Seit 1923 in KölnOffermann an der Breite Straße schließt Ende Februar

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Seit den frühen 90er Jahren an der Breite Straße: Das Hauptgeschäft. Anette und Bernhard Offermann gehen Ende Februar in den Ruhestand.

  • Als die Ringe noch ein Prachtboulevard waren, lag das Hauptgeschäft mit den „Galanteriewaren“ am Hohenzollernring.
  • Das Geschäft wurde 1842 gegründet und ist seit 1923 mit eigener Verkaufsstelle in Köln ansässig.
  • Noch steht nicht fest, wie es mit dem in den Bau direkt gegenüber der Oper weitergeht.

Köln – Angefangen hat alles mit Birkenrinde. Die nämlich verkaufte Bernhard Offermanns Ur-Urgroßvater seinerzeit am Blaubach. Daraus konnte man allerlei Kleidung und Schuhwerk fertigen. Irgendwann muss in ihm der Gedanke gereift sein, statt Rohmaterial zu verkaufen doch lieber selbst in die Fertigung einzusteigen. Daraus entwickelte sich eines der ältesten und traditionsreichsten Taschengeschäfte Deutschlands – wobei das Leder-Sortiment schon bald nicht mehr nur Taschen beinhaltete, sondern stetig weiter ausgebaut wurde.

1842 gegründet und seit 1923 mit eigener Verkaufsstelle in Köln ansässig, wird nun Ende Februar nächsten Jahres Schluss sein für das Geschäft unmittelbar an der Oper – Bernhard und Anette Offermann gehen in den Ruhestand, das Geschäft an der Breite Straße 48-50 mit 18 Angestellten wird aufgelöst. Ebenfalls nicht weiter bestehen wird die „Keimzelle“ des Betriebes in Bensberg, wo in früheren Jahren von der Gerberei über die Produktion bis zum Handel alles konzentriert war.

„Die Entscheidung war nicht einfach, aber letzten Endes fühlt sie sich gut an“, sagen die Offermanns heute. Corona war nicht der Auslöser, aber wie so oft in diesen Tagen der Katalysator des Prozesses: „Eigentlich wollten wir noch ein paar Jahre dranhängen“, sagt Bernhard Offermann – aber nun, da völlig unklar ist, wie es wirtschaftlich weitergeht, haben sie die Schließung vorgezogen. Der Nachwuchs hatte sich ohnehin schon für andere Geschäftsfelder entschieden.

Bekannt für hochwertige Lederwaren

Als die Ringe noch ein Prachtboulevard waren, lag das Hauptgeschäft mit den „Galanteriewaren“ am Hohenzollernring. Von dort aus zog man bis Anfang der 90er Jahre in die Hohe Straße 135, und vor allem da wurde das Haus endgültig weit über Köln hinaus zum Begriff hochwertiger Lederwaren, in erster Linie damals wie heute Handtaschen und Reisegepäck. Und auch wenn sich vieles verändert hat mit den Jahren, eines ist gleich geblieben: der hohe Anspruch an sich selbst. „Wir verkaufen ausschließlich Waren, hinter denen wir zu 100 Prozent stehen“ sagt Anette Offermann. Da kann dann auch mal das eine oder andere angesagte Label unter den Tisch fallen, weil Qualität oder Vertriebswege nicht stimmen.

Eine besondere Verbindung hat Offermann seit vielen Jahren mit den Produkten von Longchamp. Und auch wenn beide Offermanns nicht gerne mit ihren Erfolgen hausieren gehen, bei der Erfolgsgeschichte der französischen Firma in Deutschland schwingt dann doch ein kleines bisschen Stolz mit.

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Charmant und charakteristisch: Die Architektur stammt unverkennbar aus den 60er Jahren.

„Man kann schon sagen, dass wir Longchamp in Deutschland groß gemacht haben“, sagt Anette Offermann. Als sie und ihr Mann das vor über 30 Jahren hierzulande noch weitgehend unbekannte Label auftaten und umgehend ins Programm nahmen, entwickelte es sich schnell zu einem nicht lange geheim bleibenden Geheimtipp. Heute hat Longchamp einen eigenen Store direkt am Dom.

Überhaupt, Markennamen. „Da hat sich viel geändert in den letzten Jahren. Früher konnte man auch hochwertige ,No name’-Produkte gut verkaufen. Das funktioniert heute leider nicht mehr. Ohne Markennamen geht wenig“, sagt Anette Offermann. Genauso wenig wie mit Handschuhen, einst unverzichtbares Accessoire jeder gut gekleideten Dame, heute fast vollständig vom Markt verschwunden. Dafür aber sind dann aber Handy-Taschen en vogue oder auch Rucksäcke – die haben bei den Herren längst die klassische Aktentasche abgelöst, und auch die Dame von Welt scheut heutzutage keine Schulterträger mehr.

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Noch steht nicht fest, wie es mit dem in den frühen 60er Jahren von Wilhelm Offermann in Auftrag gegebenen Bau direkt gegenüber der Oper weitergeht, aber Verhandlungen mit einem potenziellen Nachmieter laufen bereits.

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