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Interview mit Porzer BürgermeisterHenk Van Benthem für die Stärkung der Bezirke

Lesezeit 6 Minuten
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Seit 6 Jahren ist Henk van Benthem Porzer Bezirksbürgermeister.

Porz – Seit 2014 ist Henk van Benthem (CDU) Porzer Bezirksbürgermeister. Über Probleme, Chancen und Aufgaben im Bezirk sprach mit ihm René Denzer.

Das neue Jahr ist erst ein paar Tage alt, werfen wir dennoch einen kurzen Blick zurück auf 2019. Was ist aus Ihrer Sicht positiv gelaufen?

In Sachen Wohnungsbau nehmen manche Projekte wie das der GAG an der Hauptstraße, Ecke Poststraße, Fahrt auf. Endlich hat sich auch was in Sachen Schulneubau in Gremberghoven getan. Die Ertüchtigung von Plätzen im Stadtteil Eil sind auf den Weg gebracht – inklusive Fördergelder. Die Feste am Rheinufer in Porz-Mitte haben den Bürgerinnen und Bürgern gut getan. Auch was die Neue Porzer Mitte betrifft, ist positiv, dass man dort zumindest im Zeitplan liegt.

Beim Thema „Porzer Mitte“ hört man zwischen den Zeilen, dass nicht alles rund zu laufen scheint.

Das stimmt. Sie haben es selbst geschrieben. Die Sache mit dem geplanten Discounter in der Porzer Innenstadt hat uns zum Ende des vergangenen Jahres richtig aufgeregt. Bei der Aktuellen Stunde hat die Stadtentwicklungsgesellschaft „moderne stadt“ uns reinen Wein eingeschenkt.

Der Ihnen aber sauer aufgestoßen ist.

Richtig. Gegenstand der Gespräche und öffentlichen Veranstaltungen war immer ein so genannter Vollversorger mit Frischetheke, kein Discounter.

Zur Person

Henk van Benthem ist am 17. Januar 1951 in Oldenzaal (Niederlande) geboren. Seit 1972 wohnt er in Porz. Er ist verheiratet. Aus erster Ehe hat er zwei Töchter. Die Deutsche Staatsbürgerschaft hat van Benthem seit 27. September 2001 inne.

Van Benthem hat verschiedene Ehrenämter in Sport- und Karnevalsvereinen bekleidet.  Noch heute ist er unter anderem Senats- und Sitzungspräsident der KG Fidelen Aujusse. Im Jahr 1999 ist der  Versicherungsmakler in die CDU eingetreten. Seit dem hat er einige politischen Ehrenämter bekleidet. Unter anderem war er 17 Jahre lang Vorsitzender des CDU-Inselfestausschusses.

Seit 2004 ist der (noch) 68-Jährige Mitglied der CDU-Fraktion im Stadtrat und seit  2014 zweiter stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses. In der Bezirksvertretung Porz  ist er seit 2014 Mitglied. Seit dem ist van Benthem Porzer  Bezirksbürgermeister. (rde)

Die Bezirksvertretung Porz hat mit ihrem einstimmig gefassten Beschluss Ende vergangenen Jahres noch einmal deutlich den Auftrag an die Verwaltung gegeben, den Bebauungsplan dahingehend zu ändern, dass die Einzelhandelsfläche im Haus 1 nur für einen Vollversorger zur Verfügung steht.

Muss sich die Bezirksvertretung (BV) nicht die Kritik gefallen lassen, sich zu sehr auf „moderne stadt“ verlassen zu haben?

Nein. Der Auftrag war klar, die Gespräche geführt. Wenn man einer Entwicklungsgesellschaft, die zudem Stadttochter ist, nicht mehr Vertrauen kann, dann läuft was schief.

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser.

Deswegen der deutliche Beschluss aus der BV. Auch werden weiter Gespräche geführt. Noch ist Haus 1 nicht fertiggebaut und die Einzelhandelsfläche belegt. Die Porzer Innenstadt wird uns auch in diesem und in den kommenden Jahren beschäftigen.

Welche Themen noch?

Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit.

Drei Schlagworte.

Die den Menschen in Porz und mir wichtig sind.

Und durch die Vorfall am Rheinufer Ende des vergangenen Jahres hoch aktuell ist?

Dazu kann ich nur sagen, dass ich persönlich jegliche Gewalt, egal von wem, an wen, ablehne. Wir haben uns schon oft über zu wenig Präsenz von Polizei und Ordnungsamt beschwert. Im Zuge dessen auch über die Zentralisierung des städtischen Ordnungsdienstes.

Wie sind die Probleme in den Griff zu kriegen?

Mehr Präsenz von Polizei und Ordnungsamt ist das eine. Das andere: Es müssen Strategien entwickelt werden, wie man besser miteinander ins Gespräch kommen kann. Im Kriminalpräventiven Rat müssen wir nach Lösungen suchen. Klar ist, dass etwas geschehen muss. Wir sind ein Stadtbezirk mit über 100 000 Einwohnern, werden aber weit unter Wert verwaltet.

Das schwingt das alte Thema Eigenständigkeit durch.

Träumen darf man doch. (lacht) Nein, im Ernst. Die Bezirke müssen weiter gestärkt werden. Das heißt auch mehr Kompetenz für die Bezirksvertretungen und mehr Geld.

Der Stadtbezirk

Seit 1975 gehört Porz zu Köln. Davor war Porz eigenständige Stadt. Zum heutigen Stadtbezirk  gehören 16 Stadtteile mit einer Gesamtfläche von 78,8 Quadratkilometern.  Laut städtischen Angaben (Stand: 31. Dezember 2017) leben in Porz 113 670 Einwohnern. (rde)

Ohne das läuft nichts. Wenn man mit Jugendlichen spricht und deren Wünsche hört, kann man oft nur zu sagen: „Ein Schwimmbad, das können wir nicht einfach so bauen, auch kein eigenes Kino oder eine Bowlingbahn.“ Wenn die Jugend so etwas hört, fragt die sich natürlich: „Was könnt ihr denn überhaupt selbst?“

Und die Antwort darauf lautet?

Gespräche führen. Das hat bei den Veranstaltungen am Rheinufer Früchte getragen. Ohne den von mir initiierten Porzer Wirtschaftskreis, sprich potenziellen Geldgebern, wäre beispielsweise die zweite Auflage des Rheinnachtsmarktes nicht möglich gewesen. Ansonsten heißt es: Die Stadt überzeugen, Investoren überzeugen, die Bürger und Vereine mit ins Boot holen, politisch Wege ebnen, dass solche Projekte und Wünsche, wie sie nicht nur Jugendliche äußern, auch Wirklichkeit werden. 

Ein schwieriges Unterfangen.

Auf jeden Fall. Ich werde weiter daran arbeiten.

Das heißt, Sie treten bei der Kommunalwahl im September noch einmal an?

Ja, das werde ich. Ich bin stolz auf dieses Amt und will nicht darauf verzichten. Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen.

Die da wären?

Es gibt einige Projekte, die angefangen, aber noch nicht fertig sind. Da ist zum einen die Porzer Mitte, der Wohnungsbau und vor allem auch der Schulaus- und -neubau. Wohnen und Schule sind eng miteinander verknüpft.

Ein Beispiel bitte.

Dafür eignet sich das Bauprojekt südlich der Friedensstraße in Elsdorf an der Grenze zu Urbach sehr gut. Hier sahen die Pläne der Verwaltung zunächst 25, dann 200 und zu guter Letzt 260 Wohneinheiten vor. Im Gegenzug platzt die Grundschule Kupfergasse in Urbach schon jetzt aus allen Nähten.

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Sprich, die Infrastruktur ist unzureichend. Und die ist nötig, um ein solches Bauprojekt realisieren zu können. Deswegen haben wir uns mit knapp unter 200 für weniger Wohneinheiten, einer neuen Schule im geplanten Gebiet und eine Erweiterung der Kupfergasse ausgesprochen. Außerdem soll eine Kindertagesstätte im Baugebiet „An der Fuchskaule“ neu gebaut werden. 

Beim Thema Infrastruktur kommt man schnell zum Ausbau der Linie 7.

Ja, wir werden schauen, was möglich ist. Doch werde ich im Wahlkampfjahr nicht die Linie 7 zum Thema machen.

Sondern?

Ich will, wie bereits jetzt schon, an den Themen arbeiten, die Porz und seine Bürgerinnen und Bürger beschäftigt.

Dazu zählt?

Neben den bereits genannten Themen wie Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und dem Thema Verkehr muss zum Beispiel auch das aus meiner Sicht starre Einzelhandelskonzept angepackt werden. Es kann nicht sein, dass unter der vermeintlichen Stärkung der Nahversorgungszentren Stadtteile wie Gremberghoven darunter zu leiden haben. 

Wo nichts ist, kann nichts gestärkt werden.

Genau. In Gremberghoven gibt es kein richtiges Zentrum. In der Randlage wäre Platz für einen Supermarkt. Doch durch das Konzept kann der nicht realisiert werden. In Langel wird sich das glücklicherweise ändern. Dort wird sich nach langen Querelen nun endlich ein Vollversorger am Anfang des Stadtteils ansiedeln. Generell muss die Aufenthaltsqualität in Porz verbessert werden. Es müssen Orte geschaffen werden, wo die Porzerinnen und Porzer gerne hingehen.

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