Produktion in EhrenfeldKölner Start-up bedruckt täglich Hunderte Textilien
Köln – Ihre ersten T-Shirts haben Philipp Beutel und Nino Boender im Wohnzimmer bedruckt. „Wir haben Youtube-Videos angeschaut, damit wir wissen, wie das geht“, erinnert sich Philipp Beutel. Jetzt steht er in der Produktionshalle seines Unternehmens Shirtee in Ehrenfeld. Neben ihm rattern die Maschinen, dahinter stapeln sich tausende T-Shirts in allen möglichen Größen und Farben. Eine Wand ist frisch mit Folie abgeklebt. Hier wird gerade ein Durchbruch in eine benachbarte, leerstehende Halle gehauen. Shirtee braucht mehr Platz. 1750 T-Shirts, Polo-Hemden, Kappen, Jacken werden täglich bedruckt oder bestickt. Und bald kommt noch das Weihnachtsgeschäft.
Ursprünglich hatten Philipp Beutel (37) und Nino Boender (38) ganz andere berufliche Pläne. Sie waren in der Medienwirtschaft und im Veranstaltungsmanagement tätig. Ihre T-Shirts mit kölschem Design im Ed-Hardy-Stil sollten eher ein Privatvergnügen sein. „Aber dann wollten unsere Freunde die auch haben“, erinnert sich Philipp Beutel. Die Nachfrage wuchs und wuchs. Vor zwei Jahren haben die beiden Freunde das Start-up Shirtee gegründet.
Auto, Einhorn, Mallorca ist hoch im Kurs
Das Besondere daran: Shirtee produziert nur auf Bestellung, genannt „Print on demand“. Die Textilien und Motive können im Onlineshop ausgewählt werden. Die Motive stammen nicht von Shirtee selbst, sondern von Designern, die ihre Ideen über das Shirtee-Portal hochladen können und am Verkauf verdienen. Die Auswahl ist riesig, im Moment stehen zum Beispiel Themen wie Auto, Einhorn, Familie, Mallorca oder Junggesellenabschied zur Verfügung. Oder die Designer erstellen ihren eigenen Shop mit der Shirtee-Ware. Dann tritt das Unternehmen nicht offen in Erscheinung. Das ist zum Beispiel Youtubern und Influencern wichtig, die ihr eigenes Merchandising haben.
Eine Mitarbeiterin spannt ein Polo-Hemd in die Maschine. Der zu bedruckende Bereich wird mit einer speziellen Flüssigkeit angefeuchtet, dann wird das Motiv in mehreren Arbeitsschritten aufgetragen. Diesmal ist es ein goldfarbener Kelch, umgeben von bunten Blumenranken – das Symbol einer Jugendgruppe. Die Mitarbeiterin legt das Polo-Hemd anschließend in den „Trockner“. Auf einem Fließband und bei 160 Grad Celsius wird der Druck fixiert. Zeitaufwand für das Polo-Hemd: knapp acht Minuten.
50 Mitarbeiter in Köln-Ehrenfeld
Vor zwei Wochen ist die Shirtee-Verwaltung in einen etwas entfernten Bürotrakt umgezogen. Manche Mitarbeiter fahren mit Rollern und Fahrrädern hin und her. In den Büros werden alle eingereichten Motive geprüft: „Wir schauen zum Beispiel, ob Urheberrechte oder Markenrechte verletzt werden“, erklärt Philipp Beutel. Manchmal gibt es ethische Bedenken. Auch dann bekommen die Designer eine Absage.
50 Mitarbeiter hat Shirtee inzwischen, die Produktionsfläche hat sich auf 1600 Quadratmeter vervierfacht. Im vergangenen Jahr wurde es im Weihnachtsgeschäft so eng, dass Shirtee mehrere Tage Lieferzeit hatte. Das soll diesmal nicht passieren. Philipp Beutel und Nino Boender haben zusätzliche Maschinen angeschafft und suchen Aushilfen. „Ab November arbeiten wir im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr“, sagt Philipp Beutel. Dann können bis zu 6000 Teile pro Tag versendet werden.