Stadtbahn am WaidmarktBaugrube voller Beweismaterial

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Modrig riecht die Baugrube am Waidmarkt. Doch die Suche nach der Einsturzursache schadet ihr mehr als Grundwasser.

Modrig riecht die Baugrube am Waidmarkt. Doch die Suche nach der Einsturzursache schadet ihr mehr als Grundwasser.

Köln – Erst 2023 soll die neue Stadtbahn am Waidmarkt fahren können, weil die KVB allein fünf Jahre für die dortigen Bauarbeiten einrechnet. Nahe des eingestürzten Stadtarchivs befindet sich ein Gleiswechselbauwerk. Doch warum dauert das so lange? Die Gründe sind vielfältig. Der Einsturz des Archivs und der Nachbargebäude hat laut KVB dem Bauwerk zugesetzt. Auch die Suche nach der Unglücksursache beeinträchtige das Bauwerk. Weil KVB-Vorstand Jörn Schwarze das Ende der Beweissicherung erst für die zweite Jahreshälfte 2017 erwartet, zählen die ebenfalls von ihm benannten fünf Jahre bis zur Inbetriebnahme erst ab Januar 2018.

„Sowohl die Sanierung wie auch die Fertigstellung des Bauwerks am Waidmarkt dauert nach Einschätzung der KVB jeweils zweieinhalb Jahre“, erklärte KVB-Sprecherin Gudrun Meyer. Bei dieser Kalkulation sind der Rückbau und die Verfüllung des Besichtigungsbauwerks neben der eigentlichen Baugrube, das die Gutachter benutzen, miteinberechnet. Erst danach könne die eigentliche Sanierung des Gleiswechselbauwerks beginnen. Dazu müsse zunächst das Wasser aus der Baugrube entfernt werden. Noch sei nicht beschlossen, ob dies erneut mit Wasserhaltung, also einem ständigen Abpumpen des Grundwassers, erfolgen soll, oder durch eine Vereisung des Baugrunds, die das Eindringen des Grundwassers verhindert.

Schließlich müsse der Schutt aus dem Bauwerk herausgeholt und „beweisgesichert“ werden. Das heißt, der komplette Inhalt der Baugrube ist sicher zu verwahren, so dass er bei Bedarf im Zuge der noch anstehenden Gerichtsverfahren für weitere Untersuchungen zur Verfügung steht.

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Tunnelröhren müssen freigeräumt werden

Dann muss der Beton raus, der nach der Havarie eingefüllt wurde, um das Bauwerk zu stabilisieren. 1930 Kubikmeter Beton waren damals aus Kolonnen von Betonmischfahrzeugen in die Baugrube geschüttet worden, um dort dem Grund so viel Gewicht zu geben, dass nicht mehr Erdreich aus der Umgebung hineindrückt. Durch diese Betonsicherung ist aber auch die bereits eingebaute Bewehrung für das Gleiswechselbauwerk unbrauchbar geworden und muss ausgebaut werden.

Schließlich müssen noch die Tunnelröhren freigeräumt werden. Sie liegen voller Schutt und Erdreich. Die KVB geht derzeit davon aus, dass die Tunnelröhren jedoch keinen Schaden genommen haben – auch nicht durch das Grundwasser, das seit nun sechs Jahren darin steht.

Wenn das alles erledigt ist, kann der Neubau des Gleiswechselbauwerks beginnen. Dazu ist zunächst die Sohle herzustellen. Der komplette Rohbau inklusive der Wände des Gleiswechsels werde einige Zeit in Anspruch nehmen, aber schneller gehen als bei einer Haltestelle. Drei bis vier Jahre rechnet die KVB im Schnitt für den Rohbau von Haltestellen.

Zwar gibt es in der Baugrube Zwischendecken. Doch diese sind durch diverse Baumaßnahmen „durchörtert“, wie der Fachmann sagt. Der Laie würde „durchlöchert“ sagen: So waren zur gutachterlichen Beweissicherung Rammsondierungen durch die Zwischendecken hindurch vorgenommen worden. Und auch zur Vereisung der Schlitzwand waren im Auftrag des Gutachters Löcher in die Decken gebohrt worden. Derzeit geht die KVB davon aus, dass eine Sanierung dieser Decken möglich ist.

Ist der Rohbau fertig, müssen noch Gleisanlagen, Weichen und Oberleitung eingebaut werden. „Letztlich sind wir von der Beweiserhebung abhängig“, sagte Meyer.

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