Prozess in KölnRimowa-Mitarbeiter sollen Koffer gefälscht haben

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Ein Rimowa-Koffer (Symbolbild) 

Ein Rimowa-Koffer (Symbolbild) 

Köln – Juristisch gesehen ist das, was seit Montag vor dem Amtsgericht verhandelt wird, ein schnöder Bandendiebstahl. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das Ganze aber eher als Diebstahl hoch drei. Denn die drei angeklagten, mittlerweile ehemaligen Mitarbeiter (37, 36 und 35) des Luxus-Kofferherstellers Rimowa in Ossendorf, haben die rechtswidrige Zueignung fremden Eigentums fast schon zu einer Art Kunst erhoben – sollten die Vorwürfe zutreffen.

Genau genommen sollen die Männer nämlich vor dem 4. Juni 2019 nicht einfach fertige Koffer gestohlen haben, sondern Dubletten von bereits existierenden Koffern hergestellt und sie dann unter der Hand per Ebay verkauft haben. Für 1000 Euro pro Stück, so die Anklage.

Ein abgekartetes Spiel

Die drei Männer sollen laut Anklage der Staatsanwaltschaft in den Abteilungen Instandhaltung, Produktion und Montage bei Rimowa gearbeitet haben. Demnach soll der 36-Jährige Monteur zunächst im Auftrag seiner mutmaßlichen Mittäter einen Kofferrahmen mit „Individualnummer“ hergestellt haben. Dabei soll es sich um eine Individualnummer eines bereits existierenden Koffers gehandelt haben. Der 37-Jährige aus der Produktion habe dann in der Folge mit dem Rahmen den entsprechenden Koffer mit Firmenmaterial an seinem Arbeitsplatz gefertigt.

Damit der Schwindel mit der bereits vergebenen Individualnummer bei einem Scan in der Qualitätskontrolle nicht auffliegen konnte, soll der 35-Jährige den Koffer zuvor aus dem Produktionsablauf entnommen haben. Angeblich, so habe seine Begründung gelautete, um den Koffer in die Entwicklungsabteilung zu bringen. Doch dort soll das jeweilige Stück nie angekommen sein. Stattdessen habe der 35-Jährige den Koffer in seinem Fahrzeug verstaut, vom Firmengelände gefahren und später über Ebay verkauft, so steht es in der Anklageschrift.

Ein „Whistleblower“ lässt den Coup auffliegen

Vor Gericht räumte der 35-Jährige die Vorwürfe ein, wohingegen der 37-Jährige abstritt. Der 36-Jährige, der die Kofferrahmen mit den falschen Individualnummern hergestellt und dafür jeweils 20 Euro erhalten haben soll, schwieg am Montag vor Gericht.

Aufgeflogen sein soll der Koffer-Coup durch einen Whistleblower im Betrieb. Demnach hatte der Geschäftsführer, der am zweiten Verhandlungstag als Zeuge gehört werden soll, eine anonyme E-Mail erhalten, in der das arbeitsteilige Vorgehen der Angeklagten detailliert beschrieben worden war. Der anonyme Informant soll zudem von 50 bis 60 Kofferrahmen gesprochen haben, die gefertigt worden seien. Aufgrund der E-Mail, so eine leitende Angestellte (61) im Zeugenstand, seien Videoaufnahmen von Überwachungskameras in Augenschein genommen worden.

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Darauf sei zu sehen gewesen, wie der 35-Jährige eine Plastiktüte, in der sich ein großer rechteckiger Gegenstand befunden habe, in den Kofferraum seines privaten Pkw wuchtete und das Firmengelände verlassen habe. Damit sei der 35-Jährige konfrontiert worden. „Er hat dann mit seiner Lebensgefährtin telefoniert und gesagt: ‚Ich wurde erwischt, wird heute etwas später’“, beschrieb die 61-Jährige das Eingeständnis des 35-Jährigen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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