Schnelle Sanierung nötigMaroder Beton in der Tiefgarage am Kölner Dom

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Das Parkhaus am Kölner Dom 

Köln – Es ist der nächste Sanierungsfall direkt am Dom: In der Tiefgarage unter der Domplatte, die der Stadt Köln gehört, gibt es nach Rundschau-Informationen gravierende Probleme mit Korrosion in den Betonkonstruktionen von Decken, Wänden und Stützen. Auch die Treppenhäuser sind betroffen. Der Stadtverwaltung sind die Probleme schon seit sechs Jahren bekannt, doch erst jetzt sollen die Schäden plötzlich ganz schnell behoben werden. Aber der Reihe nach.

Im August 2016 beauftragte die städtische Gebäudewirtschaft ein Ingenieurbüro aus Castrop-Rauxel mit der Untersuchung von Betonbauteilen, Fugen und Beschichtungen in der Tiefgarage am Dom. Sie war laut Stadt vor rund 50 Jahren im Zuge des U-Bahn-Baus zwischen Dom und Neumarkt errichtet worden.

Risse im Beton, undichte Fugen

Im Juli 2017 lag der Untersuchungsbericht vor, und der hat es in sich. Die Gutachter hatten eine teils erhebliche Korrosion an den Bewehrungsstählen festgestellt, die für die statische Belastbarkeit der Bauteile von herausragender Bedeutung sind. Sie monierten unter anderem Risse im Beton, undichte Fugen und Oberflächenbeschichtungen sowie zu hohe Chloridkonzentrationen im Beton, die zu erhöhter Korrosion führen können.

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Diese Woche veranlasste das Liegenschaftsamt, das die Tiefgarage kaufmännisch verwaltet, im Stadtrat eine Dringlichkeitsentscheidung, „da ein Aufschub der Sanierung aufgrund des Schädigungsgrades nicht vertretbar ist“, heißt es in einem internen Papier für den Rat. Und weiter: „Diese Maßnahme ist im Rahmen der Verkehrssicherheit der Tiefgarage und um weitere Substanzschäden zu verhindern zwingend erforderlich.“

Zu diesem Zeitpunkt lag das Ergebnis der Gutachter seit mehr als fünf Jahren vor.

Warum es nun plötzlich eilig wird

Grund für die plötzliche Eile: „Die Maßnahme tangiert andere Projekte im Bereich der Tiefgarage am Dom, wie zum Beispiel die Sanierung des Dom-Hotels sowie Baumaßnahmen der ,Historischen Mitte’“. Ziel sei es, die Betonsanierung jetzt zügig „bis zur Eröffnung des Dom-Hotels im Oktober 2023 fertigzustellen. Da während der Maßnahme temporäre Sperrungen nicht vermieden werden können, muss zeitnah begonnen werden, um die anderen Projekte nicht zu gefährden.“ Bezug genommen wird dabei auch auf den geplanten Verkehrsversuch im Umfeld der Trankgasse an der Nordseite des Doms. Sie soll noch diesen Monat zwischen Marzellenstraße und Am Domhof zur Fahrradstraße werden.

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Rund 1,4 Millionen Euro soll die Betonsanierung laut Stadt kosten, inklusive 25 Prozent Risikozuschlag. Der Zeitplan ist denkbar knapp: Die Gebäudewirtschaft kalkuliert mit vier Monaten Planung, zwei Monaten Vergabe, vier Monaten Bauzeit plus zwei Monaten Restabwicklungszeit. Macht ein Jahr – wenn das Dom-Hotel tatsächlich im Oktober 2023 eröffnet, bleibt praktisch kein Zeitpuffer. Zudem drohen erhebliche Mehrkosten, da die Kalkulation aus 2011 längst überholt sein dürfte.

Das Rechnungsprüfungsamt monierte: „Anhand der Chronologie des bisherigen Projektverlaufs und der bereits seit mindestens 2017 dokumentierten Schäden (...) ist die jetzt im Vorgang vorgetragene Dringlichkeit kritisch zu hinterfragen.“ Auch sei „nicht bekannt, inwieweit sich das vor über fünf Jahren ermittelte (...) Schadensbild entwickelt hat und ob dies in der vorliegenden Kostenermittlung bereits berücksichtigt wurde“.

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