Studie der UniklinikWie Altenheime ihre Bewohner vor Corona schützen wollen

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Fast ein Schnelltest: Das Ergebnis des Abstrichs gibt es noch in derselben Nacht per SMS.

Köln – Die plötzliche Isolation sei für viele Bewohner „ein großer Schock“ gewesen, erinnert sich Elisabeth Römisch, Leiterin des Seniorenzentrums Arnold-Overzier-Haus, an die Besuchsverbote im Frühjahr. Doch auch die Gefahr sei groß, dass Mitarbeiter oder Besucher das Corona-Virus in die Heime tragen. Verhindern will dies ein gemeinsames Forschungsprojekt von Uniklinik, Stadt und Arbeiterwohlfahrt Köln(Awo).

Der schlichte Name der Studie, „S3“, steht für Sars-CoV-2, Senioren und Surveillance (Überwachung). „Wir wollen herausfinden: Wie kann eine Teststrategie für Seniorenheime aussehen?“, sagt Professor Oliver Cornely, Oberarzt der Infektiologie. Der Aufbau der Studie, die vom 15. Oktober bis 15. Dezember läuft, ist folgender: Vier Kölner Heime werden beobachtet – die beiden Kölner Häuser der Awo, das Arnold-Overzier-Haus in der Südstadt und das Theo-Burauen-Haus in Ehrenfeld, sowie das Bonifatius Seniorenzentrum in Widdersdorf und ein weiteres Heim im Rechtsrheinischen.

Bundesweit einzigartiges Projekt

Jeweils zwei Heime gehören zu einer Testgruppe mit rund 250 Bewohnern. Auf freiwilliger Basis werden Mitarbeiter und Besucher – nicht die Bewohner – von zwei Heimen getestet. Täglich im Wechsel steht das Coronamobil der Uniklinik vor dem Arnold-Overzier-Haus und dem Bonifatius. Bei den anderen Heimen gibt es keine Testangebote. „Am Ende werden wir beide Gruppen vergleichen“, sagt Cornely. Durchgeführt wird das bundesweit einzigartige Projekt im Rahmen des vom Bund geförderten „Netzwerks Universitätsmedizin“.

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Das Coronamobil testet aktuell nur für die Studie.

Unterzeichnet hat die Studie auch Gesundheitsdezernent Dr. Harald Rau, gemeinsam schickte man sie an die Ethikkommission. Er verspreche sich von den Untersuchungsergebnissen mehr Fakten, auf deren Basis man über „Restriktionen und Lockerungen“ entscheiden könne. Rau betonte aber auch, dass es sich bei den Testungen nicht um eine „Regelversorgung“, sondern um ein „privilegiertes Forschungsvorhaben“ handele.

Testangebot kommt gut an

Elisabeth Römisch ist „heilfroh“ über die Teilnahme an der Studie. Denn einen ersten Erfolg habe es bereits gegeben: Ein Mitarbeiter, der von einer Beerdigung in Tunesien zurück kam, zeigte zwar ein negatives Testergebnis vom Flughafen vor. „Als er aber vor seiner Schicht im Coronamobil einen weiteren Test gemacht hat, war der positiv“, so Römisch. Bisher gab es in dem Heim in der Südstadt keinen Ausbruch. Die andere Einrichtung der Awo hatte nicht so viel Glück – ob es am fehlenden Testmobil liegt, kann Römisch nicht sagen. Fünf Mitarbeitende und sieben Bewohner haben sich dort mit Covid-19 infiziert.

Schnelltests für Heime

In 67 Kölner Einrichtungen für betreutes Wohnen, Senioren und Menschen mit Behinderung gibt es aktuell 200 infizierte Bewohner, davon 31 im Krankenhaus, und 208 positiv getestete Mitarbeitende, davon sieben im Krankenhaus.

Nach einer Verordnung des Landes sind ab dem 9. November Einrichtungen für vulnerable Gruppen und in diesem Bereich tätige Unternehmen verpflichtet, so genannte Antigen-Tests (auch „Schnell-Tests“) anzuwenden. Dies gilt für Besucher, Beschäftigte sowie Bewohner. Diese seien den  PCR-Tests hinsichtlich Sensitivität und Spezifität deutlich unterlegen, so Professor Gerhard A. Wiesmüller, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes: „Dennoch sind sie für einige Situationen eine Ergänzung zu den üblichen PCR-Testungen, da ihr Ergebnis viel schneller  vorliegt – nach durchschnittlich 30 Minuten am Ort der Testung.“

Das freiwillige Testangebot werde sehr gut angenommen. Rund 50 Tests werden täglich ausgewertet – die Kapazität des Coronamobils liege sogar bei 200 bis 300 Tests täglich. An dem umgebauten Wohnmobil können sich die Testpersonen zunächst per Telefon und dann online bei der Uniklinik registrieren. Dann müssen ein per SMS erhaltener QR-Code und die Krankenkassenkarte eingescannt werden. In einem Pavillon nebenan nehmen Mitarbeitende der Uniklinik einen Abstrich.

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Die Teströhrchen kommen am späten Nachmittag ins Labor. Und dann geht es schnell: Wer sich im Rahmen der Studie testen lässt, bekommt sein Ergebnis schon in derselben Nacht per SMS. „Wir gehen davon aus, dass man mit einem negativen Test die nächsten zwei Tage nicht ansteckend ist“, so Cornely. Daraus könne sich für die Bewohner und ihre Angehörigen zum Beispiel ergeben, dass auf dem eigenen Zimmer keine Maske mehr getragen werden muss. Auch mehr Körperkontakt sei möglich. Und das sei wichtig, sagt Elisabeth Römisch: „Es geht nicht ohne Berührungen.“

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