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Shoppen im virtuellen RaumWie der Kölner Einzelhandel sich digitalisieren will

Lesezeit 3 Minuten
Der Einzelhandel – hier in der Severinstraße – kann viel zur Attraktivierung eines Veedels beitragen. Bald auch digital.

Der Einzelhandel – hier in der Severinstraße – kann viel zur Attraktivierung eines Veedels beitragen. Bald auch digital.

  • Eine Kölner Plattform soll echtes Einkaufserlebnis mit viel Lokalkolorit vermitteln.
  • Dabei geht es nicht um simples Online-Shoppen, sondern um ein virtuell vermitteltes Einkaufserlebnisse.
  • Dabei sind 360-Grad-Video-Besuche im Laden ebenso angedacht wie augmented reality.

Köln – Digitale Vermarktung, e-commerce und Online-Shopping: Gibt es alles längst und läuft mal mehr, mal weniger gut. Was nun allerdings mit Hilfe der Köln Business Wirtschaftsförderung an den Start gehen soll, war in dieser Form wohl auch bundesweit noch nicht da: Eine digitale Plattform, die nicht die Produkte in den Vordergrund stellt, sondern den stationären Einzelhandel gleichermaßen komplett mit Umfeld ins Internet verlagert. Nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung des bestehenden Angebots, dem jeder Kölner Einzelhändler beitreten kann, solange das Geschäft inhabergeführt ist.

Klassisches Einkaufserlebnis im virtuellen Raum

Erste Ansätze dazu gab es bereits über das „Südstadt-Shopping“-Portal, das Werner Mason, treibende Kraft hinter dem neuen Projekt, aber bestenfalls als aus der Corona-Not geborenen Vor-Vorläufer verstanden wissen will. Die neue Website soll nämlich auch das bieten, was bislang noch kein Portal liefern kann: Ein „klassisches“ Einkaufserlebnis, bei dem man wie gewohnt einen Laden betritt und sich umschaut – nur eben im virtuellen Raum. „Wir sind Händler, weil wir gerne Menschen zu uns ins Geschäft einladen“, sagt Mason. „Und das soll auch digital so bleiben.“ Die einzelnen Geschäfte werden deshalb auch nicht als „Shops“, sondern explizit als „Schaufenster“ dargestellt.

Damit das funktioniert, sind in der mittlerweile recht weit gediehenen Planung Dinge wie 360-Grad-Ansichten der Läden, Einzelansichten der Auslagen und nicht zuletzt gar Augmented-reality-Angebote enthalten. Dahinter verbirgt sich vereinfacht gesagt eine digitale Technik, die es Kunden erlaubt, die Ware sozusagen „zur Probe“ virtuell ins heimische Wohnzimmer zu tragen, um zu sehen, ob sie überhaupt dorthin passt.

Besonderheiten des Veedels mit abbilden

Zu einem Einkaufserlebnis gehört aber mehr als ein nett gemachter Laden. Da kommt der zweite wesentliche Baustein ins Spiel, nämlich die Einbindung des Geschäfts in seine Umgebung, genauer gesagt ins Veedel. Dessen Besonderheiten und Eigenarten sollen sich nämlich in dem Auftritt ebenfalls widerspiegeln, über Kultur, Feste, Initiativen und Informationsbereiche. Zwar kölnweit als einheitliche Plattform angelegt, aber einzeln zugeschnitten auf die jeweiligen Stadtteile.

Inwieweit und vor allem in welcher Form sich das jeweilige Veedelsleben tatsächlich auf der Site widerspiegeln sollte, war denn auch Gegenstand einer lebhaften Diskussion in der Politik. Einigkeit herrschte letztendlich darin, dies noch einmal in Fachgesprächen zu diskutieren. Und es ist ein Punkt, der auch dem Kölner Handelskümmerer Hans Günter Grewe wichtig ist: „Wir müssen die Veedel abbilden, mit Vereinen, Gastronomie und Informationen. Als reine E-commerce-Geschichte funktioniert das nicht.“ Wobei sich für ihn da kein Widerspruch zu Mason ergibt, ganz im Gegenteil: „Das muss sich ergänzen“, sagt er. Wenn das Ganze gut miteinander verzahnt wird, glaubt auch Grewe an einen großen Wurf. Dazu befindet er sich bereits in enger Abstimmung mit Mason.

Schulungen für die Einzelhändler

Weil nicht jeder Einzelhändler vertraut genug ist mit der neuen Technik, werden Seminare und Webinare angeboten, in denen nicht nur die Technik erläutert wird, sondern auch Tipps beispielsweise zur Präsentation oder individuellen Angebots-Erstellung gegeben werden.

Mason verhehlt nicht, dass die Strukturprobleme des Einzelhandels in Teilen auch hausgemacht sind. Die Corona-Krise sei nicht der Auslöser, sondern Katalysator dieser Probleme gewesen. Die Förderung durch die Politik – die Höhe wird in Fachgesprächen abgestimmt – will er deshalb auch nicht als Unterstützungsfonds sehen, sondern als Starthilfe und Anschubfinanzierung für ein ambitioniertes Projekt, das über Köln hinaus Schule machen soll. Wenn alles gut geht, noch in diesem Jahr.

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