Rundschau testetSo macht sich der neue e-Tarif des VRS

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Matthias Berels ist der technische Projektleiter der VRS für den e-Tarif.

Matthias Berels ist der technische Projektleiter der VRS für den e-Tarif.

  • Mit einem neuen e-Tarif möchte die VRS das Fahren im Gebiet leichter machen.
  • Die Nachfrage an der Testversion ist groß.
  • Und die Rundschau hat es auch mal ausprobiert.

Köln – Matthias Berels wischt mit seinem Finger einmal kurz über das Display seines Handys. Das war es. Die Fahrt mit der Stadtbahnlinie 1 vom Neumarkt nach Refrath kann beginnen. Eine Strecke, die der Technische Projektleiter beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sonst nie fährt.

Er weiß nicht, welche Tarifzonen er dabei durchfahren wird, in welcher Preisstufe er dafür ein Ticket braucht und was die Fahrt kostet. Muss er auch nicht. Mit dem Fingerzeig auf dem Display hat er nämlich den e-Tarif aktiviert. Eigentlich sollte für diese Software die Testphase in diesen Tagen enden. Doch der Verkehrsverbund hat sie bis Mitte 2020 verlängert. Die Nachfrage ist groß. 4200 Tester bisher. Und die Rundschau hat es auch mal ausprobiert.

Wie funktioniert der e-Tarif?

„Die App ist bewusst schlank gehalten“, sagt Berels, der den Test für die VRS mitleitet. Über GPS erkennt die App den Standort des Kunden und so seine Start-Haltestelle. Wird der Schieber auf „Start“ geschoben kann die Fahrt beginnen. Zeitnot besteht nicht, denn Zeit spielt im Grunde beim e-Tarif keine Rolle. Die App kümmert sich nur um die zurückgelegte Strecke. Und dabei ist alleine die Luftlinie zwischen Ausgangshaltestelle und Ziel interessant, denn nur die wird berechnet. 15 Cent für den Kilometer werden fällig, plus eine Grundgebühr pro Fahrt von 1,50 Euro. Alles was Berels nach dem Start noch machen muss: Bei Ankunft soll er den Schieber auf seinem Handy-Display wieder in die Ausgangsstellung bewegen. Dann bekommt er einen Streckenprotokoll (siehe Grafik) und den Preis, der über seine Kreditkarte abgebucht wird. Aber selbst wenn er vergisst, den Schieber zu betätigen, über das GPS bemerkt die Software, dass er ausgestiegen sein muss, nicht mehr mit der Bahn unterwegs ist. Er wird über Signale ermahnt. Notfalls beendet die Software von alleine die „Fahrt“.

Was kostet e-Tarif?

Wird die Strecke vom Neumarkt bis nach Refrath als Beispiel genommen, ist der e-Tarif billiger als andere Ticketsysteme. Nach Berechnung der Luftlinie wird dafür 3,30 Euro fällig. Das rabattierte Handy-Ticket für diese Strecke kostet 3,60 Euro. Für das entsprechende Papierticket müssten 4 Euro bezahlt werden. Grundsätzlich macht der e-Tarif Schluss mit Preissprüngen an Tarifgrenzen. Doch er ist nicht generell billiger. Ein Beispiel: Das City-Ticket (Kölner Stadtgebiet) der Preisstufe 1b kostet als Handy-Ticket 2,70 Euro. Umgerechnet auf die Luftlinienberechnung und den Grundtarif des e-Tarifs reichen 2,70 Euro für acht Kilometer Luftlinie. Darüber hinaus käme der e-Tarif teurer. Alltagstauglich sind solche Berechnungen freilich nicht. Der Kunde kann nicht vor jeder Fahrt die Luftlinie errechnen.

Was muss noch verbessert werden?

„Wenn der e-Tarif in den Regelbetrieb geht, wird die App auf jeden Fall einen Tarifvergleich bieten“, sagt VRS-Sprecher Holger Klein. Denn die verschiedenen Tarife werden bestehen bleiben. „Wir haben aber in der Testphase festgestellt, dass der Preis oft nicht das ausschlaggebende Argument ist. Es ist vielmehr die sehr einfache Bedienbarkeit des e-Tarifs, die die Kunden interessiert“, berichtet Klein. Der e-Tarif soll Gelegenheitsfahrer zum ÖPNV anlocken.

Wo hakt es noch bei der Nutzung?

Matthias Berels steht in der U-Bahnhaltestelle Heumarkt der Linie 5. Einer der tiefsten Punkte im Kölner U-Bahnnetz. 21,4 Meter. Bis hierhin reicht das GPS -Signal nicht. Auf dem Handy Berels wird als Haltestelle Neumarkt angezeigt. Würde er jetzt starten, wäre die Berechnung falsch. „Wir empfehlen den Testern, vor dem Herabsteigen zu sehr tiefen unterirdischen Haltestellen den e-Tarif noch oberirdisch zu aktivieren“, sagt Berels. Geht der Tarif offiziell an den Start, ließe sich durch Signalverstärker an tiefen Haltestellen das Problem beheben.

Ist die App betrugssicher?

Ziemlich. Es gibt für den Kunden natürlich eine Betrugsmöglichkeit, die auf der Hand liegt. Wenn seine Fahrt dort endet, wo sie angefangen hatte, misst die Luftlinie null Meter. Es würden nur die 1,50 Euro Grundgebühr anfallen. Von dem Betrug hätte der Kunde aber nur etwas, wenn er statt unterbrechungsfreier Rundfahrt einen Stadtbummel macht oder seine Lieblingskneipe besucht, während der e-Tarif weiter läuft. Das verhindert aber das GPS, weil anhand der Bewegungsdaten erkennbar ist, dass der Kunde nicht mehr Bahn fährt. Zudem gilt die Grundgebühr „nur“ für 180 Minuten. Danach würde automatisch eine neue Grundgebühr fällig und die Streckenberechnung erneut beginnen.

Wann kommt der e-Tarif für alle?

Wann er kommt, ist noch offen. Dass er kommt, scheint sicher. Die Gremien des VRS haben die Testphasen einstimmig beschlossen. „Wir hätten den Test nicht verlängert, wären wir von dem System nicht überzeugt“, sagt Klein. „Ich kann den Entscheidungen der Gremien nicht vorgreifen. Aber es deutet alles auf eine offizielle Einführung hin. Wir haben klar das Ziel, den e-Tarif zu etablieren.“ Bis dahin können noch weitere Interessierte am Test teilnehmen.

www.vrs.de/etarif

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