Segnungsaktion #liebegewinntBeteiligte Kölner Gemeinden ziehen positive Bilanz

Lesezeit 3 Minuten
Segnung Köln

Gottesdienst vor Christi Auferstehung

Köln – Christoph Bouillon kann eine Bilderbuchbilanz präsentieren: „Über 200 Besucher kamen zu unserem Segnungsgottesdienst auf dem Vorplatz von Christi Auferstehung. Ich schätze, 30 bis 40 gleichgeschlechtliche Paare waren darunter. Ganz viele Medienvertreter. Sogar die New York Times hat über uns berichtet“, so der Gemeindevorstand.

Doch was ist das alles, gemessen an seinem Erlebnis gleich nach dem Gottesdienst: „Ein Paar kam auf mich zu. Einer der beiden berichtete mir, er habe bereits einen Austrittstermin gebucht. Doch den werde er nun absagen.“ Einen Kirchenaustritt verhindert: Das allein macht die Beteiligung zweier Kölner Kirchengemeinden an der bundesweiten Segnungsaktion #liebegewinnt wohl schon zum Erfolg.

Neben Christi Auferstehung beteiligte sich auch die Gemeinde St. Michael am Brüsseler Platz. Jedoch mit einem anderen Ansatz: Die Kirchentüren waren für Gespräche geöffnet, an deren Ende eine Segnung stehen konnte. Den Segen verlangte letztlich niemand. „Aber es kamen Menschen aus der ,Community’ auf uns zu, und suchten den Austausch“, ist Diakon Uli Merz dennoch zufrieden.

Und dann waren da noch die Passanten, die im Vorbeigehen spontan reagierten. „Eine 80-jährige Frau kam mir entgegen“, berichtet Merz. Energisch, mit zwei Stöcken in der Hand. „Nehmen Sie an der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren teil“, habe sie gefragt. Stockhiebe, oder Anerkennung? Diakon Merz kam mit einen blauen Auge davon: „Das finde ich echt klasse, hat sie unsere Aktion begrüßt“, kann er erleichtert berichten.

Was folgt auf die Aktion?

Bei allen Erfolgen: Ausgerechnet in Köln, der Stadt der bunten Vielfalt, nahmen nur zwei Gemeinden an der bundesweiten Aktion teil. Und eine davon – St. Michael – auch nur eingeschränkt. „Dass alle anderen gekniffen haben, ja, feige waren, das hat mich schon enttäuscht“, sagt Gemeindevorstand Christoph Bouillon.

Der Priester Thomas Frings glaubt dennoch, dass von Köln ein Signal ausgegangen ist. Der Großneffe des Kölner Erzbischofs Kardinal Joseph Frings beteiligte sich an dem Gesprächsangebot in St. Michael. „Das hat bis in die Riege der Bischöfe hinein gewirkt. Das wird auch in Rom wahrgenommen“, steht er hinter #liebegewinnt.

Damit ist die Frage aufgeworfen: Was kommt nun? Eine aufsehenerregende Aktion und das war es? „Das wird keine institutionalisierte Revolution, das muss nicht lärmend weiter gehen“, sagt Frings. Was am vergangenen Sonntag und Montag in Köln geschah, das wertet er als eine „Türöffneraktion“. „Gleichgeschlechtliche Paare wissen jetzt, auf welche Seelsorger sie zugehen können.“

Und wenn der Bischof zürnt?

Wenn die Kölner Aktionen bis in die Riege der Bischöfe gewirkt hat, dann auch auf Kardinal Woelki. Der bezog klare Position zu dem auslösenden Moment für #liebegewinnt. Dass die Glaubenskongregation in Rom erklärte, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare widerspreche katholischer Lehre, begrüßte der Erzbischof als eine Stärkung des katholischen Ehe- und Familienverständnisses.

Wie reagiert Woelki nun auf die „Abtrünnigen“ in Köln? Bisher noch gar nicht, wie die Beteiligten in den beiden Gemeinden berichten. Was nichts heißen muss. Die Bistumsleitung wartet gerne, bis sich der Sturm legt, um den Donnergroll um so erschreckender folgen zu lassen.

Und dann? „Dann stehen wir mit dem gesamten Team bereit für einen Dialog“, so Diakon Merz. Gemeindevorstand Bouillon geht einen Schritt weiter: „Dann gehen alle Ehrenamtler auf die Barrikaden. Die Gemeinde steht zu 100 Prozent hinter der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.“

Rundschau abonnieren