Shell in Köln-GodorfHunderttausende Liter Öl verseuchen Erdreich

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Shell

Die Einfahrt zur Shell Raffinerie in Köln-Godorf. In der Raffinerie sind nach Unternehmensangaben bis zu 390 Tonnen Öl aus einer Leitung ins Erdreich und ins Grundwasser gesickert.

  • Das Erdreich in Köln-Godorf ist durch ein erst spät festgestelltes Leck in großem Ausmaß verseucht.
  • Greenpeace und BUND fordern nun eine Aufklärung und sprechen von einem „erschreckenden Ausmaß“

Köln – Die Zahlen sind erschreckend und sorgen bei Bürgern und Umweltorganisationen für Entsetzen: In der Shell-Raffinerie in Godorf sind bis zu 390 Tonnen Öl ins Erdreich und ins Grundwasser gesickert. Das räumte das Unternehmen am Mittwoch ein. Ursache ist ein 1,5 Millimeter großes Leck in einer Rohrleitung.

Am 6. April war bei Routineproben an einer Messstelle auf dem Grundwasser schwimmendes Öl entdeckt worden. Doch das ganze Ausmaß der Verschmutzung wurde erst jetzt offenbar. Ausgetreten ist leichtes Gasöl (LGO) – ein Produkt, aus dem Diesel oder leichtes Heizöl hergestellt werden. Die Rede ist von bis zu 455.000 Litern. Das entspricht etwa 3030 voll gefüllten Badewannen oder 25 großen Tanklastwagen.

Bereits 2019 Undichtigkeit festgestellt

Die Bezirksregierung Köln erklärte, laut Bericht eines   Gutachters sei bereits am 21. August 2019 eine Undichtigkeit an der Rohrleitung festgestellt worden. Shell sei aber davon ausgegangen, dass nur die innere Produktleitung leckte, die umliegende Mantelleitung noch intakt sei und somit kein Öl ins Erdreich gelange. Ob Shell die Undichtigkeit damals hätte melden müssen, werde geprüft.

Pannen-Chronologie

Tropfende Leitungen oder  undichte Pumpen – immer wieder gab es auf dem Gelände von Shell gravierende Vorfälle. Eine Auswahl: 

November 2011: Ein Säure-Regen neben dem Raffinerie-Gelände nieder. Bei 500 Autos kommt es zu Lackschäden.

Februar 2012: Es gibt ein großes Leck in einer Kerosinleitung. Eine Million Liter treten aus. Das Kerosin dehnt sich auf einer Fläche von vier Hektar aus. Die defekte Leitung stammt aus dem Jahr 1942.

März 2014: In Wesseling tritt in großen Mengen Schwefelwasserstoff aus.

Oktober 2016: 100 Liter stinkendes Sauerwasser treten aus. Es gibt massive Bürgerbeschwerden. Mai 2017: Erneut kommt es zu einem Produkt-Austritt und einer Bodenverunreinigung. Rund 2000 Liter eines Kohlenwasserstoff-Gemischs laufen auf einer Fläche von 240 Quadratmetern aus.

Oktober 2017: Es wird bekannt, dass bereits im September 2017 aus einem 0, 5 Millimeter großen Loch in einer oberirdischen Pipeline rund 270 Liter Solvent Naphta, ein Kohlenwasserstoff mit krebserregenden Anteilen ausgetreten ist.

April 2020: An einer Grundwassermessstelle wird Gasöl entdeckt. Ursache: ein durch Korrosion entstandenes Loch.

Juli 2020: Shell erklärt, dass aus dem nur 1,5 Millimeter großen Loch in der Leitung bis zu 390 Tonnen Gasöl ins Erdreich und Grundwasser gesickert sind.  

Shell erklärte, betroffen sei nur das Raffineriegelände. Man gehe davon aus, dass das Mantelrohr „bei unsachgemäßen Straßenbauarbeiten beschädigt wurde“. Das habe zu Korrosion an der Produktleitung und damit zu dem Leck geführt. „Im schlimmsten Fall können 390 Tonnen ausgetreten sein, es können aber genauso gut 210 Tonnen sein“, sagte ein Sprecher.

Schon wieder gab es einen schweren Vorfall bei Shell.

Schon wieder gab es einen schweren Vorfall bei Shell.

Das ausgetretene Gasöl sei vergleichsweise dickflüssig, bewege sich nur langsam durchs Erdreich. Darum habe es lange gedauert, bis es an der Messstelle angekommen sei. Die defekte Leitung verlaufe größtenteils überirdisch und nur im Bereich der Schadstelle unterirdisch.

Nach Feststellung des Schadens sei der Grundwasserspiegel an zwei Stellen mit Pumpen abgesenkt worden, hieß es von Shell. Dadurch habe sich das Öl in einem Trichter gesammelt und werde jetzt abgepumpt. Die Bezirksregierung hat Shell ein Sanierungskonzept auferlegt.

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Die Umweltorganisation Greenpeace sprach von einem Skandal und forderte lückenlose Aufklärung. Der BUND erklärte: „Ein solches Ausmaß ist erschreckend“. Die FDP im Kölner Süden forderte, Shell zur Rechenschaft zu ziehen. „Shell gefährdet seit Jahren Umwelt und Gesundheit der Bürger in den benachbarten Stadtteilen. So kann es nicht weitergehen“, sagte Vorstandsmitglied Niklas Schmickler.

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