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Grundsteinlegung von Haus 1Etappenziel für „Neue Porzer Mitte“ erreicht

Lesezeit 4 Minuten
Klinker und geneigte Dächer anstatt Beton und Flachdächer: Haus 1 in den Planungen von der Hauptstraße aus gesehen

Klinker und geneigte Dächer anstatt Beton und Flachdächer: Haus 1 in den Planungen von der Hauptstraße aus gesehen

Porz – Redner Guido Cantz hatte es in der vergangenen Session treffend auf den Punkt gebracht: P.O.R.Z. – sei die Abkürzung für Postleitzahlenbezirk ohne richtiges Zentrum. Das saß und beschrieb treffend die Situation in der Porzer Innenstadt, wie sie seit der Schließung des Hertie-Hauses 2009 vorherrscht. Der Wegfall des Magneten in der City auf der einen Seite, der florierende Internethandel auf der anderen führte zu immer mehr Leerstand der Ladenlokale.

Eine Zeit, an die sich die Porzer ungern erinnern, so Bezirksbürgermeister Henk van Benthem. „Wir haben gelitten, aber nicht nur wegen der Hertie-Schließung, sondern auch, weil Immobilienbesitzer in der Porzer Innenstadt nur an Ketten vermieten wollten.“

Schlauchhaus wird nicht abgerissen

Doch jetzt soll es bergauf gehen. Drei Häuser werden auf dem Hertie-Areal entstehen. Kein Beton-Klotz wie früher, sondern kleinteiliger, luftiger. „Wir haben eine Maßstabsänderung vorgenommen, auf den Nenner gebracht heißt das: Klotz raus – kleinteilige Stadt rein“, so Konstantin Jaspert, von JSWD Architekten, bei der Feierstunde zur Grundsteinlegung von Haus 1.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Es ist gut, dass die Neue Mitte Porz bald Formen annehmen wird und die Revitalisierung der Innenstadt so zügig voranschreitet“, sagte Andreas Röhrig, Geschäftsführer von „moderne stadt“, bei der Grundsteinlegung. Bauherr ist die Stadtentwicklungsgesellschaft „moderne stadt“ selbst.

Im Erdgeschoss des Gebäudes, das an der Hauptstraße liegt, soll ein Supermarkt ein neuer „Magnet“ werden. Darüber sind 49 Wohnungen geplant. Die Bauarbeiten an Haus 1 sehen in einem ersten Schritt allerdings zunächst den Rohbau eines Verteilerbauwerks, das die Tiefgarage der einzelnen Häuser unterirdisch miteinander verbindet, sowie den der Untergeschosse vor. Anschließend erfolgt der Bau in die Höhe. Mit der Fertigstellung wird im ersten Quartal 2021 gerechnet. Für die Häuser 2 und 3 laufen derzeit Detailplanungen. Die jeweiligen Bauanträge werden voraussichtlich im Laufe dieses Jahres gestellt. Insgesamt entstehen auf rund 18 000 Quadratmetern Bruttogrundfläche Raum für kirchliche Nutzungen und Einkaufsmöglichkeiten sowie rund 130 Wohneinheiten, wovon 30 Prozent öffentlich gefördert sein werden. Sahle Wohnen übernimmt die Realisierung von Haus 2, die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft von Haus 3.

„Wo Baukräne stehen, gibt es Fortschritt“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Feierstunde. Ihr Wunsch: Eine lebendige Innenstadt, die Porz aufwertet. Die Grundsteinlegung bezeichnete sie als „Startschuss für ein attraktiveres Porzer Zentrum“.

Daran sind viele beteiligt. Politik, Verwaltung und die Bürgerschaft. „Die Grundsteinlegung ist ein wichtiger Schritt für die Revitalisierung der Porzer Innenstadt“, sagte Jochen Reichel, Vorsitzender des Bündnisses Porz-Mitte. Deren Mitglieder haben sich an etlichen Diskussionsrunden beteiligt, Kritik geübt und eigene Vorschläge eingebracht. Einige finden sich auch in der „Neuen Mitte Porz“ wieder. „Wir sind durchaus von den Ergebnissen des Freiraumplanerischen Wettbewerb angetan und glücklich darüber, dass einige Vorschläge von uns sich dort wiederfinden.“ Konkret heißt das unter anderem: Mehr Grün in der Porzer Innenstadt. Ein Wermutstropfen – zumindest aus städtebaulicher Sicht – sei allerdings, dass das sogenannte Schlauchhaus, dass die Stadt erworben hat, nicht abgerissen werde. Dadurch fehle faktisch ein Abschluss des Platzes, der dort geplant ist. Hier habe man eine Chance verschenkt, so Reichel. Architekt Jaspert sieht darin allerdings kein Problem.

Entwicklung zur „Neuen Mitte Porz“

2009 Schließung des Hertie-Warenhauses

2014 Erwerb des Gebäudes durch die Stadt

2017 Beginn Entkernungsarbeiten im November

2018 Ende der Abrissarbeiten der oberirdischen Gebäudeteile im Juli; Ankauf des Dechant-Scheben-Hauses durch die Stadt im November

2019 Freiraumplanerischer Wettbewerb zur Gestaltung der öffentlichen Flächen der „Neuen Mitte Porz“ von Januar bis April; Sieger Landschaftsarchitekten club L94 steht im Mai fest; Grundsteinlegung von Haus 1 Anfang Juni

2021 Fertigstellung von Haus 1 im ersten Quartal geplant

Auch nicht die Pänz der Städtischen Kita Josefstraße, die ebenfalls zur Grundsteinlegung erschienen sind. Das Schlauchhaus interessiert sie weniger. Dafür haben sie konkrete Vorstellungen, was für sie wichtig ist. Aber ob ein Schwimmbad mit Rutsche, wie es sich der fünfjährige Amadeus wünscht, oder eine Achterbahn, die Emre (6) gerne hätte, kommen werden, ist doch eher unwahrscheinlich. Die Wünsche nach einer Schaukel oder Wippe von Rosa, Eyyub und Emre hingegen sind da schon eher möglich.

„Wir haben Wert gelegt auf Vielfalt, Diversität – Kernstücke, um die ,Neue Mitte’ zum Leben zu erwecken“, so Jaspert. Ein Geflecht aus Gassen, Plätzen und Straßen werde es geben. Mit veränderten Wege- und Sichtbeziehungen und einem öffentlichen Raum, der lebens- und liebenswerter für die Porzer werden wird. Es werde Klinker und geneigte Dächer anstatt Beton und Flachdächer geben. Alles sichtbare Veränderungen. „Das Zentrum wird sich so wandeln, dass Porz eine eigene Identität bekommt.“ Guido Cantz müsse sich etwas neues für die Abkürzung Porz einfallen lassen. Postleitzahlenbezirk ohne richtiges Zentrum werde in Zukunft nicht mehr zutreffen.

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