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Sicher ist sicherNeue Regel für Corona-Testpersonen

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Im Verdachtsfall zum Test: Die Stadt wirbt dafür, sich im Zweifel testen zu lassen. Strengere Quarantäne-Regeln können aber auch dazu führen, dass die Testbereitschaft abnimmt.

Köln – Die Stadt hat im Krisenstab neue Quarantäne-Regeln beschlossen. Künftig müssen sich alle Personen, die die häufigen Corona-spezifischen Symptome Fieber, trockener Husten und starke Müdigkeit aufweisen, in Quarantäne begeben – bis das Ergebnis vorliegt. Am Montag hatte die Stadt noch mitgeteilt, jeder, der sich testen lässt, müsse vorsorglich in Quarantäne.

Damit wäre das Betreuungssystem von Kliniken und Pflegeheimen ausgehebelt worden. Denn dort wird das Personal regelmäßig getestet. Die Regeln im Überblick:

Welche Regeln galten bislang für die Test- und Kontaktpersonen?

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Positiv getestete Personen werden vom Gesundheitsamt über ihr Testergebnis informiert. Nach den bisherigen Bestimmungen konnten diese Personen sich während ihrer Wartezeit auf des Ergebnis weiter frei bewegen, es sei denn, sie reisten aus einem ausgewiesenen ausländischen Risikogebiet nach Köln ein. Im Einzelfall konnte das Gesundheitsamt in Verdachtsfällen jedoch auch vor dem Vorliegen eines Testergebnisses Quarantäne anordnen.

Im Falle eines positiven Corona-Tests müssen die Infizierten aktuell in eine 14-tägige Quarantäne. Kontaktpersonen der Infizierten (s. Kasten) werden telefonisch informiert, dass sie sich testen lassen und bis zum Erhalt des Ergebnisses in häusliche Quarantäne müssen. Die genauen Anordnungen dazu wurden diesen Personen zusätzlich auch noch mal per Mail oder Post zugesandt. Nach einem negativen Test dürfen Kontaktpersonen sich wieder frei bewegen.

Was soll sich für die Testpersonen ändern?

Die Stadt hat auf Nachfrage der Rundschau bestätigt, dass Personen, die sich auf das Corona-Virus testen lassen, künftig in Quarantäne begeben müssen, während sie auf das Ergebnis warten. Allerdings werde diese Regel auf die Personen beschränkt, die die häufigen Corona-spezifische Symptome haben. Für Reiserückkehrer aus ausländischen Risikogebieten gelte die Regel weiterhin wie bisher. Die Stadt hat zudem darauf hingewiesen, dass die Mitteilung am Montag über den Beschluss des Krisenstabes noch keine Rechtskraft enthielt. Diese erhalte sie erst mit der Einstellung ins Amtsblatt, die voraussichtlich am Donnerstag erfolge – mit den erwähnten Einschränkungen der Maßnahmen.

Wie sollen sich Testpersonen nun gemäß den neuen Bestimmungen nach dem Test verhalten?

Die Testperson muss sich unter strenger Einhaltung der AHA-Regel auf direktem Weg nach Hause begeben und dort bis zum Erhalt des Testergebnisses isolieren und so gut wie möglich von Familienangehörigen separieren, so die Stadt.

Unter den AHA-Regeln versteht man Verhaltens-Empfehlungen, die die Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie vorgegeben hat: Abstand halten von mindestens 1,5 Meter, Hygiene-Maßnahmen beachten wie Husten und Niesen in die Armbeuge oder ein Taschentuch und das regelmäßige Waschen beziehungsweise Desinfizieren der Hände sowie das Tragen eine Alltagsmaske.

Wie viele Tests werden derzeit ungefähr in Köln pro Tag durchgeführt?

Laut Stadt sind im Oktober 3000 bis 4000 Corona-Tests am Tag durchgeführt worden. Anfang August lagen die Zahlen noch bei rund 1000 bis 2500 Tests.

Wer kontrolliert die Einhaltung der Quarantäne?

Positiv getestete Personen sowie Reiserückkehrer aus Risikogebieten müssen sich umgehend in eine häusliche Quarantäne begeben – also nicht einkaufen, keine Freunde treffen, die eigenen vier Wände nicht verlassen. Letztere haben dann nach fünf Tagen die Möglichkeit, mit einem negativen Test ihre Quarantänezeit zu verkürzen.

Bei Verstößen drohen Strafen bis zu 25 000 Euro. Kontrollieren sollen das die Gesundheitsämter, doch die können das nicht in allen Fällen mehr leisten. Laut Stadt könne im Verdachtsfall auch das Ordnungsamt zur Unterstützung hinzugezogen werden – beispielsweise durch Kontrollbesuche bei Personen, die in häuslicher Quarantäne sind.

Wie lange dauert es, bis Corona-Infizierte nach dem Test informiert werden?

Das ursprüngliche Ziel des Gesundheitsamtes war bisher, die getesteten Personen nach 48 bis 72 Stunden über ein positives Testergebnis zu informieren. Nach Aussage der Stadt ist es dem Gesundheitsamt derzeit jedoch nicht mehr möglich, bei Vorliegen des Ergebnisses tagesaktuell alle Positiv-Getesteten zu informieren.

Die neue Quarantäne-Regelung soll vermeiden, dass Infizierte andere anstecken, ohne es zu wissen. Oftmals liege das Laborergebnis laut Stadt den infizierten Personen vor, sodass diese, auch wenn noch keine Quarantäne-Anordnung seitens Gesundheitsamtes erfolgt sei, sich weiter in Quarantäne aufhalten müssen.

Ist die Stadt noch in der Lage, alle Kontaktpersonen zu informieren?

Im Schnitt hat jeder Infizierte Kontakt zu 13 Personen, die informiert werden müssen. Bei inzwischen rund 350 Neuinfizierten pro Tag bedeutet das für die Mitarbeiter in der Kontaktnachverfolgung des Gesundheitsamts etwa 4500 Telefonate. Jeden Tag.

Der Krisenstab bestätigte am Freitag, dass eine tagesaktuelle Nachverfolgung der Infizierten nicht mehr möglich sei. Seitdem sind die täglichen Infektionszahlen noch mal deutlich gestiegen, womit sich auch das Problem der Nachverfolgung der Infektionsketten verschärft.

Wie viele Personen sind derzeit damit beschäftigt, Infizierte und Kontaktpersonen zu informieren?

Aktuell sind im Gesundheitsamt von rund 450 etwa 230 Mitarbeiter mit dem Kontakt- und Rückverfolgungsmanagement der Corona-Fälle beschäftigt. Darunter befinden sich auch rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Ämtern und noch einmal so viele Bundeswehr-Soldaten, die die Arbeit in der Gesundheitsbehörde unterstützen. Bereits im August hatte die Stadt die Bundeswehr um Amtshilfe gebeten.

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Die Ford-Werke Deutschland verbieten aktuell mit wenigen Ausnahmen Dienstreisen von Mitarbeitern. Wer aus einem Risikogebiet kommt (privat oder geschäftlich), werde umgehend in Quarantäne geschickt und dürfe auch nicht aufs Ford-Gelände, so Ford-Werke-Sprecher Marko Belser.

Das Ergebnis eines Corona-Tests musste auch vor der neuen Regelung immer zu Hause abgewartet werden. Mit einem negativen Test-Ergebnis muss die Quarantäne-Aufhebung vom Gesundheitsamt eingeholt werden. Anhand dieser Befreiung entscheide die Personalabteilung, ob die betroffenen Mitarbeiter wieder auf das Werksgelände dürfen, so Belser.

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