Europaschule Köln-ZollstockDas lange Warten auf die Sanierung

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Dringend sanierungsbedürftig ist nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch die Außenanlage.

Dringend sanierungsbedürftig ist nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch die Außenanlage.

Zollstock – Das Wetter könnte nicht besser sein. Mehrere Dutzend Schüler spielen im Park hinter der Europaschule „Stopp-Fangen“. Spielen? Nein, tatsächlich steht Sportunterricht auf dem Programm. Die Schüler lachen. „Das ist unsere 100-Meter-Bahn. Wenn Sie genau hinsehen, können sie sogar die Außenmarkierung erkennen.“

Das zu erkennen, bedarf eines geübten Blickes. Tatsächlich zieht sich ein plattgetretener Rasenstreifen, der von römisch anmutenden Grenzsteinen flankiert wird, über vielleicht einhundert Meter auch an einer Betonplatte entlang, die wie ein verwahrloster Mini-Schulhof wirkt. „Das ist unsere Außensportanlage“, erklären die Schüler. Auf die Anmerkung, dass die Schulanlage saniert werden soll, wird die sowieso schon aufgeschlossene Schülerschaft augenscheinlich neugierig. „Schreiben Sie das ruhig reißerisch, hier tut sich sowieso nie etwas“, meint eine Schülerin.

Auch der betreuende Sportlehrer bleibt skeptisch: „Das wird seit Jahren versprochen, wer's glaubt“, meint er dennoch gut gelaunt. Die gute Stimmung ist befremdlich angesichts einer Gebäudelandschaft, die aufgrund ihres schlechten Zustands eher unterrichtsfeindlich wirkt. Nicht nur das Außengelände ist in einem desolaten Zustand, das Foyer ist dunkel, die Fenster zum Teil blind. Das Laub des letzten Winters quillt aus allen Zuwegen, so als wollte es unterstreichen, dass hier das Vergängliche Einzug hält. Die Gesamtschule wurde 1974 errichtet und steht innen wie außen unter Denkmalschutz.

Dass die Schule, die rund 1300 Schüler besuchen, saniert werden muss, ist kein neues Thema. Bereits 2014 hat die Bezirksvertretung Rodenkirchen die Verwaltung gebeten, einen Sanierungs- und Kostenplan vorzulegen. Als Antwort stand für 2015 eine Entwurfsplanung im Raum. Gegen den Vorwurf der BV, dass dringend nötige Reparaturarbeiten nicht erledigt wurden, wehrt sich die Verwaltung. „In den Jahren 2008 bis 2018 wurden durch die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln 31 kleinere und größere Instandhaltungsmaßnahmen im Wert von rund 665.000 Euro an der Europaschule beauftragt und erledigt. Zwei WC-Anlagen wurden instand gesetzt, Deckenplatten ausgetauscht, die Aufzugsteuerung und Heizungspumpen oder Spielfeldmarkierungen erneuert“, teilt das städtische Presseamt auf Nachfrage mit.

Tatsächlich steht der „Raderthalgürtel 3“, wie die Verwaltung selbst wenig liebevoll die Schule nennt, auf der vom Rat der Stadt beschlossenen „priorisierenden Schulbaumaßnahmenliste 2018“. Das heißt, innerhalb der nächsten fünf Jahre ist hier aus baufachlicher Sicht ein Baubeginn notwendig. Wie dieser genau aussehen wird, ist derzeit allerdings noch unklar. Für die umfangreichen Sanierungen muss die Schule ausgelagert werden. Für die nötige anderweitige Unterbringung der Schule stehe die Verwaltung in Verhandlung. Ein Grundstück soll angekauft, ein Interimsbau errichtet werden. „Die Lage dieses Grundstücks kann erst öffentlich benannt werden, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind. Derzeit läuft die Grundlagenplanung für die Generalsanierung. Nächstes Ziel ist es, einen Baubeschlusses durch die Politik zu erwirken“, teilt Jürgen Müllenberg vom städtischen Presseamt dazu mit. Das selbst auferlegte Ziel muss, wie alle aus der priorisierenden Liste wissen, innerhalb der nächsten fünf Jahre erreicht werden.

Wo auch immer der Interimsbau stehen wird, bis dahin wird es weitere Instandsetzungsmaßnahmen geben. Im Vorgriff auf die große Sanierung soll in diesem Jahr „aus Sicherheitsgründen“ der Brandschutz erneuert werden, ebenso der Fettabscheider. Bei letzterem halten sich gleich ein Dutzend Schüler die Nase zu und wedeln mit den Händen. „Bah! Der Gestank ist einfach widerlich. In der Nähe der Gymnastikhalle kann man es kaum aushalten“, bekunden sie einhellig. Die Verwaltung benutzt da eher die Umschreibung einer „unangenehmen Geruchsbelästigung“. Die Schule besitzt eine Mensa, in der etwa 400 Essen pro Tag zubereitet werden. Für diesen Küchenbetrieb ist der Fettabscheider erforderlich. Dieser arbeitet aber derzeit nicht störungsfrei. „Trotz kurzer Reinigungsintervalle kann immer wieder Fett ins Abwasser gelangen“, weiß die Verwaltung.

Drei Fragen an...

Christoph Blickberndt, Leiter der Europaschule

Wie beurteilen Sie die Situation?

Wir sind nicht glücklich. Wir kennen zwar bereits die Farbe des neuen Bodenbelags oder des Fliesenspiegels, um mal ein Beispiel zu nennen. Aber was ist mit dem Interim? Da redet niemand drüber. Wo soll das stehen? Und ab wann?

Sie haben keine näheren Informationen bekommen?

Zwei Jahre Bauzeit stehen für das Interim im Raum. Wenn die jetzt allmählich nicht anfangen, dann wird das doch sicher nichts. Zumindest nicht vor 2023.

Resigniert man da irgendwann?

Wir haben uns 2010 mit Enthusiasmus ins Thema Sanierung gestürzt. Das Grundproblem: Hier regnet es überall rein. Mittlerweile stünde hier eine Sanierung in einer Größenordnung an, die gar nicht mehr darstellbar ist.

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