„Rheinspange553“Wie es um die neue Autobahn-Rheinquerung in Köln steht

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Südlich der Rodenkirchener Brücke, auf der Höhe von Wesseling und Niederkassel, könnte eine neue Rheinbrücke gebaut werden. 

Südlich der Rodenkirchener Brücke, auf der Höhe von Wesseling und Niederkassel, könnte eine neue Rheinbrücke gebaut werden. 

  • Die neue Rheinspange soll die Verkehrssituation im Ballungsraum Köln-Bonn entlasten.
  • Die Anwohner fordern die Untersuchung einer Null-Variante.
  • Straßen.NRW hat indessen den Auftrag für einen Neubau.
  • Wir geben in unserem Frage & Antwort-Stück einen umfassenden Überblick.

Porz/Rodenkirchen – Die neue Autobahn, die den Arbeitstitel „Rheinspange553“ trägt, und eine zusätzliche Querung des Rheins darstellt, nimmt konkretere Formen an. Dies wurde beim Stammtisch der Bürgervereinigung Rodenkirchen im Brauhaus Quetsch deutlich. Der Vorsitzende Dieter Maretzky hatte dazu Rüdiger Däumer, Projektleiter beim Landesbetrieb Straßen.NRW, und seine Kollegin Britta Dierke eingeladen. Beide berichteten über den Stand der Dinge und informierten auch erstmals über den geplanten achtspurigen Ausbau der A4 zwischen den Autobahnkreuzen Köln Süd und Gremberg (die Rundschau berichtete).

Ein Thema, das auf großes Interesse stieß. Nicht alle Besucher konnten im kleinen Raum, der für diese Veranstaltungsreihe reserviert wird, Platz nehmen. Und nicht alle sind Freunde der Planungen, wie sich Laufe des Abends herausstellte. Im Zuge von Klimawandel und Mobilitätswende sehen die Kritiker die Querverbindung als nicht zielführend.

Was ist genau geplant?

Die neue Rheinspange soll die Verkehrssituation im Ballungsraum Köln-Bonn entlasten. Denn nirgendwo ist die Verkehrsbelastung so hoch wie in dieser Region. Und sie wird weiter wachsen. So lauten zumindest die Prognosen. Deshalb ist sie im Bundesverkehrswegeplan mit vordringlichem Bedarf eingestuft und soll bis 2030 stehen. Als Autobahnquerspange soll sie die rechtsrheinische A59 mit der linksrheinischen A555 verbinden.

Wie weit ist das Projekt?

Die Verkehrsuntersuchung sei im wesentlichen abgeschlossen, erklärte Däumer an dem Abend. Die Umweltverträglichkeitsstudie sei noch nicht komplett abgeschlossen. Das Projekt stehe noch ziemlich am Anfang in der sogenannten Vorplanung und Linienbestimmung. Nun gehe es um konkrete Linienführungen. Zurzeit stünden zwischen sechs und sieben Varianten zur Diskussion. Im November letzten Jahres trafen sich die Akteure im Landesverkehrsministerium, um die Varianten zu besprechen. Im März soll es dazu einen Termin geben. Im Anschluss soll feststehen, welche der bis zu sieben Varianten näher untersucht werden soll.

Welche Varianten gibt es?

Es gibt eine nördliche Variante, die die Anschlussstelle Godorf der A 555 mit der Anschlussstelle Lind der A 59 verbindet. Dazu muss ein Brückenbauwerk über den Retentionsraum in Porz-Langel über den Rhein gebaut werden. Eine Tunnellösung ist an dieser Stelle nicht machbar, wie Däumer sagte. Eine südliche Variante verbindet die beiden Autobahnen kurz hinter der Anschlussstelle Wesseling mit der rechtsrheinischen Seite zwischen den Anschlussstellen Lind und Spich.

Eine weitere Variante läuft etwas weiter nördlich der Südvariante. Alle anderen Varianten zweigen von diesen Streckenführungen stellenweise ab und leiten die neu zu planende Autobahn an Wohngebieten in Urfeld und Niederkassel vorbei.

Denkbar sind Brückenbauwerke über den Rhein, aber auch Tunnellösungen seien je nach Variante möglich. Zwischen Godorf und Porz-Langel allerdings käme ausschließlich ein Brückenbauwerk in Frage. Diese Variante wäre die kostenintensivste, aber auch optimale Streckenführung, wie Däumer sagte. Die Südvariante führe an dicht bewohntem Gebiet vorbei.

Gibt es auch eine Null-Variante?

Sie werde auch durchaus auch in Erwägung gezogen, so Däumer. Eine Null-Variante aber sei nicht der Auftrag, den Straßen.NRW erhalten habe, betonte er. Deshalb werde dieser Punkt nicht weiter ausgearbeitet. Denn eine Null-Variante bedeute, das es gar keine Rheinspange geben wird.

Ist eine Mitsprache möglich?

Im Vorfeld lud die Behörde Straßen.NRW zu verschiedenen Bürgerworkshops ein und stand im Dialog mit den betroffenen Gemeinden, der Politik und betroffenen Bürgern sowie Vereinen und Initiativen.

Die Workshops dienten dazu, sich mit Ideen einzubringen. Straßen.NRW spricht von „informellen“ Informationsveranstaltungen, die diese freiwillig erbringen. Gesetzlich vorgeschrieben sind die Bürgerinformationen nicht. Doch sei es besser, die Bürger von Anfang an mit ins Boot zu holen.

Wie geht es weiter?

Noch befindet sich der Prozess ziemlich am Anfang. Bis Ende des Jahres soll die erste Planungsstufe abgeschlossen sein. Am Ende soll die Vorzugsvariante stehen, also die Streckenführung der Rheinspange, die dann weiterverfolgt wird. Sobald die Linie bestimmt ist, wird es eine Bürgerinformation und Offenlage der Pläne geben. Dann haben die Bürger das Recht, Anregungen und Beschwerden vorzubringen. Danach folgt die Entwurfsplanung, für die Straßen.NRW etwa zwei Jahre ansetzt.

Im Anschluss folgt die Planfeststellung und ein weiteres Jahr später, sobald das Projekt genehmigt ist, geht es an die Ausführung. Bis 2030 soll die Autobahn stehen.

Stimmen zur geplanten „Rheinspange553“

Grundsätzlich scheinen die Rodenkirchener das Rheinspangenprojekt derzeit recht gelassen zu sehen. Bei der Veranstaltung des Bürgervereins in der Gaststätte „Quetsch“ waren die Stimmen der Kritiker eher in der Minderzahl.

Stärker einbezogen als die Kölner würden die Bürger aus Wesseling , merkte Robert Schallehn vom Ortsverband der Grünen an: „Im Begleitgremium sind wesentlich mehr Wesselinger vertreten.“ Weiter stellte Schallehn fest, „dass die Ergebnisse der sogenannten vertiefenden Raumanalyse zeigen, dass es sich bei dem Planungsraum aus umweltfachlicher Sicht um einem hochempfindlichen Raum handelt. Für mich steht der Bau dieser Autobahnbrücke grundsätzlich in Frage.“

Die Menschen vor Ort würden entweder durch Schadstoffe oder durch Lärm massiv belastet, auch das Ökosystem würde zerstört.

Kritisch betrachtete allerdings nicht nur Robert Schallehn das Projekt. Immer wieder wurden Stimmen laut, die das Projekt grundsätzlich anzweifeln mit Blick auf den Klimawandel und die Mobilitätswende. „Es ist viel wichtiger Radwege auszubauen und eine Brücke für die Schiene über den Fluss zu bauen statt für Autos“, so ein Teilnehmer der Informationsveranstaltung.

Gastgeber Dieter Maretzky, Vorsitzender der Bürgervereinigung Rodenkirchen, interessierte sich dafür, inwieweit in die Verkehrsuntersuchung einfließen würde, welche Strecken durch die Rheinspange entlastet würden und welche Strecken sogar stärker belastet werden. Rüdiger Däumer von Straßen.NRW nannte zwar noch keine konkreten Zahlen, aber die einzelnen Streckenbelastungen beziehungsweise -entlastungen würden in die Untersuchung einfließen. Däumer verwies auch darauf, dass alle beauftragten Gutachten, auch die Verkehrsuntersuchung auf der Homepage von Strassen.NRW verfügbar sein werden, sobald diese fertiggestellt sind. (swa)

Mehr Informationen zum Projekt gibt es im Internet.

rheinspange.nrw.de

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