LKW-Chaos im NibelungenwegAnwohner sind sauer, dass ihre Straße zum Schleichweg wird

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Viel zu große Lkw passieren mehrmals täglich den Nibelungenweg - davon fahren viele zum nahegelegenen Rewe.

Viel zu große Lkw passieren mehrmals täglich den Nibelungenweg - davon fahren viele zum nahegelegenen Rewe.

Rodenkirchen – Eine hübsche, von japanischen Kirschblütenbäumen gesäumte Straße, in der die Einfamilienhäuser wie an einer Perlenschnur aufgereiht nebeneinanderliegen: Der Nibelungenweg wirkt idyllisch wie eine Anliegerstraße. Ist er aber nicht. Der erste Eindruck passt nicht zu den Schilderungen der Anlieger. Eva Karkowski, Olaf Krings, Vera Ruff und Hans-Joachim Berners sind es satt, dass ihre Straße als Schleichweg missbraucht wird und der Anlieferverkehr der Aldi- und Rewe-Märkte die Straße und zum Teil auch die Pkw zerstört.

„Grundsätzlich ist es hier mit dem Verkehr mehr geworden. Viele Autofahrer nutzen den Nibelungenweg als Umgehung für die Haupt- und die Ringstraße“, sagt Krings. Er wohnt dort schon seit vielen Jahren und kann sich durchaus an andere Zeiten erinnern, als Fußgänger noch problemlos die Straßenseite wechseln, Kinder unbeschwert über den Gehweg schlendern konnten und Fahrradfahrer sicher waren. Hinzu komme, dass sich kaum ein Pkw-Fahrer an die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern halte. Insgesamt eine unschöne Situation, wie die Anwohner klagen. Auch weil der Anlieferverkehr des benachbarten Rewe-Marktes extrem zugenommen habe. „Als wir 2011 hierher zogen, kamen ein- bis zweiachsige Lkw. Heute sind es die richtig großen von etwa 40 Tonnen, und die haben auch noch einen Anhänger dran. Die passen hier einfach nicht durch die Straßen“, schildert Vera Ruff die Situation. Ihr Haus liegt direkt gegenüber der Anlieferausfahrt. Mehrmals schon hat sie die Mehrtonner fotografiert. Die umliegenden Straßen seien nicht für einen solchen Schwerlastverkehr ausgelegt. Nicht von der Breite und auch nicht vom Belag her.

Durch die hohe Beanspruchung entstehen Risse in der Fahrbahn

„Die Fahrbahn weist aufgrund der hohen Beanspruchung bereits Risse auf“, fügt sie hinzu. Ein Stück weiter, in der Schillingsrotter Straße, ist die Fahrbahn dermaßen beschädigt, dass sich schon erhebliche Wellen gebildet haben. Die Anwohner fürchten, dass sie später für eine Sanierung zur Kasse gebeten werden, die Verursacher aber glimpflich davonkommen. Es geht aber auch um ihre Sicherheit – und die der Kinder, die den Nibelungenweg als Schulweg nutzen. Vor allem morgens, wenn die Supermärkte beliefert werden, kann es wegen der rangierenden Lkw gefährlich werden.

Die Anwohner sammelten Unterschriften und wandten sich an Bezirksbürgermeister Mike Homann. Hans-Joachim Berners führte am 26. Juni 2018 ein Gespräch mit ihm im Rahmen der Bürgersprechstunde. Homann habe die Zunahme des Verkehrsaufkommens im Nibelungenweg zunächst angezweifelt, aber versprochen, er werde sich darum kümmern und mit dem für den Bezirk zuständigen Sachbearbeiter beim Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung über das Thema reden.

Keine Hilfe vom Bezirksbürgermeister - Die Bürger werden selbst aktiv

„Er wollte sich danach melden, das hat er aber bis heute nicht getan“, sagt Berners sichtlich enttäuscht. Erst ein Besuch der Betroffenen in der November-Sitzung der Bezirksvertretung im letzten Jahr veranlasste Elke Bussmann von der SPD, eine Anfrage für die Dezembersitzung 2018 zu formulieren. Darin heißt es, dass die Umstrukturierung und damit einhergehende Vergrößerung des Rewe-Marktes, aber auch die letztjährigen Baumaßnahmen auf der Hauptstraße, zu einem erheblichen Anstieg des Lkw-Zulieferverkehrs auf der Schillingsrotter Straße und dem Nibelungenweg geführt hätten. Und obwohl die Baumaßnahmen seit langem beendet sind, nutze der Schwerlastverkehr weiterhin die Abkürzung über die Schillingsrotter Straße und den Nibelungenweg.

Die Mehrtonner führen auf der Hin- aber auch auf der Rückfahrt über den kleinen Kreisel an der Schillingsrotter Straße. Nun solle die Verwaltung Stellung beziehen, was unternommen werden könne, damit die im Genehmigungsverfahren für den Supermarkt ursprünglich vorgeschriebene Zufahrt über die Gudrunstraße und die Abfahrt über den Nibelungenweg wieder eingehalten werden. Auch will die SPD von der Verwaltung wissen, welche weiteren Vorschläge es gebe, die Belastung des Nibelungenweges durch den Lkw-Verkehr zu reduzieren. Auch bezweifelt die SPD, ob die Befahrung des Kreisels für alle Lkw-Größenklassen zulässig ist. Auf eine Antwort warten die Bezirksvertreter nach acht Monaten immer noch.

Die Stadt sieht kein Problem in der Belastung durch die LKW

Die Anwohner sind in der Zwischenzeit weiter aktiv geworden. Eva Karkowski fotografierte die Asphaltdecke in der Schillingsrotter- sowie in der Brückenstraße, als diese bei Bauarbeiten freigelegt war. „Die Asphaltdecke ist viel zu dünn für den Verkehr, der hier herrscht. Im Vergleich zur Brückenstraße, die für Lkw-Verkehr ausgelegt ist, sieht man das sehr gut. Die Asphaltschicht ist dort mehr als doppelt so dick“, sagt Eva Karkowski.

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Bei der Stadt indes scheint man in all dem kein Problem zu erkennen. Auf eine Anfrage der Rundschau antwortete die Verwaltung, der Nibelungenweg sei weder eine Anliegerstraße, noch gebe es Gewichts-Beschränkungen für Lkw. Weiter äußert sich die Verwaltung nicht zu dem Thema.

Doch nicht nur der Rewe-Markt macht den Anwohnern das Leben schwer, auch die Aldi-Filiale an der Hauptstraße: Deren Belieferung wird über die Gustav-Radbruch-Straße abgewickelt, und die sei viel zu eng für den Lkw-Verkehr. Der treffe sich zum Teil am Kreisel zwischen Schillingsrotter Straße und Nibelungenweg und bringe dann den gesamten Verkehr in diesem Bereich zum Erliegen.

Eine veränderte Verkehrsführung „nicht möglich“

Auch deshalb wollen die Anwohner eine andere Verkehrsführung erreichen. Doch dem muss Bezirksbürgermeister Homann nach Rücksprache mit dem zuständigen Amt eine Absage erteilen, wie er der Rundschau auf Nachfrage mitteilt. Eine veränderte Verkehrsführung sei nicht möglich.

Dabei haben die Anwohner genaue Vorstellungen wie der Verkehr künftig fließen könnte. Dazu könnte die Einbahnstraßenregelung in der Gudrunstraße verändert werden, so dass der Lieferverkehr über die Weißer Straße einfährt und nur noch die Abfahrt über den Nibelungenweg in südlicher Richtung erfolgt.

Um Zahlen in der Hand zu haben, wollen die Anwohner nach den Ferien eine eigene Verkehrszählung organisieren und sich anschließend mit den ermittelten Zahlen erneut an Politik und Verwaltung wenden.

Das sagt Rewe

Der Verkehr habe auch deshalb zugenommen, weil der Rewe-Markt in Rodenkirchen der größte in der gesamten Stadt ist, wie die Rewe-Pressestelle bestätigt. Der regelmäßige Lieferverkehr sei unumgänglich, heißt es in der schriftlichen Antwort des Konzerns. „Die Lieferfahrzeuge können je nach Warenvolumen unterschiedlich groß sein. Grundsätzlich gilt, dass die Anlieferung durch die Rewe-Lkw nach optimierter Tourenplanung erfolgt. Diese beziehe neben der Wegstrecke „auch die Eignung der Zuwegung für die Fahrzeuge sowie deren Ladungsauslastung mit ein“, heißt es in der Antwort.

Der Marktleiter stehe in Kontakt mit den Anwohnern und habe angeordnet, dass Anlieferungen erst ab 7 Uhr morgens erfolgen und spätestens um 16 Uhr nachmittags abgeschlossen sein werden. Im Herbst solle die Anlieferzone außerdem mit Flüsterasphalt ausgestattet und eine Schrankenanlage installiert werden, sodass kein Rangierverkehr mehr möglich sei. (swa)

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