Sensationsfund in KölnEines der ersten Häuser von Köln bei Bauarbeiten entdeckt

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Im Winkel von Weltstadthaus und Antoniterkirche überlagern Mauern aus dem Mittelalter das Gebäude aus der Zeit der Stadtgründung.

Im Winkel von Weltstadthaus und Antoniterkirche überlagern Mauern aus dem Mittelalter das Gebäude aus der Zeit der Stadtgründung.

Köln – Auf der Baustelle des Antoniterquartiers hinter der Schildergasse sind Archäologen auf die Reste eines steinernen Gebäudes aus dem ersten Jahrhundert gestoßen. Es ist so alt wie die im Jahr 50 gegründete Stadt selbst und noch viel älter als der bogenförmige Säulenbau des bekannten römischen Forums in direkter Nachbarschaft.

Dr. Marcus Trier, Chef des Römisch-Germanischen Museums und der Bodendenkmalpflege, hat den Kulturausschuss schon über den Stand der Grabung informiert. Dabei versicherte er, es werde keinen Zeitverzug für das Bauvorhaben der Evangelischen Gemeinde geben. Auf 28 Wochen sei die Grabung veranschlagt, sie liege im Zeitplan.

Haus war vermutlich öffentliches Gebäude

Fasziniert ist Trier von den Überresten des 20 mal 9 Meter großen Gebäudes. „Die zwei Meter dicken Mauern deuten auf ein öffentliches Gebäude hin, über dessen Funktion wir aber nichts wissen“, sagte Trier: „Es gab aus dem 19. Jahrhundert von Stadtbaumeister Carl Steuernagel im Zuge des Kanalbaus einen Hinweis auf solche Mauern in diesem Bereich. Er hatte sie jedoch nicht genau eingemessen, und das Baumaterial ließ sie nicht als eindeutig römisch erkennen.“ Es besteht aus Basalt statt der üblichen Grauwacke.

Die Archäologen untersuchen Zentimeter für Zentimeter die Erde in der Baugrube.

Die Archäologen untersuchen Zentimeter für Zentimeter die Erde in der Baugrube.

Inzwischen sind aber Ansätze der Wände und der typisch römische Bodenbelag aus Zement und Ziegelmehl untersucht. Er zeigt laut Dr. Dirk Schmitz, Leiter der Archäologischen Bodendenkmalpflege, Spuren der Abnutzung durch längeren Gebrauch. Das Haus besaß zudem einen rechteckigen Vorbau.

Funde existierten wohl schon zu Zeiten Kaiser Augustus

Die Ausgräber stießen zudem auf Fundamente und Abwassergräben eines kompletten Straßenzugs, der zur Ubiersiedlung gehörte, die schon zu Zeiten von Kaiser Augustus existiert haben dürfte. „Dieser Fund hilft uns, das römische Stadtkataster fortzuschreiben und eine bislang nur hier vermutete Nebenstraße nachzuweisen“, erklärte Trier. Allerdings seien schon so viele dieser Holzständerbauten bekannt, dass sie durchaus nicht erhalten werden müssten. Das gilt auch für andere Mauerreste aus dem Mittelalter sowie den ehemaligen Kriechkeller einer Schule aus dem 19. Jahrhundert, die im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde. Die Mauern werden kartiert.

Die Archäologen arbeiten sich durch Reste der Bebauung aus 2000 Jahren. So finden sie im Lehm auch Abdrücke von Holz.

Die Archäologen arbeiten sich durch Reste der Bebauung aus 2000 Jahren. So finden sie im Lehm auch Abdrücke von Holz.

Die lange unbekannte Kirche des Ordens der Sackbrüder, die um 1260 erbaut wurde, bleibt fast komplett im Boden erhalten. Die Antoniter hatten diesen Bau 1298 übernommen und überirdisch abgerissen, um an ihre neue Kirche, die noch heute an der Schildergasse steht, einen Kreuzgang anzufügen. „Dieser Bereich wird Innenhof des neuen Antoniterquartiers und als Schutzzone ohne Eingriff in den Boden gesichert“, sagte Trier.

Reste werden später in der Tiefgarage zu sehen sein

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„Bei diesem Projekt ist alles ideal gelaufen. Wir wurden schon 2013, noch vor dem Baugenehmigungsverfahren, beteiligt. Die Evangelische Kirche hat sich auch schon entschlossen, so weit umzuplanen, dass Reste des um das Jahr 50 gebauten Gebäudes an Ort und Stelle bleiben können, so dass sie später in der Tiefgarage zu sehen sein werden.“

Eine Tafel mit drei Zeilen Schrift ist laut Trier „noch nicht gelesen“. Gerüchte kursieren bereits, sie enthalte den Namen eines Kaisers und weise auf eine seltene Cäsarenstatue hin. Doch das ist laut Trier „Unsinn“. Zudem sei die Tafel erst aus den letzten Jahrhundertendes Römerreichs.

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