Stresstest in KölnSo lief das erste Shopping-Wochenende mit 2G

Lesezeit 4 Minuten
20211203_tb_HoheStrasse_Dezember_001_2

In den großen Einkaufsstraßen der Innenstadt herrschte am Samstag reger Betrieb. 

Könl – Weihnachtsdekoration, Weihnachtsmusik und Lichterketten: Die Kölner Innenstadt ist gewappnet für die Weihnachtszeit, aber das zweite Adventswochenende ist anders als sonst: Seit Samstag gilt die 2G-Regel im Einzelhandel. Wer shoppen will, muss geimpft oder genesen sein. Das wirft viele Fragen auf: Kommen nun weniger Kunden? Wie streng wird das umgesetzt? Die Rundschau hat sich auf den Kölner Einkaufsstraßen wie Hohe Straße, Schildergasse oder Ehrenstraße umgeschaut.

Trotz 2G: Viele Menschen in Köln gehen shoppen

Vor allem zwei Dinge fallen an diesem Samstag auf: Es ist überraschend voll auf den Einkaufsmeilen. Und lange Schlangen vor Geschäften und Hinweise auf die 2G-Pflicht an den Türen und Schaufenstern der Einzelhändler. Zwar bringen die meisten Kunden Verständnis für die Regelung mit, angenehmes Weihnachtsbummeln sieht allerdings anders aus. „Wenn ich mir hier die langen Schlangen durch die Kontrollen und die Maskenpflicht in der Innenstadt anschaue, überlege ich mir schon zwei Mal, zum Einkaufen in die Stadt zu gehen. Gerade bei Klamotten ist Online-Shopping dann schon viel entspannter“, sagt eine Passantin.

Ausgenommen von der neuen Regel sind nur Geschäfte des täglichen Bedarfs, wie etwa Supermärkte, Apotheken und Drogerien. Und: Bis einschließlich Dienstag müssen die Händler die 2G-Nachweise noch nicht von jedem einzelnen Kunden kontrollieren, es reichen Stichproben. Das verschafft den Händlern etwas Zeit, denn die Ministerpräsidentenkonferenz hat die Änderung ja erst am vergangenen Donnerstag beschlossen. Ein Verkäufer des Second-Hand-Stores „Picknweight“ in der Ehrenstraße sagt: „Die 2G-Pflicht kam für uns sehr plötzlich. Wir haben noch keine Scanner, um die Nachweise von jedem Kunden zu kontrollieren. Da kommt es uns entgegen, jetzt noch nicht jeden kontrollieren zu müssen.“

Der Handelsverband NRW

Auch wenn die meisten Unternehmen mit 2G gerechnet hatten, seien sie dadurch vor enorme Herausforderungen gestellt worden, erklärte Jörg Hamel vom Handelsverband NRW. Bei den Umsätzen lagen die befragten Unternehmen etwa gleichauf mit den Ergebnissen am ersten Adventswochenende.

Im Vergleich zum Vorjahr hatten allerdings 67 Prozent einen niedrigeren Umsatz. „Hier zeigt sich ein sehr differenziertes Bild, je nach Standort und Branche. Bei vielen Händlern scheinen die Befürchtungen bezüglich der Einführung der 2G-Regel nicht eingetroffen zu sein. In den meisten Fällen überwiegt die Erleichterung darüber, dass man die Geschäfte nicht schließen muss“, so Hamel. Besonders gut gingen die kleinen Geschenke zu Nikolaus. Jetzt bleibe zu hoffen, dass keine weiteren Verschärfungen kämen. (two)

Andere Geschäfte sind da schon weiter und versuchen bereits jetzt, jeden Kunden zu kontrollieren. Wenn Passanten beispielsweise in den Öko-Laden „Grüne Erde“ gehen, werden sie direkt hinter dem Eingang nach ihrem 2G-Nachweis gefragt. Diese Aufgabe muss im Laden eine Mitarbeiterin erledigen, die eigentlich für die Kleidungsberatung zuständig ist. „Wegen der 2G-Regelung kommen nicht nur weniger Kunden, auch der Service leidet darunter. Wir müssen beispielsweise eine gute Kleidungsberaterin an den Eingang stellen, die sich dann nicht mehr um Kunden kümmern kann“, sagt Verkäufer Magnus Berns. Er findet zwar die 2G-Regelung auf Grund des Infektionsschutzes richtig. Besser wäre es seiner Meinung aber, wenn etwa die Stadt die Impfnachweise kontrolliert.

Kleinere Läden trifft die Pflicht zur Kontrolle noch härter. Die Flohmarkthalle im Mauritiussteinweg kommt mit den Stichproben zwar klar, Inhaber Günter Habetz weiß allerdings nicht, wie es am Mittwoch weitergehen soll. „Wir sind normalerweise nur zu zweit im Laden. Wenn einer von uns die ganze Zeit an der Tür stehen muss, haben wir niemanden, der verkaufen kann.“ Deshalb fordert er eine Sonderregelung für kleine Läden, die sich keine Hilfskraft leisten können. „Wenn sich nichts verändern wird, kann ich ab Mittwoch nur die Tür schließen und die Kunden müssen dann klingeln. Eine andere Lösung dafür habe ich leider nicht.“

Auch Samy Sarkis, Inhaber des Blumenladens Samy Flower Design in der Richmodstraße, macht sich Sorgen. „Ich sehe das Weihnachtsgeschäft in Gefahr. Schon heute hatte ich weniger Kunden als sonst und ich befürchte, dass wie letztes Jahr wieder viele ihre Geschenke im Internet kaufen.“ Das sei gerade für kleine Geschäfte, die es sich nicht leisten können, ihre Waren online zu vertreiben, fatal. Kunde Robert Hoffmann sagt: „Ich hoffe, dass die Einschränkungen jetzt auch dabei helfen, die Pandemie zu bekämpfen und wir vielleicht Weihnachten normal feiern können. Ich wünsche allen Geschäften, dass sie diese schwierige Zeit überstehen und ein glückliches Weihnachtsfest feiern können, denn ohne sie könnten wir keine Geschenke kaufen.“

Rundschau abonnieren