Public Viewing bei EM 2024Kommen die Fußball-Feste in der Kölner Arena zurück?

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Das Public Viewing in der Lanxess-Arena zog tausende Fans an.

Das Public Viewing in der Lanxess-Arena zog tausende Fans an.

Köln – Braucht es ein Public Viewing auf dem Heumarkt während der Fußball-EM 2024? Jürgen Amann, Geschäftsführer von Kölntourismus, sagt: ja. „Durch feste Anlaufstellen wird unkontrolliertes Feiern kanalisiert, auch eine Verkaufs- und Ordnungsinfrastruktur ist so gegeben. Es ist für die Anwohnerinnen und Anwohner weniger zu befürchten als wenn alles ungesteuert abläuft.“ Die Gäste kämen ohnehin in die Altstadt, alles andere sei illusorisch.

Kritik am Konzept der Stadt

Nun ist Amanns Position nicht überraschend, die Stadt Köln bezahlt ihn als Chef eines städtischen Betriebs dafür, dass er sich um den Tourismus kümmert, Gäste nach Köln holt. Seine Aussage steht im Gegensatz zur Position der Bürgergemeinschaft Altstadt sowie des Verein Stadtmarketing. Sie stehen einem Public Viewing kritisch gegenüber oder lehnen es ab, sie fürchten Lärm, Müll und Schlägereien (wir berichteten). Köln hat fünf Spiele: vier Gruppen-Spiele und ein Achtelfinale.

Am Heumarkt und Alter Markt soll es ein Fußball-Dorf mit Sponsoren-Ständen und Aktionen geben, Haupt-Anlaufpunkt für Fans soll aber der Tanzbrunnen sein. Allerdings liegt der im Rechtsrheinischen. Strömen die Fans dorthin oder in die Altstadt? Amann will das steuern über das attraktivere Programm am Tanzbrunnen, etwa über bekannte Künstler.

Debatte schon zwei Jahre vor der EM entbrannt

Die Frage, wo die Fans in der Stadt die EM feiern, sorgt also schon zwei Jahre vor dem Turnier für Diskussionen. Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena, sagt: „Ich verstehe beide Seiten. Am Ende braucht es eine Entscheidung, die letztlich keinen Anspruch auf vollständige Richtigkeit haben kann.“ Löcher hat seine eigenen Erfahrungen gemacht: Von 2008 bis 2012 gab es öffentliches Fußball-Schauen in und um die Arena. Was laut Löcher total positiv begann, ist am Ende ausgeartet in Brennfackeln, Vandalismus und Schlägereien. Der „Spiegel“ schrieb 2012: „Chaoten und Neonazis haben das friedliche Fußballfest gekippt, alle Warnungen ignoriert. Immer wieder, selbst im spannendsten Moment, hatten die Veranstalter die Übertragung Deutschland gegen Dänemark abgebrochen, wenn in der Halle ein Feuer aufloderte.“

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Seit zehn Jahren hat die Arena deshalb Party-Pause bei Fußball-Großturnieren – das könnte 2024 vorbei sein. Löcher kann sich ein Public Viewing wieder vorstellen, auch wenn die Rahmenbedingungen noch zu klären sind: Löcher denkt an personalisierte Tickets, eine hellere Arena oder Eintrittspreise. „Wir würden es anders als früher gestalten“, sagt Löcher.

Das Beispiel Arena zeigt ganz gut das Problem: Solche Turniere sind im Idealfall internationale Feste voller Erinnerungen, voller Begegnungen, voller Freude – aber sie können eben auch teils in Schlägereien ausarten, in wochenlangen Belästigungen für die Anwohner. Amann sagt: „Wir wollen ein Fußball-Fest, das nicht gegen die Anwohner geht, aber in einer Millionenstadt wie Köln gibt es eben auch großstadttypische Phänomene.“ Er hält das Public Viewing auch für zeitgemäß und hofft auf einen Image-Gewinn für die Stadt.

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