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Stundenlanges Warten bei Kölner Behörde„Das ist geschäftsschädigend“

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Geduldsprobe: Dicht gedrängt sitzen Kunden in der Kfz-Zulassungsstelle. Viele warteten stundenlang.

Geduldsprobe: Dicht gedrängt sitzen Kunden in der Kfz-Zulassungsstelle. Viele warteten stundenlang.

  • Seit Wochen kommt es schon zu sehr langen Wartezeiten.
  • Die Behörde will ab Januar die Bearbeitungszeiten für Großkunden begrenzen.
  • Im August habe man 18.413 Vorgänge bearbeitet, im Dezember rechne man mit rund 23.000 Fällen.

Köln – Die Schlange reicht vom Empfangsbereich quer durchs Foyer. Rund 40 Menschen stehen an, um eine Wartemarke zu ergattern. Wer das geschafft hat, kann im Wartebereich Platz nehmen. Doch die meisten der rund 100 Sitzplätze sind bereits besetzt. Viele, die ein Fahrzeug anmelden wollen, warten seit Stunden darauf, endlich dranzukommen.

Das Bild, das sich am Dienstagmittag in der Kfz-Zulassungsstelle bietet, ist keine Ausnahme. Nach Rundschau-Informationen kommt es seit Wochen zu sehr langen Wartezeiten. Nicht nur für Bürger, sondern auch für Gewerbekunden wie Autohäuser und Zulassungsdienste, die sich für Händler um die Formalitäten kümmern.

Stundenlanges Warten

„Seit 7 Uhr bin ich hier, habe mich dreimal angestellt und stundenlang gewartet. Dann hieß es plötzlich, die Unterlagen seien unvollständig“, erzählt Ali El Cheik Hussein (19) aus Köln. „Ich musste eine Stunde für die Wartemarke anstehen, und dann noch mal zwei Stunden warten, bis alles erledigt war“, berichtet Peter Krey (61).

Die Wartezeit habe er in Kauf genommen, „weil ich mein neues Auto sonst erst im Januar bekommen hätte“. Sein Autohändler habe ihm erklärt: Angesichts der langen Bearbeitungszeiten bei der Stadt Köln werde der Wagen in diesem Jahr nicht mehr zugelassen. Nur wenn der Kunde als Privatperson selbst zur Behörde gehe, sei eine Bearbeitung am selben Tag garantiert.

Die Bearbeitungszeiten für Großkunden sollen begrenzt werden

Eine Darstellung, die sich nach Recherchen der Rundschau bestätigt. „Wir warten bei Neuzulassungen in Köln zum Teil acht Tage auf die Papiere. Erklären Sie das mal einem Kunden, der seinen neuen Wagen abholen will“, sagt ein Autohändler aus dem Rechtsrheinischen. Seit September erlebe man bei der Zulassungsstelle „einen unglaublichen Verfall der Leistung“, nun wolle die Behörde ab Januar die Bearbeitungszeiten für Großkunden auf zwei bis drei Tage pro Woche begrenzen.

Wegen langer Wartezeiten habe es in der Zulassungsstelle schon Tumulte gegeben, die Stadt habe einen Sicherheitsdienst gerufen. Anders als in Köln gebe es in Leverkusen, Bergisch Gladbach und dem Rhein-Sieg-Kreis keine Probleme. „Dort bekommt man die Zulassung am selben Tag.“

Händler fordern mehr Personal 

Ein großes linksrheinisches Autohaus wird noch deutlicher. „Das ist geschäftsschädigend, was die Stadt Köln hier veranstaltet. Wir haben zuletzt bis zu drei Wochen auf die Papiere gewartet, die Kunden waren stinksauer“, sagt ein Mitarbeiter aus dem Vertrieb.

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In mehreren Fällen seien Käufer sogar vom Vertrag zurückgetreten, weil die Zulassung so lange gedauert habe. „Im Rhein-Erft-Kreis erhält man die Papiere am selben Tag, in Köln sagt uns die Stadt nicht mal, wie lange es dauern wird.“ Sein Fazit: „Die Stadt soll mehr Personal einstellen und notfalls die Gebühren erhöhen, aber sie muss als Behörde diesen Service zeitnah gewährleisten.“

Die Stadt erklärte auf Anfrage: „Es gibt keine Reduzierung der Zulassungsdienste und auch keine zeitlichen Änderungen – weder für Händler, noch Privatkunden.“ Die im Oktober in der Zulassungsstelle neu eingeführte Software sei „in der Anwendung komplex“, daher dauere die Zulassung „derzeit etwas länger“, werde aber „fortlaufend optimiert“.

Im Dezember rechnet man mit rund 23000 Fällen

Momentan gebe es „sehr viele Händlerzulassungen“, wie am Jahresende üblich, aber auch einen starken Zustrom privater Kunden. Im August habe man 18 413 Vorgänge bearbeitet, im Dezember rechne man mit rund 23 000 Fällen.

Die Stadt rät, vorab Termine zu vereinbaren und die Zulassung über das neue Angebot der Online-Zulassung vorzubereiten. Abmelden und ummelden kann man auch in den neun Bezirksämtern. Ab Ende der Woche ist erst mal Schicht. Vom 21. Dezember bis 1. Januar ist die Stadtverwaltung geschlossen.

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