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Polizei und Stadt machen ErnstMehr Kontrollen am Ebertplatz – auch Sperrung möglich

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Gemeinsamer Rundgang: Stadtdirektor Keller (l.) schaute sich gestern die dunklen Seiten des Ebertplatzes zusammen mit Polizeipräsident Jacob (r.) an.

Gemeinsamer Rundgang: Stadtdirektor Keller (l.) schaute sich gestern die dunklen Seiten des Ebertplatzes zusammen mit Polizeipräsident Jacob (r.) an.

Köln – Die Probleme am Ebertplatz sind endgültig zur Chefsache geworden. Gestern trafen sich im Rathaus Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Stadtdirektor Stephan Keller und Polizeipräsident Uwe Jacob, um über Lösungen zu beraten.

Am Nachmittag schaute sich Keller zusammen mit dem neuen Polizeipräsident den Drogenumschlagplatz und die dunklen Durchgänge an und ließ sich vom Leiter der Innenstadtwache, Peter Römers, die Probleme des zentralen Platzes erklären. Über eine halbe Stunde dauerte der Ortstermin, dann wurde der „Krisengipfel“ im Büro des Stadtdirektors fortgesetzt.

Bessere Ausleuchtung für mehr Sicherheit

Das Ergebnis der Gespräche: In ersten Maßnahmen soll der Platz nachts besser ausgeleuchtet werden, damit sich Bürger beispielsweise auf dem Weg von der Haltestelle Ebertplatz in ihre Wohnungen im Agnesviertel oder beim Umsteigen nicht mehr so unsicher fühlen. Das Beleuchtungskonzept soll so schnell wie möglich umgesetzt werden, betonten Jacob und Keller. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte: „Der Ebertplatz ist in den vergangenen Monaten zunehmend zum Problemplatz geworden. Das ist eine Situation, die wir nicht länger hinnehmen können und werden“.

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Selbst eine Sperrung von Zugängen ist mittlerweile ein Thema. Geprüft wird, ob die Zugänge an der Westseite komplett gesperrt werden. Stadt und Polizei kommen zu dem Ergebnis, dass die beiden Zugänge für KVB-Kunden kaum genutzt werden. Fahrgäste gehen seit längerer Zeit Umwege zu den Gleisen, damit sie nicht durch die dunklen Gassen gehen müssen.

Einsatz von Videokameras wird überprüft

Ferner wird überprüft, ob Videokameras auf dem Platz installiert werden können. Bei der tödlichen Messerstecherei vor über einer Woche gab es keine bewegten Bilder – die Ermittler hätten gerne auf Kameraaufnahmen zurückgegriffen. Außerdem schlug die Polizei in Gesprächen mit der Stadt vor, die Pflanzkübel und Beete so zu sichern, dass dort kein Rauschgift mehr versteckt werden kann. Immer wieder finden Beamte bei Razzien Rauschgift. In das Problem am Ebertplatz sollen nun auch Sozialarbeiter eingebunden werden, die sich um die jungen Afrikaner kümmern, die auf der Platzfläche in den Drogenhandel verwickelt sind.

Die massiven Kontrollen führen mittlerweile dazu, dass vereinzelt die polizeibekannten Dealer und Konsumenten bereits am Brüsseler Platz gesichtet wurden. Polizeipräsident Jacob und Stadtdirektor Keller wollen die Verdrängung beobachten und gezielt Kontrollen durchführen. Es wird erwartet, dass sich die Szene auf den Neumarkt und Wiener Platz verlagert, wenn die Polizei die Kontrollen am Ebertplatz forciert. Dies ist auch das erklärte Ziel von Polizei und Stadt.

Hundertschaft im Einsatz

Bereits in der Nacht zum Sonntag war am Ebertplatz bis kurz vor 3 Uhr eine Hundertschaft im Einsatz. Als die Kräfte abrückten, weil sich keine Personen aus der Drogenszene dort aufhielten, kam es wenige Minuten später zu der erneuten blutigen Auseinandersetzung. Es ist eine Szene, die dort fast täglich zu beobachten ist. Zieht die Polizei ab, sind die Dealer schnell wieder da.

Auch die Rolle der beiden Kneipen im Durchgang am Ebertplatz wird von den Behörden genau beobachtet. Anwohner beschweren sich über sehr laute Musik, besonders am Wochenende.

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