Rathaus RodenkirchenMietvertrag geplatzt – Verwaltung massiv in der Kritik

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Die Verwaltung muss sich nach dem geplatztem Mietvertrag für das  Rathaus Kritik anhören.

Die Verwaltung muss sich nach dem geplatztem Mietvertrag für das  Rathaus Kritik anhören.

Rodenkirchen – Die Stimmung im Bezirksrathaus war angespannt bei der Aktuellen Stunde, die die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt hatte. Nach zweijähriger Vertragsverhandlung hatte die städtische Gebäudewirtschaft zumindest für die Rodenkirchener Bezirkspolitiker völlig überraschend Ende Dezember einen Rückzieher gemacht: Der Mietvertrag für die ehemalige Volvo-Zentrale an der Ringstraße wurde nicht unterschrieben.

Diese sollte als Interim für das marode alte Bezirksrathaus dienen, während das neue Bezirksrathaus gebaut wird. Grund für den Neubau waren Schadstoffbelastungen des alten Bezirksrathauses, die einen erheblichen Sanierungsaufwand bedeutet hätten (die Rundschau berichtete). Eigentlich hätten die Mitarbeiter des Bezirksrathauses im Laufe des Jahres umziehen und hier interimsweise arbeiten sollen.

Schadstoffbelastung nicht früher bekannt?

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Manfred Giesen hatte in diesem Zusammenhang gleich mehrere Fragen: Warum etwa die Schadstoff-Belastung nicht früher festgestellt wurde und warum die Bezirksvertretung bereits im Juni letzten Jahres einem Dringlichkeitsantrag für den Mietvertrag zustimmen sollte, obgleich es offensichtlich so dringlich gar nicht war. Wie es nun weitergehe und ob es überhaupt einen weiteren Standort gebe. Schnell wurden Vorwürfe der fehlenden Transparenz und vorenthaltener Informationen geäußert. Andere Fraktionsmitglieder sprachen auch vom „Versagen der Verwaltung“ und „bewusstem Mauern“.

Wolfgang Behrisch von der städtischen Gebäudewirtschaft hatte demzufolge einen schweren Stand in der Sitzung. Er war eigens gekommen, um seitens der Stadt Rede und Antwort zu stehen. „Die Verwaltung wird immer als stumpf dargestellt, aber wir haben sauber und professionell gearbeitet“, erklärte Behrisch und erklärte das Prozedere.

Gesundheit der Mitarbeiter geht vor

Man müsse erst eine geeignete Immobilie finden, ehe man über „Details“ wie Schadstoffe spreche. „Im Juni ist das Thema Schadstoff an uns herangetragen worden. Wir wollen keine schmutzige Wäsche waschen, aber die Informationen kamen zögerlich“, erklärte Behrisch. Ein Mietvertrag sei bis zu diesem Zeitpunkt nicht unterschrieben worden, der finanzielle Schaden belaufe sich auf den Aufwand der Mitarbeiter, die mit der Prüfung des Gebäudes beschäftigt waren. „Das tut weh. Die hätten was anderes machen können in der Zeit “, sagte Behrisch. An der Absage hält die Gebäudewirtschaft aus nachvollziehbaren Gründen fest: „Die Gesundheit der Mitarbeiter geht vor.“ Genaue Daten zur Schadstoffbelastung habe er bewusst nicht mitgebracht. Da fehlte dann auch den Christdemokraten die Transparenz. „Merkwürdigerweise sitzen wir jetzt auch in einem Asbestbau. Da muss man doch Werte gegeneinanderstellen können“, meinte Hans-Josef Küpper. Und auch die SPD hakte nach: „Sie haben also nicht geprüft, sondern wieder ein halbes Jahr gewartet“, meinte Dr. Jörg Klusemann. Dessen Fraktionskollegin Elke Bussmann zeigte sich erstaunt, dass nicht schon viel früher ein Gutachten eingeholt wurde.

Abriss, Neubau und ein neues Viertel

Drei Jahre waren für den Abriss des alten Bezirksrathauses und den Bau des neuen vorgesehen. Anstatt des achtgeschossigen Hauses soll das neue Rathaus fünf Vollgeschosse und einen autofreien Vorplatz haben. Es wird an gleicher Stelle wie das alte gebaut. Rund 170 Mitarbeiter sind zurzeit hier beschäftigt, etwa sechs Monate waren für den Umbau des Gebäuderiegels an der Ringstraße vorgesehen.

Das Volvo-Areal an der Ringstraße wird ohnehin bald der Vergangenheit angehören: Der Investor PE Ringviertel, der sich aus der Bauwens Development GmbH und Convalor zusammensetzt, plant hier ein ganz neues Viertel. Die Gewerbe- und Büroeinheiten werden komplett abgerissen, als letzter Abschnitt soll das Hauptgebäude an der Hauptstraße fallen. Nur der für das Bezirksrathaus vorgesehene Gebäuderiegel an der Ringstraße soll stehenbleiben. Bis zu 400 Wohnungen werden hier auf rund 25 000 Quadratmetern gebaut, rund ein Drittel öffentlich gefördert.

Der Beginn der Abrissarbeiten soll in diesem Jahr erfolgen. Die Stadt betont, dass die ehemals auf dem Gelände ebenfalls untergebrachten geflüchteten Menschen keinen Schadstoffen ausgesetzt waren. (sam)

Den Kostenaspekt warf dann auch Bezirksbürgermeister Mike Homann (SPD) auf: Ob es nicht Sache des Vermieters sei, Schadstoffe zu beseitigen: „Warum ist das für die Stadt unwirtschaftlich?“ Man gehe momentan davon aus, „dass der Vermieter die Notwendigkeit nicht gesehen hat“, erklärte Behrisch.

Suche geht weiter

Jetzt wird also weiter gesucht. Behrisch kennt die Parameter: schnell aufzutreiben, zentral, schadstofffrei. „Die Meldehalle und der Sitzungssaal könnten ja anderswo ausgelagert werden“, bot Bezirksamtsleiter Hubertus Tempski Unterstützung an. Ein Blick auf den aktuellen Immobilienmarkt unterstützt allerdings Tempskis prinzipielle Zweifel, in zentraler Lage etwas Geeignetes zu finden.

„Wir haben eine Leerstandsquote von gerade mal 2,3 Prozent. Es ist fast unmöglich, Mieträume zu bekommen“, erklärte Behrisch und zeigte sich dennoch verhalten optimistisch. Zu einem möglichen Standort wollte er sich aus Verhandlungsgründen ebenso wenig äußern wie zu den tatsächlichen Kosten einer „zwei Jahre erfolgreichen Fehlplanung“, wie Klusemann es nannte. „Wir suchen weiter ein Interim mit einem nahtlosen Übergang zum Neubau“, erklärte er. Kritik an der Vorgehensweise will er nicht gelten lassen: „Wir hätten nicht anders agieren können.“

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