Schneller aber teurerWas bringt das neue Kölner Verfahren beim Schulbau wirklich?

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Umgewandelt: Im alten Rautenstrauch-Joest-Museum in der Kölner Südstadt ist eine Schule entstanden. 

Köln – Das neu eingeführte Verfahren zum Schulbau in Köln bringt zwar mehr Tempo – kostet aber deutlich mehr als geplant und hilft nur bedingt, den dramatischen Mangel an Schulplätzen aufzufangen. Von den rund 22.000 geplanten Schulplätzen sind tatsächlich 6509 neu, rund 30 Prozent. Die verbleibenden 14.500 erhält die Stadt quasi nur, indem sie bestehende Schulen saniert oder erweitert.

Zum Vergleich: Im vergangenen Schuljahr gingen in Köln rund 110.000 Schüler an 277 Standorten zur Schule. Bis 2030 fehlen perspektivisch 54 Schulen, über das neue Verfahren werden nur drei Schulen komplett neu gebaut, andere aber zumindest erweitert. Am Donnerstag präsentierte die Verwaltung die Bilanz nach vier Jahren des Pilotprojekts. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist neu am Kölner Verfahren beim Schulbau?

Lange Jahre war es üblich, dass die Stadt viele Firmen einzeln beauftragte, um Schulen zu sanieren oder zu bauen. Doch das war sehr anfällig, beispielsweise wenn eine Firma ausfiel, dann kam es schlimmstenfalls zum Baustopp. Deshalb genehmigte der Stadtrat 2017 das erste TU&GU-Schulbaupaket.

Hört sich kompliziert an, ist aber eigentlich recht einfach: TU steht für Totalunternehmer, dabei plant und baut ein Unternehmen eine Schule. GU bezeichnet den Generalunternehmer, in dem Fall plant eine Firma und die andere, der Generalunternehmer, baut anhand der Pläne.

Der Vorteil beider Methoden: Die Firmen tragen zum Großteil das Risiko, beispielsweise wenn ein Handwerker aus dem von der Flut betroffenen Ahrtal nun erstmal seinen Auftrag nicht wahrnimmt. Dieses Beispiel nannte die Stadt am Donnerstag.

Um welche Dimensionen geht es beim ersten Paket?

An elf Schulstandorten baut und saniert die Stadt für bis zu 745 Millionen Euro. Die erste Schätzung vor vier Jahren war von bis zu 340 Millionen Euro ausgegangen. Der Grund für die massive Steigerung laut Stadt: Sie baut mehr als geplant, etwa Außenflächen und Gebäude.

Aber auch die Arbeiten kosten mehr, Corona erschwert vieles. Allerdings: Nur eine Schule wird tatsächlich neu gebaut – das Gymnasium an der Zusestraße (wir berichteten). Insgesamt 7950 Schulplätze bringt das, 2454 davon neu, 5496 erhält sie quasi über Sanierungen und Ausbauten. Zum Schulstart 2022/2023 sollen laut Stadt all diese Plätze fertig sein.

Und das war es dann?

Nein. Der Stadtrat hat ein zweites Schulbaupaket (TU/GU) verabschiedet, es beinhaltet in den nächsten Jahren bis 2027 insgesamt 49 Projekte für 1,7 Milliarden Euro, zwei davon sind komplett neue Schulen. Dazu gehören 14 050 Plätze, 4055 davon neu. So ergeben sich nach jetzigem Stand die Gesamtzahlen beider Pakete: Für rund 2,5 Milliarden Euro schafft die Stadt 6509 neue Schulplätze und drei neue Schulen, weitere rund 14 500 erhält sie.

Ist das neue Kölner Schulbau-Verfahren erfolgreich?

Wenig überraschend sagt die Stadt: Ja. Laut Petra Rinnenburger, Chefin der städtischen Gebäudewirtschaft, dauert es nun im Schnitt zwischen fünf und sieben Jahre, ein Schule neu zu bauen oder zu sanieren.

Das gilt als Erfolg und als teils halb so lange wie vorher. Zur Frage, ob das GU-/TU-Verfahren die Schulnot löst, sagte Rinnenburger: „Es mildert sie.“ Bei der Methode über die Einzelvergaben kann es laut Rinnenburger in gut verlaufenden Einzelfällen aber auch mal in sechs Jahren ablaufen.

Und nutzt die Stadt nur noch das neue Verfahren?

Nein. Auch weiterhin arbeitet sie bei bestimmten Projekten mit Einzelvergaben, ein Beispiel ist die Sanierung des denkmalgeschützten Hansa-Gymnasiums in der Innenstadt.

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Laut Rinnenburger handelt es sich um ein derart schwieriges Projekt, dass sich dafür entweder kein General- oder Totalunternehmer bewerbe oder „astronomische Summen“ aufrufe.

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