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Stadt unterstützt EhrenamtlicheWohnungen in Köln per Mundpropaganda vermittelt

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Aus einer Flüchtlingsunterkunft heraus sieht der Kölner Wohnungsmarkt noch weniger rosig aus.

Aus einer Flüchtlingsunterkunft heraus sieht der Kölner Wohnungsmarkt noch weniger rosig aus.

Köln – Die Wohnungsvermittlung an Geflüchtete aus städtischen Unterkünften verläuft immer zäher. Die Stadt setzt darum künftig stärker auf die Kontakte von ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern und sagt ihnen ab September professionelle Unterstützung zu. Die sieben hauptamtlichen Kräfte des „Auszugsmanagements“ sollen von da an den ehrenamtlichen Kräften in schwierigen Fällen Behördengänge und Formalien abnehmen.

„Man kann nur Teil dieser Gesellschaft werden, wenn man normal wohnt“, betonte Sozialdezernent Harald Rau. Zusätzliche Stellen oder Geld gibt es dafür allerdings nicht.

Behördlicher Hürdenlauf

„Es ist immer wieder ein behördlicher Hürdenlauf: Dem Jobcenter muss das Mietangebot vorgelegt werden, die Kaution ist zu regeln, ...“, zählte Klaus Adrian auf, der in einer der etwa 40 noch aktiven Willkommensinitiativen mitwirkt. Rund 200 Personen seien bereits durch Ehrenamtliche in eine Wohnung vermittelt worden. „Unsere Hauptansprechpartner sind die großen Wohnungskonzerne, aber diese Möglichkeiten sind erschöpft“, erklärte Wohnungsamts-Chef Josef Ludwig: „Wenn es im bisherigen Tempo weiterginge, bräuchten wir noch viele Jahre, um alle Menschen zu vermitteln. Wir wollen jetzt die Wohnungsangebote über Mundpropaganda mitnehmen, bevor sie in der Zeitung stehen.“

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Seit 2011 gibt es das städtische „Auszugsmanagement“, das in den Händen von drei Trägern liegt: Caritas, Deutsches Rotes Kreuz sowie Kölner Flüchtlingsrat. So gibt es drei unbefristete Stellen. Vier weitere laufen zum Jahresende aus. Sollen aber laut Wohnungsamt verlängert werden. „Ansonsten schaffen wir es nicht“, sagte Ludwig.

Abschiebungen aus Köln

126 Personen sind im ersten Halbjahr 2019 aus Köln abgeschoben worden. 27 von ihnen waren Straftäter, einer ein Gefährder. Storniert wurden 97 Abschiebungen, etwa weil Dokumente fehlte, eine Krankheit auftrat oder sogar Menschen freiwillig abreisten. Insgesamt reisten 75 Menschen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres aus. 423 Personen sind „unbekannt verzogen“. Insgesamt müssten 6000 Menschen, die sich in Köln aufhalten, ausreisen. Dazu zählen auch die 163 Personen, deren Asylantrag im ersten Halbjahr 2019 abgelehnt wurde. Ein Grund, zu bleiben, ist eine Ausbildung: 249 Personen sind nur deshalb derzeit hier. (mfr)

Weit über 10.000 Geflüchteten hat die Stadt in Spitzenzeiten ein Bett, ein Spind und eine Duschgelegenheit zur Verfügung gestellt. Mitte des Jahres waren es nur noch 7616. 2017 erhielten 189 Familien eine Wohnung, doch weil zu viele warteten, musste die Liste 2018 geschlossen werden. Dennoch gelang 2018 die Vermittlung von 144 Wohnungen. „Jetzt ist die Liste wieder geöffnet, und es sind dieses Jahr bereits 53 Familien vermittelt worden“, teilte Ludwig mit. Aber: 458 Familien warten, das sind 1696 Personen. Eine Familie hat im Schnitt drei bis vier Personen. Ludwig: „Ein großes Problem sind die vielen großen Familie mit einer zweistelligen Zahl von Mitgliedern.“

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