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Fühlinger See in KölnDie DLRG simuliert Badeunfall und warnt Gäste vor Übermut

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Die DLRG und die Kölner Feuerwehr üben für den Ernstfall am Fühlinger See.

Köln – Es ist voll an diesem Sonntag schräg gegenüber des Freibades am Fühlinger See, doch die Anwesenden sind keine Badenden. Mehrere Rettungswagen stehen bereit, außerdem Menschen in Feuerwehruniformen. Auf dem Wasser treiben ein paar Boote, die Insassen haben den Blick auf einen kleinen Bildschirm gerichtet. „Körperähnliches Objekt gesichtet“, schreit einer von ihnen plötzlich. Die Menschen am Ufer bleiben allerdings gelassen. Sie wissen: Das hier ist nicht echt. Zusammen mit dem DLRG demonstriert die Kölner Feuerwehr, wie das Retten einer ertrinkenden Person abläuft.

Die Simulation wird nicht zum Spaß durchgeführt, sondern hat einen ernsten Anlass. Seitdem das Sommerwetter Einzug in Köln gehalten hat, kommt es wieder vermehrt zu Badeunfällen. Erst am Dienstag vergangene Woche verunglückte ein neunjähriger Junge beim Schwimmen im Fühlinger See, ein paar Tage drauf, am Samstag, musste ein junger Mann nach einem Badeunfall gerettet werden. Die Fälle häufen sich.

Stilles Ertrinken in den meisten Fällen

„Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum ein Mensch in eine Notsituation geraten kann“, erklärt Dr. Robert Stangl, leitender Notarzt der Feuerwehr Köln. „Viele sind nach dem langen Lockdown außer Form und überschätzen ihr eigenes Fitnesslevel.“ Auch Kreislaufprobleme, ungeahnte Strömungen oder andere Wassersportler wie Ruderer seien ein Risikofaktor.

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Kommt es dazu, dass einen Schwimmer wirklich in Not gerät, ist schnelles Handeln entscheidend. „Manchmal können die betroffene Person noch auf sich aufmerksam machen und beispielsweise winken“, erklärt Alexander Lustig, stellvertretender Bezirksleiter der DLRG Köln. „In den allermeisten Fällen ist es aber ein stilles Ertrinken. Den Leuten geht einfach die Kraft aus.“ Dann muss an der ungefähren Stelle oder häufig sogar in einem großflächigen Bereich gesucht werden.

Am besten zu zweit und in ausgewiesenen Bereichen schwimmen

Bei dem Rettungseinsatz selbst gibt es drei Phasen. Zuerst fahren die Boote der DLRG raus, Taucher durchkämmen mit Schnorcheln die oberen Wasserschichten. Zeitgleich rücken die Einsatzkräfte der Feuerwehr aus der Innenstadt an. In Phase zwei wird mithilfe von Echoloten und Unterwasserdrohnen nun auch der Boden des etwa zehn bis 20 Meter tiefen Sees gescannt. Die Geräte sind sehr präzise: Sollte ein Körper gesichtet werden, wird dieser im Zuge von Phase drei durch Taucher geborgen. An Land wird sofort eine erste Reanimation durchgeführt. Falls nötig, wird der Betroffene anschließend mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen, wo weitere medizinische Maßnahmen erfolgen.

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Etwa 40 Einsatzkräfte sind an solch einer Rettungsaktion beteiligt, die Einsatzdauer kann stark variieren. Wie lange eine Person unter Wasser überlebt, lässt sich allerdings schwer eingrenzen, erklärt Stangl. „Das hängt von Alter, Vorerkrankungen, von ganz unterschiedlichen Faktoren ab.“ Der Mann am Samstag konnte bereits nach zehn, fünfzehn Minuten geborgen werden. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht – mehr ist über seinen Zustand aktuell nicht bekannt.

Nicht immer läuft eine Rettung so schnell ab. Alexander Lustig rät daher, nie alleine schwimmen zu gehen, damit im Zweifelsfall die Begleiter Hilfe holen können. Am besten wäre es allerdings, wenn Badende von Anfang an im ausgewiesenen Bereich blieben, wo das Ufer in erreichbarer Nähe ist. „Der Idealfall ist schließlich nicht, dass eine Rettung besonders schnell oder glatt verläuft“, so Lustig. „Sondern, dass wir gar nicht erst jemanden retten müssen.“

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