Projekt „Sonnendeck“Wählergruppe „Gut“ will Solarmodule über Kölns Autobahnen spannen

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So könnte es aussehen: Ein Dach aus lichtdurchlässigen Photovoltaik-Paneelen über Kölns Autobahnen.

Köln – Mit einer Solar-Offensive will das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt die Energiewende ankurbeln und Köln auf dem Weg zur Klimaneutralität voranbringen. Man will möglichst viele Dächer städtischer und privater Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen (PV) bestücken – ein komplexer Prozess mit sehr vielen Beteiligten.

Bislang wird nur ein Bruchteil des in der Stadt verbrauchten Stroms auf diese Weise nachhaltig produziert. Doch wie lassen sich sonst große Mengen an Ökostrom in Köln erzeugen, wo Wohnen und Gewerbe um knappe Flächen konkurrieren und Grünanlagen unangetastet bleiben sollen?

Wählergruppe „Gut“ will Konzept im Stadtrat einbringen

Die Wählergruppe „Gut“ hat dazu ein Konzept entwickelt, das sie im September in den Stadtrat einbringen will: ein Solarpark auf dem Kölner Autobahnring. Der Grundgedanke ist so einfach wie bestechend: Quer über die Fahrbahnen soll ein Netz aus beweglichen Photovoltaik-Modulen gespannt werden. Darunter kann der Verkehr wie gewohnt fließen. Der Arbeitstitel des Projekts lautet „Sonnendeck“.

Die Idee stammt von Thomas Schmeckpeper von „Gut“, auf den auch das Konzept für eine Seilbahn-Verbindung entlang des Rheins („Rheinpendel“) zurückgeht. Sie ist allerdings nicht völlig neu. Das Fraunhofer-Institut forscht bereits an einem ähnlichen Projekt. Im Landkreis Konstanz soll an der A81 neben der Autobahnraststätte Hegau-Ost für zwölf Millionen ein Prototyp eines Solardachs über der Autobahn errichtet werden. Die Stadt Kerpen hat sich bereits Ende 2018 beim Land NRW um Fördermittel für ein Solardach entlang der A4 und A61 beworben.

90 Kilometer Autobahn in Köln bieten viel Platz für Solarmodule

Für Schmeckpeper liegen die Vorteile auf der Hand: „In Köln gibt es rund 90 Kilometer Autobahnen. Somit stehen im Stadtgebiet geschätzt rund drei Quadratkilometer Flächen zur Verfügung, die bereits versiegelt sind und sich für eine Nutzung als Lieferant von sauberer Energie anbieten.“

Nach seinen Vorstellungen, die er mit Ratsfrau Karina Syndicus und weiteren Mitstreitern entwickelt hat, sollen „lichtdurchlässige Photovoltaik-Module zum Einsatz kommen, die beidseitig Licht aufnehmen und dadurch leistungsstärker sind“. Montiert werden sollen sie „an einem ausfahrbaren Jalousie-System, wie es bereits über Kläranlagen im Einsatz ist. So können die Module für Wartungsarbeiten zur Seite gefahren werden und Reparaturen außerhalb der Fahrbahn erfolgen“, erklärt Schmeckpeper.

Wenn man 30 Prozent der Kölner Autobahnen mit PV-Modulen überdache, lasse sich damit der Strombedarf von rund 35.000 Drei-Personen-Haushalten klimaneutral decken, hat er ausgerechnet. Die Tragekonstruktion soll aus leichtem Ständerwerk bestehen. Denkbar sei, solche PV-Anlagen künftig mit Oberleitungssystemen für elektrische Lkw zu kombinieren, wie sie der Bund als Teststrecken plant.

Idee ist laut ADAC-Experten eine Prüfung wert

Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC Nordrhein, ist der Idee nicht abgeneigt. „Man sollte auf jeden Fall darüber nachdenken. Das ist eine Prüfung wert. Die Frage lautet ja: Wo bekommen wir die künftig benötigten großen Mengen an grünem Strom her, den wir für die E-Autos brauchen?“ Es sei aber fraglich, ob das Projekt wirtschaftlich machbar wäre.

Wichtig sei, dass so ein Bauwerk nicht in die Kategorie Tunnel falle, weil das enormen Aufwand und Kosten nach sich ziehe. Suthold betont: Durch PV-Module dürfe es nicht zu Sichtbehinderungen für die Fahrer kommen. Und: Da Projekte an Autobahnen Sache des Bundes sind, sei der Einfluss Kölns hier begrenzt.

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