Start-up „Pinkbus“Neues Konzept soll etablierten Verkehrsbetrieben Konkurrenz machen

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Weil die Telekom Einspruch erhob, musste die bereits fertige Folierung wieder abgenommen werden.

  • Christian Höber und Tino Engelmann haben das Fernbus-Start-up „Pinkbus“ gegründet.
  • „Flixbus hat damals viel richtig gemacht“, sagt Höber. Doch was ihn nervte waren die Zwischenstopps.
  • Eine Direktverbindung stellten sich die zwei Gründer anders vor und entwickelten ein eigenes Konzept. Doch dann kam ein Einspruch von Telekom und die Corona-Pandemie.

Köln – „Wir hatten gerade den ersten Winter überstanden. Dann kam Corona.“ Wenn Christian Höber und Tino Engelmann über ihre Erfahrungen mit dem Fernbus-Start-up „Pinkbus“ erzählen, tun sie dies professionell, fast abgeklärt. Und doch merkt man ihnen an, was die letzten Monate für Kraftakte waren.

Höber ist „zwischen Bussen aufgewachsen“, in Paderborn, im Verkehrsbetrieb seines Vaters, der hauptsächlich auf den öffentlichen Nahverkehr ausgerichtet war. Engelmann, ebenfalls aus Paderborn, kommt aus der Bankbranche, war seit jeher digital vernetzt – gute Voraussetzungen, einen eigenen Verkehrsbetrieb aufzubauen.

„Flixbus hat damals viel richtig gemacht“

Mit der Fernbus-Liberalisierung Anfang 2013 kamen die großen europäischen Ausschreibungen, vorher war alles durch die Bahn reglementiert. Daran wollte sich Vater Höber nicht mehr beteiligen, er stand kurz vor dem Rentenalter. Sein Sohn dagegen hatte schnell eine Vision von preisgünstigen und klimaneutralen Direktverbindungen abseits der Bahn. „Flixbus hat damals viel richtig gemacht“, sagt Höber heute.

Aber was zu dieser Zeit schon nervte, waren die Zwischenstopps – eine Direktverbindung stellten sich die zwei anders vor. Zunächst ging es für Höber ein Jahr ins Silicon Valley, Gründerluft schnuppern, neue Geschäftsansätze kennenlernen, Dinge anders denken. Auch Busunternehmen.

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„Pinkbus“ stellt die Plattform, bietet das Design und kümmert sich um die Abwicklung im Hintergrund. Busse kaufen und fahren allerdings müssen andere: „So ein Bus kostet rund 450 000 Euro“, sagt Höber. Ein bisschen viel für zwei Jungunternehmer, also brauchte man Partner in der Branche – und fand sie. Sechs Busse von vier Verkehrsbetrieben bilden momentan die Flotte von „Pinkbus“, allesamt Neoplan Skyliner, modern ausgestattet und mit Euro-6-Norm.

„Mobility Hub“ an der Lanxess-Arena

Tino Engelmann war längst nach Köln gezogen und hatte ein breites Netzwerk aufgebaut. Er musste Höber nicht lange überreden, den Firmensitz hierher zu verlegen. Auch, weil die damals gerade ausgegliederte Wirtschaftsförderung einen „wirklich guten Support“ lieferte. „Köln hat vielleicht nicht das hippe Standing von Berlin. Aber hier ist alles viel enger abgestimmt, die Kontakte untereinander sind sehr gut.“

Weniger gut lief es anfangs mit den Ämtern und Genehmigungen. Natürlich wollten sie auch von Köln starten – aber ein schlecht frequentierter Busbahnhof am Airport war keine Alternative. Sie schlugen der Stadt vor, einen „Mobility Hub“ an der Lanxess-Arena zu errichten – den Platz und die Mittel dazu hätten sie gehabt –, aber es erfolgte keine Reaktion. So lange nicht, bis sie eben nach Düsseldorf auswichen. Mittlerweile ist „Pinkbus“ wieder in Gesprächen mit der Verwaltung und der Politik, auch mit der Oberbürgermeisterin.

Telekom erhob Einspruch

Mit einem weiteren Rückschlag hatten Höber und Engelmann ebenfalls nicht gerechnet. Die Telekom erhob Einspruch gegen die Farbgebung, zu nah am Magenta. „Wir hatten das natürlich auf dem Schirm, haben Anwälte und Experten befragt. Alle haben gesagt, mit ein bisschen bunt zwischendrin und dem großen ,Pinkbus’-Logo sollte es kein Problem geben.“ Zumal die Telekom keine Fernreisen anbietet.

Gericht und Telekom sahen das anders, die bereits fertige Folierung war für die Tonne. Inklusive einer guten sechsstelligen Summe. Und noch etwas ärgert sie. „Ohne die Kurzarbeit-Regelungen wären wir um Kündigungen nicht rumgekommen. Die Busse standen ja gut vier Monate. Aber wir mussten massiv einsparen, während die Bahn einfach weiter Regelbetrieb und rote Zahlen fuhr. Um dann mit Milliarden-Beträgen subventioniert zu werden und jetzt Zwölf-Euro-Tickets für Menschen bis 26 Jahre anbietet.“ Exakt die Zielgruppe von „Pinkbus“.

Hilft aber alles nichts, die Blicke sind weiter nach vorn gerichtet. Die Linien haben in Teilen ihren Betrieb wieder aufgenommen, und bei sechs Bussen und den bislang bestehenden Routen Berlin, Düsseldorf, München und Frankfurt soll es langfristig nicht bleiben. Vielleicht ist dann auch Köln wieder im Spiel – Höber und Engelmann haben mal vorsichtig das nächste Frühjahr angepeilt.

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