählte die Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, Nanette Snoep. Diese Erfahrung machte sie wegen der Ausstellung „Resist!“, die ein Schlaglicht auf koloniale Unterdrückung und die Folgen bis heute warf.

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Macht über viel Geld besitzt Susanne Imhoff. Sie ist seit 2018 Vorstandsvorsitzende der Imhoff-Stiftung, die ihr Vater, Hans Imhoff, Ende 2000 gründete. Oft ist sie gezwungen, Anfragen abzulehnen. „Wichtig ist, wie ich ein Ja oder ein Nein formuliere. Beides kann herablassend oder wertschätzend sein“, erklärte die gelernte Erzieherin. Wie alle einflussreichen Frauen auf dem Podium lernte sie, auszuhalten, nicht von allen gemocht zu werden und es nicht allen recht machen zu können.

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