Eine ganz besondere LeidenschaftZollstocker sammelt Kölner Freistempel

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Auch Stempel der Kölnischen Rundschau sind dabei.

Auch Stempel der Kölnischen Rundschau sind dabei.

Zollstock – Der Schatz des Sammlers befindet sich in seinem Arbeitszimmer, in Zollstock. Viele Regale voller Pappkartons stehen hier – diese sind gefüllt mit Briefumschlägen. Alle gesammelt und sortiert von Theodor O. Fuchs (74). Rund 40.000 Kuverts besitzt der Rentner inzwischen, vor 20 Jahren waren es noch „nur“ 10.000. „Dabei sammele ich nur Kölner Freistempel“, schmunzelt er. Stundenlang sortiert er die Stempel, jeden Tag ist er hier zu Gange, langweilig wird ihm das nie.

„Mit sechs Jahren habe ich meine erste Briefmarke bekommen und damals angefangen zu sammeln“, erinnert er sich an die Anfänge seiner Sammelleidenschaft. Doch Briefmarken seien im Grunde reizlos, vor allem in der heutigen Zeit, berichtet Fuchs. Die Marken gebe es in einer Massenauflage, Grundlage sei immer der Katalog, und so gesehen sei es einfach, die Sammlung zu vollenden. „Absenderfreistempel dagegen sind unendlich, und es gibt dabei immer neue Sachen zu beachten“, erläutert der Sammler.

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Der Mann und seine Preziosen: Theodor O. Fuchs mit Stempeln unter anderem von der Stadt und der Rundschau.

Da ist zum Beispiel die Sache mit den Pünktchen auf dem „Ö“ von Köln: Es gibt Stempel, bei denen die Pünktchen oben auf dem Buchstaben sitzen, es gibt aber auch welche, bei denen die Pünktchen rechts und links vom O sitzen - und schon gehören die Stempel zu einer anderen Reihe.

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Treffen im Bürgerhaus Bocklemünd

Austausch, sowohl im Sinne der Kommunikation als auch im Sinne des realen Kuverttausches, genießt Fuchs gemeinsam mit Gleichgesinnten auf den Regionaltreffen, die über die Forschungsgemeinschaft (FG) Post und Absenderfreistempel e.V. regelmäßig organisiert werden. In Köln ist er derjenige, der das Treffen organisiert, die Sammler kommen seit einigen Jahren im Bürgerhaus Bocklemünd zusammen. „Wir haben dort ausreichend Platz, und die Mietpreise für den Saal sind bezahlbar“, berichtet er.

1985 wurde die Gemeinschaft gegründet, 180 Mitglieder machen mit. Seit 1989 ist Theodor Fuchs dabei. Die Gruppe ist ein „Zusammenschluss von philatelistischen Sammlern und Interessierten mit dem Ziel, Freistempel nach historischen, technischen, geografischen, thematischen oder heimatgeschichtlichen Aspekten zu erforschen“.

„Tatsächlich forschen wir über alles, was es in dem Bereich gibt und auch über alles, was es nicht geben darf“, so Fuchs. Und da gebe es einiges, „die Post gibt vor, wie der Stempel aussehen darf, aber es gibt eben viele Ausreißer“, berichtet er. Alle vier Monate wird ein neuer Forschungsbericht veröffentlicht.

Stempel der Stadt Köln befinden sich auch in der Sammlung von Theodor O. Fuchs.

Stempel der Stadt Köln befinden sich auch in der Sammlung von Theodor O. Fuchs.

Sammlungen nicht mit Geldanlage zu vergleichen

Neben der Forschung beschäftigen sich die Sammler mit dem Sammeln an sich - doch im Gegensatz zu den Briefmarkensammler tauschen die Stempel-Sammler ihre Ware ohne pekuniären Gegenwert. „Es wird in der Regel nichts bezahlt, die Sammlungen sind auch nicht mit einer Geldanlage zu vergleichen“, erläutert der Experte.

Nur in bestimmten Sonderfällen, etwa wenn die Stempel aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen würden, werde mal eine Summe von vielleicht 15 Euro bezahlt werden. „Ich selbst überlege, meine Sammlung eines Tages in ein Museum zu geben oder eventuell der Industrie-und Handelskammer zur Verfügung zu stellen“, berichtet er.

In der Tat zeigt seine umfangreiche Sammlung ein Stück Kölner Geschichte: Alben mit Absenderstempeln der Stadt Köln hat er, diese wurden auch schon mal ausgestellt. Ebenso hat Fuchs Ford-Stempel gesammelt. Und nicht zuletzt verfügt er über fast schon historische Stempel auch der Zeitungsverlage, so auch von der Kölnischen Rundschau. Seine Rundschau-Sammlung umfasst Stempel aus der Zeit von 1947 bis 2006.

Aus der Vergangenheit der Rundschau.

Aus der Vergangenheit der Rundschau.

„Mein Hobby nimmt viel Zeit in Anspruch, ich sortiere die Stempel nach Firmen von A bis Z und gleiche diese dann mit meiner bestehenden Sammlung ab“, führt er weiter aus. „Man braucht Zeit und Platz, um eine solche Sammlung zu pflegen,“ so der ehemals kaufmännische Angestellte. Früher habe er auf der Arbeit viele Briefe in die Hand bekommen, heute als Rentner sei es etwas schwieriger, an Material zu kommen.

Um so mehr sind ihm die Treffen mit anderen Sammlern willkommen. „Ich bin seit dem Jahr 1989 Mitglied in der Forschungsgemeinschaft, doch hier in Köln gibt es außer mir nur ein oder vielleicht zwei andere Sammler. Wir haben viele Mitglieder aus anderen Ländern und natürlich aus anderen Städten“, so Fuchs.

Es seien zwar durchaus auch einige jüngere Mitglieder dabei, doch im Großen und Ganzen interessiere sich die Jugend eher für andere Themen. Dennoch seien die Regionaltreffen immer gut besucht: „Da ist man unter Seinesgleichen“, schmunzelt Fuchs.

www.fg-freistempel.de

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