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Stadtteilbibliothek RodenkirchenDer digitale Wandel erreicht die Bücherei

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Hell, weiträumig, großzügig: Die Bibliothek lädt zum Verweilen ein.

Hell, weiträumig, großzügig: Die Bibliothek lädt zum Verweilen ein.

Rodenkirchen – Nicht nur mit Licht, sondern mit der Liebe zu vielen kleinen Details konnte die Stadtteilbibliothek in Rodenkirchen vier Wochen früher als geplant ihre Wiedereröffnung feiern. Das, so bekundeten alle Beteiligten mehrfach, lag insbesondere an der guten Zusammenarbeit des Teams der Stadtteilbibliothek unter Leitung von Jutta Kossul und der Gebäudewirtschaft, die sich für die IT- und Elektroverkabelung ebenso verantwortlich zeigt wie für ein Leitsystem für Behinderte.

Ebenfalls lobend im Zusammenspiel erwähnt wurden die Eigentümer, die einen neuen, hellen Boden legten und die Wände komplett neu streichen ließen. Das Ambiente der alten Werkzeughalle mit dem hohen Dach und den großen Fenstern tut ihr übriges, um aus einem angestaubten Funktionalbau, der seit den 1990er unter einem Renovierungsstau litt, binnen von nur vier Monaten eine Begegnungsstätte zu schaffen, die nicht mehr viel mit dem früheren Image einer antiquierten Bücherei zu tun hat.

Der Förderverein

Die erste Veranstaltung des Fördervereins „Literamus“ findet am 10. Juli um 19.30 Uhr statt. „Die Alpen sehen und sterben“, verspricht einen Mords-Theaterabend bei einer szenischen Lesung mit Schauspielerin Isabella Archen und Alpenmusik von Marius Peters. Kartenvorverkauf im Teekesselchen, Hauptstraße 79, 50996 Köln.

Ein Geschenk an den Stadtteil

„Das ist ein Ort, in dem man nicht einfach ein Buch ausleiht, sondern ein Ort mit Aufenthaltsqualität“, meinte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und nannte die Bibliothek „ein wunderbares Geschenk an den Stadtteil“, als sie die Grußworte der Stadt überbrachte.

Schon lange zeichnet Dr. Hannelore Vogt, Bibliothekarin, Kulturmanagerin und Direktorin der Stadtbibliothek Köln für Innovation verantwortlich und räumt mittlerweile seit einigen Jahren mit dem Image der Bibliothek als einer bloßen Ansammlung archivierten Wissens auf.

„Make“ ist das große Stichwort, mit dem die Stadtteilbibliotheken in die Neuzeit streben. Das englische Wort für „machen“ bedeutet hauptsächlich, dass der einst passive Besucher wesentlich mehr eingebunden wird. Bücher werden nur noch an entsprechenden Ausleihstationen selbst ausgeliehen und zurück gegeben. Dafür wurde der Eingangsbereich in einen großen Selbstverbuchungsbereich umgewandelt. Das entlastet die fünf Mitarbeiter und gibt Raum für Beratung am neuen „Infopoint“, aber auch um neue Veranstaltungen zu planen.

„Wir sind schon lange kein Haus nur für Bücher mehr“, erklärt Rita Höft, Leiterin des dezentralen Bibliothekssystems. In der Mitte wurde deshalb Platz geschaffen für Tische und Stühle, die wie Inseln wirken und „Community Center“ heißen. Hier stehen jetzt Romane und Zeitschriften, die zum Schmökern einladen. Eine kleine Kaffee- und Tee-Ecke komplettieren die Aufenthaltsqualität.

Mit Anglizismen geht es auch auf der oberen Etage weiter, wo mit kleinem Budget moderne „Workstations“ installiert wurden. Es geht hier nicht nur um W-Lan. Moderne Anschlüsse samt USB sorgen für eine möglichst freie Arbeitsgestaltung. Den eigenen Laptop mitzubringen, ist explizit gewünscht: „Wir brauchen Lernflächen, genau wie Cafés das heute bieten, einen ,maker space’“, meint Höft. Abgerundet wird das Angebot deshalb auch durch einen 3D-Drucker, den die Besucher nach einer entsprechenden Einweisung selbstständig nutzen können.

Das Digitale und Innovative, so Höft, war bisher der zentralen Stadtbibliothek vorbehalten und geht nun sukzessive in die Bezirke. Kalk war die erste Bibliothek, die sich in ein „Make-Space“ verwandelt hat. Dort strömen mittags die Jugendlichen en masse zum Lernen und Surfen hin. Zu den Öffnungszeiten des dortigen Bezirksrathaus können die Besucher die Bibliothek dank Chipkarte, der so genannten „open library“ selbst dann nutzen, wenn keine Mitarbeiter in der Bibliothek anwesend sind. Ein System, das Vogt in Dänemark entdeckte.

Ganz groß in Rodenkirchen ist jetzt auch die Kinderecke mit Minirobotern, Spielen und kindgerechten Möbeln. Neue Veranstaltungen sollen hier in Kürze folgen, die Kinder in den unterschiedlichen Altersklassen ansprechen sollen.

Drei Fragen an...

Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek Köln

Wie macht sich der Wandel bemerkbar?

Die Arbeit ist seit meinen Anfängen in den 1970er Jahren ein kontinuierlicher Wandel. Da war es die soziale Bibliotheksarbeit und wir versorgten behinderte Menschen mit Hörkassetten. Zu den Robotern jetzt liegen nur aufgrund der technischen Möglichkeiten Lichtjahre.

Ist die Arbeit heute eine andere?

Nein, die Arbeit mit den Menschen bleibt und steht im Mittelpunkt. Die Themen ändern sich. Aber auch damals fungierten Bibliotheken bereits als Jugendzentren, wie wir es jetzt in Kalk geschafft haben.

Was ist das nächste große Thema?

Das sind die Fake News. Kinder und Jugendliche werden spielerisch als Reporter eingesetzt. Dazu gibt es Werkstattgespräche. Der WDR ist mit im Boot.

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