Natur im Kölner SüdenBlühstreifen soll für mehr Artenreichtum sorgen

Lesezeit 4 Minuten
Zurzeit steht der Raps in voller Blüte. Insekten sucht man dort aber vergebens. Hier und dort huscht mal ein Hase durch den Untergrund. Artenvielfalt ist dort nicht gegeben.

Zurzeit steht der Raps in voller Blüte. Insekten sucht man dort aber vergebens. Hier und dort huscht mal ein Hase durch den Untergrund. Artenvielfalt ist dort nicht gegeben.

Immendorf/Rondorf/Meschenich – Unsere Wiesen sind in Gefahr. Und das nicht erst seit gestern. Regelmäßig warnen Naturschutzverbände vor dem Verlust der Vielfalt von Flora und Fauna. Wer etwa auf den Feldern zwischen Meschenich, Rondorf und Immendorf aufmerksam spazieren geht, wird schnell feststellen, dass es mit der Vielfalt an Wildblumen rapide bergab gegangen ist. Blühstreifen bestehen lediglich aus wenigen Pusteblumen, vereinzelt drückt sich noch ein Klatschmohn durch die Grasnarbe. Die Vielfalt, die es einmal an den Feldrändern gab, ist längst Geschichte, auch auf den großen Ausgleichsflächen wachsen eher Disteln als Blumen.

Längst nicht mehr so viele Rebhühner und Hasen

Marlies Fontes, seit 2015 ehrenamtlich als Naturschutzwartin in diesem Bereich unterwegs, bestätigt die Veränderungen. „In meinem Bezirk gibt es viele landwirtschaftliche Flächen, auf denen nicht nur intensive Landwirtschaft ohne nennenswerte Fruchtfolge vorkommt, sondern auch noch ein extremer Einsatz von Gülle sowie chemischen Düngemitteln“, erklärt Fontes.

In der Artenvielfalt mache sich dies bemerkbar. Längst lebten nicht mehr so viele Rebhühner, Feldlerchen und Feldhasen in diesem Bereich. Fontes macht dafür die „ausgeräumte Feldflur“, in der die Tiere keine Deckung mehr vorfinden, verantwortlich. Das Problem sei die industrialisierte Landwirtschaft, schreibt Fontes in ihrem jährlichen Naturbericht, den sie den Bezirkspolitikern vorlegt.

Alles zum Thema Polizei Köln

Fontes ist akribisch, vor allem aber ist sie hartnäckig. Letzteres ist besonders bei der Verwaltung angebracht. Mehrmals schon appellierte sie an die Verwaltung, dass die landwirtschaftlichen Flächen ökologischer bewirtschaftet werden sollten. Dabei hat sie die von der Stadt gepachteten Flächen im Visier. Auch die Politik solle sich stärker einbringen, doch in der Bezirksvertretung diskutieren die Politiker nicht über den Bericht der Naturschutzwartin, sie nehmen ihn zu Kenntnis.

Fontes wird selbst tätig, setzt sich mit der nahe gelegenen Industrie in Verbindung. „Um selbst einen kleinen Beitrag zum Artenschutz zu leisten“, schreibt sie in ihrem Bericht, „habe ich zu einem großen kunststoffproduzierenden Konzern schriftlich und telefonisch Kontakt aufgenommen“, so Fontes. Sie bot dem Unternehmen an, an einem ihrer Gelände zwischen Godorf und Immendorf, Richtung Kerkrader Straße einen etwa 400 Meter langen und etwa drei Meter breiten Blühstreifen anzulegen. Das Unternehmen zeigte sich grundsätzlich gesprächsbereit, freut sich Marlies Fontes. Einziger Wermutstropfen ist die direkt daneben liegende intensive Landwirtschaft, die viel Dünger einsetzt und somit die ökologische Entwicklung beeinträchtigen kann.

Besonders ärgerlich findet die ehrenamtliche Naturschutzwartin, dass einmal angelegte Blühstreifen durch den Herbizideinsatz auf den Feldern in Mitleidenschaft gezogen werden. Immer wieder beobachtet sie dies und hält die Folgen fotografisch fest. Ihr Bericht ist eine umfangreiche Dokumentation aus Text und Bildern. Auf zehn Seiten fasst sie ihre Beobachtungen und Ideen zusammen. Fast täglich ist Fontes auf den Feldern unterwegs. Oft mit dem Fahrrad, immer mit ihrem Hund.

Fontes wünscht sich mehr Aufklärungsarbeit

Dabei beobachtet sie, dass Spaziergänger Trampelpfade in den Naturschutzgebieten anlegen, unerlaubt das Kiesgrubengelände in Immendorf betreten oder ihre Hunde an kleineren Tümpeln trinken lassen. Sieht sie es, macht sie die Übeltäter darauf aufmerksam. Auch deshalb wünscht sie sich, dass mehr Öffentlichkeitsarbeit in Form von Führungen durch das Gebiet angeboten würden.

Die Naturschutzschilder sollten mit zusätzlichen Informationen versehen werden, da die Menschen aus fernen Ländern mit unseren Landschaftsschildern nichts anfangen können. „Sie kennen die Symbolik dieser Schilder einfach nicht“, so Fontes.

Die Landwirtschaft mit ihren Düngemitteln auf der einen Seite, die illegalen Müllablagerungen wie auch Vandalismusschäden sind weitere Dinge, an denen Fontes sich stört.

Verärgert ist sie über die Zusammenarbeit mit der Ordnungsbehörde der Stadt. „Trotz Zusage, mich bei Kontrollen durch Präsenz von Mitarbeitern des Ordnungsamtes zu unterstützen, habe ich vielfach den Eindruck gewonnen, dass Naturschutzgebiete keinen hohen Stellenwert in der Behörde besitzen“, macht Fontes ihrem Ärger darüber Luft.

Ehrenamt hat sich stark verändert

Ihre Arbeit hat sich verändert. Das, was Rettungskräften widerfährt, damit hat auch Marlies Fontes zu kämpfen. Von einer Frau mit Hund, der durch die Landeshundeordnung erfasst ist, sei sie dermaßen bedroht worden, dass sie die Polizei zu Hilfe rief und Anzeige erstattete. Fontes hatte die Frau entdeckt, wie sie sich mit ihrem Hund am Ufer der Meschenicher Kiesgrube aufhielt. Da dies verboten ist, habe sie die Frau darauf aufmerksam gemacht.

Die Anzeige wurde fallengelassen, „weil sie nicht von öffentlichem Interesse sei“. Fontes kann dies nicht verstehen, wünscht deshalb mehr Rückhalt in der Verwaltung, aber auch von der Politik, damit sie ihr Ehrenamt im Sinne der Natur auch weiterhin ausüben kann. Ideen dafür hat sie genug, nur an der Umsetzung mangels Unterstützung scheint es zu hapern.

Rundschau abonnieren