Nikolausgrundschule ZollstockSchulhund Paulchen hilft den Schülern beim Rechnen

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Schulhund Paulchen hilft auch bei der Inklusion.

Schulhund Paulchen hilft auch bei der Inklusion.

Zollstock – Vier Tage geht Paulchen zur Schule, freitags hat er frei. Sonst würde das Schulleben viel zu anstrengend für ihn werden. Seit sechs Jahren besucht der kleine Kerl schon die Nikolausgrundschule in Zollstock. Nach den Ferien geht er zurück in die erste Klasse. Seine Klasse hat die Schule nun verlassen. Die Schüler verteilen sich auf die weiterführenden Schulen im Umkreis. Nur Paulchen ist zurückgeblieben. „Er schafft es einfach nicht, weiterzukommen. Der schläft ja auch viel“, sagt Valentina lachend und streicht dem sechsjährigen Mischling über sein weiches Fell.

Hechelnd wegen der Hitze an diesem Tag, aber entspannt, liegt Paulchen auf dem Fußboden und den Kindern der „Hundeklasse“ zu Füßen. Paulchen gehört Lehrerin Dorothee Hermisch und ist der Schulhund der Nikolausgrundschule.

Rechnen lernen mit dem Schulhund

Er bringt Ruhe in den manchmal trubeligen Alltag und hilft den Kindern sogar beim Rechnen. „Dazu legen wir Leckerchen auf ein Feld, wo normalerweise kleine Kunststoffplättchen hingelegt werden, und Paulchen frisst so viel davon weg, wie die Rechenaufgabe es vorgibt“, erklärt Lehrerin Hermisch. Das funktioniere natürlich nur beim Minusrechnen.

Paulchen ist beliebt. Viele Schüler wollen am liebsten die „Hundeklasse“ der Nikolausschule besuchen. Das funktioniert natürlich nicht. Aber damit alle Schüler von der Anwesenheit des Hundes profitieren können, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie können sich beispielsweise Zeit mit Paulchen erarbeiten, wie Lehrerin Hermisch erzählt. Dazu gebe es einen „Verstärkerplan“, auf dem die Ziele, die die Kinder erreichen wollen und sollen, formuliert sind. Das können bessere Leistungen sein, aber auch ein sozialeres Verhalten gegenüber Mitschülern oder im Unterricht nicht mehr reinzurufen, ohne sich zuvor gemeldet zu haben. Dazu werde eine Art Vertrag in Form einer Hundetatze mit den Kindern geschlossen. Werden die Ziele nach und nach erreicht, dürfen die Kinder die Hundetatze Stück für Stück mit Farbe ausmalen. Am Ende haben sie sich individuelle Zeit mit Paulchen verdient. Das kann eine Schmusestunde sein, aber auch ein kleiner Spaziergang über den Schulhof. Ein beliebtes Modul, wie Hermisch erklärt.

Die Schüler ihrerseits haben es nach eigenen Angaben sehr genossen, Paulchen ihre ersten Leseversuche demonstrieren zu können. „Wir durften ihm immer Geschichten vorlesen“, sagt Valentina.

Paulchen ist auch Inklusionshelfer

Es geht um Verantwortung und um Inklusion an der Nikolausschule. Paulchen schafft es etwa durch seine bloße Anwesenheit, autistische Kinder ein Stück weit zu öffnen und Kinder mit einem Down-Syndrom in Distanz zu schulen. „Wir sind ja eine integrative Schule mit Kindern, die ganz unterschiedliche Förderungsbedarfe haben“, erklärt Schulleiter Peter Schütterle zum Hintergrund. Es sei schon erstaunlich, was Paulchen in punkto Inklusion bewirke. „Er unterscheidet nicht, wen er vor sich hat. Ihm ist es schlichtweg egal“, so Schütterle weiter.

Für Schütterle sei es damals ein Einstellungskriterium gewesen, einen Hund in der Schule zu akzeptieren. „Ich wurde beim Vorstellungsgespräch damals direkt gefragt, wie stehen Sie zum Fastelovend und mögen Sie Hunde?“, sagt Schütterle mit einem Lächeln. Denn vor Paulchen gab es schon einen Schulhund. Der Kollege aber habe die Schule verlassen. Als Dorothee Hermisch dann Paulchen als Welpe zu sich holte, war schnell klar, dass er von Anfang an mit einem begleitenden Training an den Schulalltag gewöhnt wird.

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Jonathan wird Paulchen in seiner neuen Schule vermissen. „Das war cool, einen Hund in der Klasse zu haben. Dabei hatte ich eigentlich vorher Angst vor Hunden. Durch Paulchen habe ich gelernt, mit Hunden umzugehen“, erzählt der Schüler.

Viele Schüler möchten in die „Hundeklasse“

Dafür wird die Freude bei den Erstklässlern umso größer sein. Viele Kinder möchten in die „Hundeklasse“, wie Schulleiter Schütterle sagt. „Wir sagen den Eltern natürlich, dass wir eine Hundeklasse haben und ob sie damit einverstanden sind. Wir haben noch keine negativen Meinungen dazu gehört.“

Paulchen sei mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund. Und auch im Lehrerkollegium ist er als „Kollege“ vollkommen akzeptiert. „Wenn wir unser Kollegiumsfoto machen, dann wird immer großen Wert darauf gelegt, dass auch Paulchen mit auf dem Foto ist“, so der Schulleiter.

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