Kunstraum FuhrwerkswaageNeue Hoffnung für den Erhalt der Räume in Sürth

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Der Kunstraum Fuhrwerkswaage wurde von Jochen Heufelder gegründet und ist ein Forum für moderne Kunst.

Der Kunstraum Fuhrwerkswaage wurde von Jochen Heufelder gegründet und ist ein Forum für moderne Kunst.

Sürth – Das oftmals zitierte Zünglein an der Waage könnte dem vom Abriss bedrohten Kunstraum in Sürth, der Fuhrwerkswaage, jetzt den Ausschlag in die richtige Richtung geben. Die Tendenz geht seit kurzem leicht in Richtung Erhalt. Nicht nur der Förderverein Fuhrwerkswaage, auch Kunstinteressierte, der Verein Kölner Kulturpaten, der Kulturrat der Stadt sowie die Bezirkspolitiker setzen sich seit langem für den Erhalt des Kunstraums ein. Der Mietvertrag läuft bis 2020, das Areal ist verkauft, der über einen Förderverein finanzierte Kunstraum, von der Schließung bedroht. Bis jetzt.

Hoffnungsvolle Töne von Gründer Jochen Heufelder

„Jetzt gibt es eine neue Geschäftsführung bei der Sürther Bahnhofs- und Entwicklungsverwaltung. Sie haben uns hier besucht und sich in vollem Umfang über unsere Interessen informiert“, schlägt Gründer und Leiter der Fuhrwerkswaage, Jochen Heufelder, hoffnungsvolle Töne an und schiebt nach, dass sich die Gesellschafteranteile verändert hätten. Bisher ließen die Betreiber nicht mit sich reden. (Die Rundschau berichtete mehrfach). „Es ist ein Anfang. Im Kopf muss etwas passieren“, meint Heufelder.

Vieles spricht für den Erhalt des des Kunstraums Fuhrwerkswaage.

Vieles spricht für den Erhalt des des Kunstraums Fuhrwerkswaage.

Wunsch nach Erhalt auch aus der Politik

1978 hat Heufelder den Kunstraum Fuhrwerkswaage gegründet. Damals tatsächlich noch in den eigentlichen Räumlichkeiten der Güterabfertigung. Was davon blieb, zeigte Heufelder jetzt während einer eintägigen Ausstellung mit dem Titel „open space“. Dafür hatte er den Waagebalken aus dem Keller hervorgeholt, der der Fuhrwerkswaage seinen Namen gab. Die eigentliche Wagenplattform ist für den interessierten Sucher noch auf dem Parkplatz zu finden. In vielen Bereichen Deutschlands werden diese Häuser mittlerweile liebevoll saniert. In Sürth nicht. Das Häuschen wurde 1990 abgerissen, die Fuhrwerkswaage als Kunstraum zog in das benachbarte Umspannwerk um. Das Backsteingebäude blieb auch dann noch erhalten, als die restliche Bahnhofsanlage 2008 völlig abgerissen wurde.

Grund für Denkmalschutz war dies allerdings nicht. Es war einer der Versuche der Bezirkspolitiker, den Kunstraum zu erhalten. Auch in ihrer jüngsten Sitzung haben die Bezirkspolitiker noch einmal mit einem gemeinsamen Antrag ihren Wunsch nach Erhalt untermauert. Eindringlich appellierte die BV an den Eigentümer und Investor des Bahnhofsareals in Sürth, dem schon so lange dort beheimateten Kunstraum Fuhrwerkswaage eine verlässliche und dauerhafte Bleibe im bestehenden Gebäude zu bieten. „Dafür muss alles getan werden“, bekundete eindringlich Christoph Schykowski (CDU). Andere, wie Torsten Ilg (Freie Wähler), äußerten ihren Unmut, dass es zu diesem wichtigen Thema an jedweder Diskussion in der Sitzung fehlte. „Offensichtlich wollte man so einer peinliche Debatte über Versäumnisse der Politik aus dem Weg gehen.

Besucher bestaunen die moderne Kunst im Kunstraum Fuhrwerkswaage.

Besucher bestaunen die moderne Kunst im Kunstraum Fuhrwerkswaage.

Erneuter Kontakt zum Investor

Bereits 2016 haben Anwohner bemängelt, dass das Grundstück mit samt der Ausstellungshalle und dem zugehörigen Außengelände von der stadteigenen HGK an einen privaten Investor verkauft worden ist“, meinte der Freie Wähler. „Es war uns wichtig, dass sich die BV jetzt noch einmal mit einem gemeinsamen Appell an den Investor richtet“, wandte Manfred Giesen als Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/ Die Grünen ein. Man habe sich gemeinsam bereits vor Sitzungsbeginn auf einen einheitlichen Ansatz geeinigt. Man wolle den direkten Kontakt zu dem Investor suchen. Dies sei nun auch ohne das Zutun der Politik passiert. Dennoch zeigte sich Heufelder leicht verwundert, dass es für die neue Geschäftsführung offensichtlich ein völliges Novum ist, dass der Förderverein durchaus bereit wäre, das Areal käuflich zu erwerben.

Bereits vor sechs Jahren hatte der Vorstand diese Option in den Raum gestellt. Finanzielle Möglichkeiten hat Heufelder dafür jedoch nicht in petto. „Wenn wir das Signal bekommen, werden wir unverzüglich mit einem Spendenaufruf beginnen“, erklärt er. Dass man das Geld dann wohl zusammen bekommt, das sieht der Gründer als durchaus gegeben an. „Es wäre eine Chance, die wir ergreifen würden“, erklärt er.

Die Fuhrwerkswaage

1978 gründete Jochen Heufelder die Fuhrwerkswaage als private Kunsthalle, die vom Förderverein Kunstraum als nicht kommerzieller Verein getragen wird. Im Wechsel finden hier bekannte, zum Teil international anerkannte Ausstellungen statt. Das Credo: Die Kunst muss zur Sürther Fuhrwerkswaage passen oder eigens dafür konzipiert werden. Denn der Raum gehört mit zur Kunst.

Zahlreiche Künstler realisierten seitdem Arbeiten, die entweder in einem Bezug zur Ausstellungshalle standen, architektonische Gegebenheiten aufgriffen, die Akustik thematisierten, das Volumen oder die Raumhöhe betonten oder aber den Raum für großformatige Konzepte nutzten. Ein wichtiger Faktor ist die Förderung junger Künstler, die „new talents“. Diese werden oft ohne ihr Wissen nach Aussage Heufelders bereits während ihres Studiums beobachtet. Viele der damals entdeckten Künstler sind heute in der Lehre tätig und somit zu Unterstützern geworden. (sam)

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