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Rollstuhlskate-WM in KölnMit dem Rollstuhl durch den Skatepark

Lesezeit 3 Minuten
Atemberaubende Tricks gab es bei Weltmeisterschaften der Rollstuhlskater zu sehen.

Atemberaubende Tricks gab es bei Weltmeisterschaften der Rollstuhlskater zu sehen.

Köln – Im Alter von acht Jahren wollte Aaron Fotheringham seinem älteren Bruder nicht mehr nur dabei zusehen, wie er auf einem BMX-Rad im Skatepark Tricks vollführte. Er wollte sich auch selbst die Rampen hinunterstürzen. Das „Problem“ war nur, dass der US-Amerikaner mit der Neuralrohrfehlbildung Spina bifida geboren wurde und im Rollstuhl sitzt.

Aufhalten konnte ihn sein eigentliches Handicap dennoch nicht. Er funktionierte einfach seinen täglichen Begleiter zum Sportgerät um und gründete so die Sportart Wheelchair-Motocross (WCMX) oder zu Deutsch: Rollstuhlskaten. Bis heute ist der mittlerweile 27-Jährige, der es vor allem durch die TV- und Live-Stuntshow „Nitro Circus“ zu Bekanntheit gebracht hat, der einzige Mensch, der in einem Rollstuhl einen einfachen wie doppelten Backflip (Rückwärtssalto) sowie einen Frontflip (Vorwärtssalto) vollführt hat.

Die erste Weltmeisterschaft außerhalb der USA

Natürlich war Wheelz, so Fotheringhams Spitzname, auch im North Brigade Skatepark in Weidenpesch der Star. Dort fanden am Wochenende die Weltmeisterschaften im WCMX statt – erstmals überhaupt außerhalb der USA. Fotheringham, immer noch Maßstab der Extremsportart, holte mit spektakulären Sprüngen, darunter auch einen Backflip, Grinds und Drehungen auf einem Rad den Sieg, konnte aber auch sehen, dass die Konkurrenz aufholt. Angst macht ihm das aber keine. Im Gegenteil: „Es ist so cool, wie der Sport wächst. Vor allem die Kinder zu sehen, wie sie Spaß haben, macht mich stolz. Ich bin überzeugt, dass wir bald Tricks sehen werden, die heute noch undenkbar sind.“

Allüren sucht man bei Fotheringham jedenfalls vergeblich. Als etwa Tim Eikelboom nach einem Autogramm von seinem Vorbild fragt, willigt dieser nicht nur sofort ein, sondern fordert im Gegenzug auch eine Signatur von dem Sechsjährigen. Vor zwei Jahren hatten sie sich das erste Mal auf einem WCMX-Workshop getroffen, dort war auch das gemeinsame Foto entstanden, von dem Papa Nils Eikelboom zwei Auszüge mit nach Köln brachte.

David Lebuser brach sich seinen Daumen

Seit er vor drei Jahren das erste Mal im Internet ein Video von dem Sport gesehen hatte, wollte Tim, der ebenfalls mit Spina bifida geboren wurde, dem nacheifern. Und auch wenn am Samstag das Lampenfieber kurzfristig doch zu groß war und der eigene Qualifikationslauf abgebrochen wurde: Spaß hatte die ganze Familie dennoch.

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David Lebuser, der deutsche WCMX-Pionier und Weltmeister von 2014, hatte sich am Freitag beim Training den Daumen gebrochen und konnte somit im Wettkampf nur als Moderator teilnehmen. Von seinen deutschen Kollegen wurde der 32-Jährige jedoch großartig vertreten: Sowohl bei den Kindern, wo der achtjährige Tom Brimacombe siegte, wie auch bei den über 16 Jahre alten Fahrern, wo sich der Kölner Timon Luu durchsetzen konnte, und bei den unter 16-Jährigen (Till Augustin) ging die Goldmedaille an das gastgebende Land. Bei den Profi-Frauen gewann die Britin Lily Rice.

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