Schwer durchzuhaltenDie Zukunft des Köln Marathons

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Der Marathon war für den 4. Oktober geplant.

Der Marathon war für den 4. Oktober geplant.

  • Wie steht des um den Marathon in Köln?
  • Der Vorstand des Marathonvereins hat sich am Donnerstagabend per Videokonferenz mit den Unwägbarkeiten der diesjährigen Veranstaltungsplanung auseinandergesetzt.
  • Was der Planungsstand ist und mit welchen Problemen die Veranstalter momentan zu kämpfen haben.

Köln – Aufgeben gehört nicht zum Naturell von Markus Frisch. Das hat viel mit Stolz zu tun, aber auch mit Sportsgeist, immerhin arbeitet der Geschäftsführer der „Köln Marathon Veranstaltungs- und Werbe GmbH“ in einer Branche, in der Durchhaltevermögen eine Kernkompetenz ist.

Doch die äußeren Bedingungen waren noch nie so widrig wie in diesem Jahr. Für den 4. Oktober ist die zuletzt stets größte Laufveranstaltung in Nordrhein-Westfalen geplant. Großveranstaltungen könnten dann wieder erlaubt sein. „Wir werden irgendwann eine Entscheidung fällen müssen auf der Basis von Halbwissen und Vermutungen“, beschreibt Frisch sein Planungsdilemma.

Veranstaltungsplanung

Der Vorstand des Marathonvereins hat sich am Donnerstagabend per Videokonferenz mit den Unwägbarkeiten der diesjährigen Veranstaltungsplanung auseinandergesetzt. Ungewiss ist, unter welchen Hygiene-Auflagen ein Marathon veranstaltet werden könnte. Wollen die Läufer mit Hunderten Gleichgesinnten dicht an dicht in ihrem Startblock auf den Rennbeginn warten?

Werden Zuschauer kommen, um verschwitzte Sportler anzufeuern, die an ihnen vorbeilaufen? Und wie kann die Hygiene garantiert werden, wenn Dutzende Läufer gleichzeitig an den Verpflegungsstationen nach einem Wasserbecher oder Bananen greifen? Viele Fragen, keine Antworten.

Zurückhaltung

Bei den Sportlern herrscht derzeit Zurückhaltung. Ganze 60 Anmeldungen haben die Verantwortlichen in den vergangenen zehn Tagen verzeichnet – kein Vergleich zum sonst üblichen Geschäft. „Die Verunsicherung ist groß“, stellt Frisch fest. Insgesamt haben sich bislang rund 2900 Sportler für den Marathon, 7800 für die Halbdistanz und 345 Vierer-Staffeln angemeldet – die große Mehrheit davon bereits vor der Corona-Krise.

Das sind insgesamt rund 6000 Sportler weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Voriges Jahr hatten sich 28 000 Athleten angemeldet. Knapp 20 000 müssten es laut Frisch auch dieses Jahr sein, damit der wirtschaftliche Schaden nicht zu groß wird.

Berlin-Marathon abgesagt

Der Berlin-Marathon, der eine Woche vor dem Laufereignis in Köln stattfinden sollte, ist bereits abgesagt worden. Der dortige Senat hat Großveranstaltungen bis Ende Oktober untersagt. Keine schöne Nachricht für die Organisatoren, doch immerhin haben sie nun frühzeitig Klarheit.

„Solange es für uns keine behördliche Anordnung gibt, müssen wir die Planungen fortsetzen“, sagt der Kölner Marathon-Chef. Doch das könnte teuer werden. Denn in diesen Tagen müssten beispielsweise die Starterbeutel geordert werden, die Produktion erfolgt in China. Bis zur Lieferung werden mindestens drei Monate vergehen.

Experiment mit ungewissem Ausgang

Seit dieser Woche sind Spielplätze wieder geöffnet, auch Vereinssport mit Körperkontakt soll bald wieder möglich sein. Doch landauf landab sprechen Epidemiologen von einem „Experiment“ – mit ungewissem Ausgang. „Die Frage ist, ob ein Marathon unter Auflagen betriebswirtschaftlich Sinn macht“, gibt Frisch zu bedenken.

Ohnehin wird die Konkurrenz im Herbst groß sein. Die Fitness-Messe Fibo ist bereits auf das Marathonwochenende verlegt worden, auch Konzertveranstalter drängen in den Herbst. Acht Mitarbeiter sind bei der Marathon-Gesellschaft beschäftigt, das Personal wurde erst kürzlich aufgestockt, weil Frisch und sein Team dieses Jahr erstmals das Radrennen „Rund um Köln“ und den Triathlon Anfang September ausrichten sollte.

Kurzarbeit und Landeskredit beantragt

Das Radrennen wurde bereits abgesagt, beim Triathlon erleben die Veranstalter eine ähnliche Hängepartie wie beim Marathon. Frisch hat für seine Crew Kurzarbeitergeld beantragt. „Wenn die Planungen aber normal fortgeführt werden, ist das mit Kurzarbeit nicht zu schaffen“, gibt Frisch zu bedenken.

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Erstmals ist die Generali-Versicherung dieses Jahr Hauptsponsor der Laufveranstaltung. „Das Ziel des Hauptsponsors und auch aller anderen ist es, den Marathon zu erhalten, selbst wenn dieses Jahr eine Absage erfolgen müsste“, sagt Frisch. Für die Marathon GmbH hat der Geschäftsführer beim Land bereits einen Notkredit beantragt. Bei einer Rennabsage stünde auf der Einnahmeseite eine Null.

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