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300 Schulplätze in Köln-RodenkirchenFreie Naturschulen könnten im August starten

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Freie Naturschulen

Die Freien Naturschulen wollen in das Gebäude im Rodenkirchener Gewerbegebiet einziehen, wenn die Offene Schule Köln ausgezogen ist.

Köln-Rodenkirchen – Von einem „Glücksfall“ spricht Vera Niehr. Sie ist die Geschäftsführerin der Vivimos gUG. Die gemeinnützige Unternehmergesellschaft „für ganzheitliche Lebensräume“ gründet in Rodenkirchen zwei Freie Naturschulen mit insgesamt 300 Plätzen – eine Grundschule und eine Gesamtschule. Es ist geplant, dass die beiden Naturschulen schon im August 2022 im Gebäude an der Wachsfabrik 25 starten. Dort in dem Gewerbegebiet war bislang die Offene Schule Köln (OSK) als Mieterin untergebracht, die aber in diesem neuen Schuljahr ihren eigenen Neubau im Sürther Feld bezieht.

Es sei fantastisch, dass das Gebäude frei wird, sagt die 45-jährige Geschäftsführerin des Schulträgers Vivimos. Denn schon seit neun Jahren plane sie mit ihrem Team die Schulgründung, seit fünf Jahren suche sie in Köln gezielt nach einem Schulgebäude, das die UG anmieten könne. 270 Objekte habe sie bislang an die Stadt heran getragen, doch erst jetzt sei das geeignete gefunden worden.

Genehmigung steht noch aus

Die Planungen seien weit fortgeschritten. Die endgültige Genehmigung durch die Bezirksregierung stehe allerdings noch aus, berichtet Vera Niehr. „Wir warten mit Herzklopfen darauf“, sagt die Kölnerin, die bereits vor neun Jahren eine Kita in Dellbrück im Rahmen einer Elterninitiative gegründet hat und derzeit auch in Solingen eine weitere Naturschule etabliert.

Sie zeigt sich zuversichtlich, dass die Freigabe in Köln bald erteilt wird. Vivimos habe sich mit ihrem Konzept und mit der Gebäudeausstattung an die Vorgaben gehalten. Das Gebäude sei angemietet, Lehrkräfte seien gemäß den Anforderungen eingestellt. 70 Prozent der Schulplätze seien bereits reserviert. Die Kinder und Jugendlichen kämen aus Köln und Umgebung.

Finanzierung der staatlich anerkannten Ersatz-Schulen erfolge wie üblich zu 87 Prozent durch das Land, 13 Prozent müssten selbst aufgebracht werden. Ein festes Schulgeld von den Eltern soll jedoch nicht erhoben werden. Stattdessen habe die UG entsprechende Unternehmen für die Refinanzierung der Schulplätze an der Hand, sagt Vera Niehr. Mit rund 250 Euro pro Schulplatz und Monat sei zu rechnen.

Schulgelände soll grüner werden

Die Freien Naturschulen von Vivimos gelten als innovativ in ihrer naturpädagogischen und ökologisch-ökonomischen Ausrichtung. Schwerpunkte sind Umweltschutz, eine gesunde Lebensweise sowie die Vorbereitung auf ein „höchst komplexes Berufsleben“, wie es heißt.

Das Schulareal soll umgestaltet und vor allem „grüner“ werden. Dachgärten sollen entstehen, auch eine kleine Ackerfläche soll angelegt werden. „Wir haben Glück, dass wir so einen zugewandten Vermieter haben“, so die Geschäftsführerin. Verwaltet wird das Gebäude von der Orange Real Estate GmbH aus Bonn.

„Vielleicht können wir auch unsere Nachbarschaft mit unserem grünen Gedanken anstecken, und vielleicht stellt man uns Brachland für die Bearbeitung zur Verfügung“, meint die 45-Jährige optimistisch. Regelmäßig sollen Spaziergänge im Forstbotanischen Garten oder am Rhein stattfinden, „damit die Kinder die Natur im Lauf der Jahreszeiten kennen lernen“. In puncto ökologische Ökonomie sollen Schülerfirmen gegründet werden, die naturnah arbeiten. „Das brauchen wir für die Zukunft“, betont Vera Niehr.

Rentner können sich einbringen – 100 Ältere schon gemeldet

Jede Klasse soll maximal 28 Kinder umfassen, sie werden jeweils von „fünf Weisen“ betreut. Damit sind die Lernbegleiterinnen und -begleiter pro Klasse gemeint. Dazu gehören zwei Lehrkräfte sowie zwei pädagogische Kräfte - das können Erzieherinnen und Erzieher oder auch Kräfte aus dem Bereich Physiotherapie sein. Und jeder Klasse soll als „fünfter Weiser“ eine Rentnerin oder Rentner zur Seite gestellt werden. Sie müssten „naturtauglich“ sein, ansonsten könnten sie sich mit unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen. „Wir haben zum Beispiel einen ehemaligen Metallbauer, der sich schon sehr darauf freut, die schuleigene Werkstatt einzurichten“, so Vera Niehr. Rund 100 Ältere hätten sich schon gemeldet, „wir sind fast dicht.“

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„Die Vernetzung und das gemeinschaftliche Arbeiten von Erwachsenen, Kindern, Jugendlichen und Älteren ist uns wichtig“, sagt die Geschäftsführerin. Auch Kooperationen mit anderen Schulen und Anbietern von Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung seien angestrebt.

Vivimos als Schulträger arbeitet im Verbund mit der gUG „Förderer naturnahes Lernen“, beides sind Kölner Einrichtungen. Vera Niehr selbst stammt aus der Medienbranche. Die Inspiration für die Gründung der naturnahen freien Bildungseinrichtungen sei durch das „Mutter-Sein“ entstanden, sagt sie. „Als wir die Kita in Dellbrück geschaffen haben, hat mich das sehr erfüllt und dazu bewogen, auch Schulen zu gründen.“ In Holweide plant Vivimos ein Wohnprojekt mit Mehrgenerationenbezug.

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